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Der Riss

Der Riss

Titel: Der Riss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Westerfeld
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redeten nicht mehr mit uns.
    Deshalb hielten die Grayfoots in meiner Gegenwart den Mund und machten sich Sorgen um die Zukunft.“
    „Woher wissen sie, was passieren wird?“
    Sie schüttelte den Kopf und ließ das Messer noch tiefer sinken. „Das Letzte, was Ernesto mir erzählt hat, war, dass irgendwas im Anzug ist. Etwas, was schon lange geplant war.
    Die Grayfoots waren darauf vorbereitet gewesen. Nachdem die Darklinge jetzt aber nicht mehr mit ihnen redeten, könnte es für sie gefährlich werden.“
    „Nicht nur für sie“, sagte Rex. „Auch du solltest die Stadt verlassen.“

    „Würde ich liebend gern. Wenn nicht in ungefähr … fünf Minuten mein Hirn zermatscht würde.“
    Rex schüttelte den Kopf. „Nein, wird es nicht. Ich werde nicht zulassen, dass Melissa dich berührt.“
    Angie schnaubte verächtlich. „Das sagst du bloß so, damit ich dir nicht die Kehle aufschlitze.“ Sie gab einen ernüchterten Seufzer von sich und steckte das Messer wieder in ihre Manteltasche. „Nun, du kannst dich entspannen. Ich glaube, ich habe meine Phase der Kinderopfer hinter mir.“
    Als das Messer verschwand, spürte Rex, wie sein Gemüt abkühlte. Nicht nur aus Erleichterung, er hatte sich entschieden.
    „Nein, ich meine es ernst. Wir sind nicht so. Melissa muss dich gar nicht berühren. Hier draußen ist es ruhig, kein Gedankenlärm, und sie merkt, wenn du lügst, auch in der normalen Zeit. Nach Mitternacht – wenn du die Starre hinter dir hast – erzählst du uns einfach alles, was Ernesto gesagt hat.“
    „Und ihr werdet mir glauben?“
    Rex zuckte mit den Schultern. „Wie gesagt, Melissa wird merken, wenn du lügst … ohne dich zu berühren. Aber wenn die Midnight erst mal vorbei ist, kannst du gehen, wohin du willst. Insofern stimmt es, ich glaube dir.“
    Sie kniff die Augen zusammen und sah auf ihre Uhr. „Und ich werde nach Mitternacht nicht plötzlich feststellen, dass mein Hirn ein Mustopf ist oder ich dir unbedingt Zugang zu meinem Konto verschaffen will?“
    „Bankkonto?“ Er schüttelte den Kopf. „Hast du mal einen Blick auf diese Rostlaube geworden? Ein Mercedes ist das nicht gerade, wie der von deinen Kumpels dahinten.“
    „Sieht nicht so aus.“ Sie atmete langsam ein. „Also gut, vermutlich habe ich keine Wahl … Aha. Wo wir gerade bei Autos waren.“

    Rex folgte ihrem Blick nach vorn durch die Windschutzscheibe. Scheinwerfer waren wieder am Horizont aufgetaucht, die sich langsam ihren Weg über das verwüstete Kakteenfeld bahnten.
    „Scheiße!“, rief er und griff nach dem Armaturenbrett des Fords, um die Scheinwerfer auszuschalten. „Hoffentlich sind das keine Cops.“
    Sie kniff die Augen zusammen. „Nein, das ist kein Polizeiauto. Auch kein Mercedes. Sieht nach … weiß ich nicht. Sieht ungefähr genau so abgewrackt wie diese Schrottkiste aus.“
    Rex atmete erleichtert aus. Das war Jonathan mit den anderen.
    „In Ordnung. Sind Freunde.“
    Angie schauderte. „Mit der Gedankenleserin?“
    „Ja, aber ich verspreche, dass sie dich nicht berühren wird.“
    Er beugte sich vor und schaltete die Scheinwerfer wieder ein, dann blinzelte er ungläubig, als der Wagen ein paar Meter vor ihnen zum Stehen kam.
    Jonathan und Dess konnte er hinter der Windschutzscheibe erkennen, aber auf dem Rücksitz saß niemand. Sie waren ihm und Angie hierher gefolgt, ohne Melissa und Jessica aufzugabeln, wofür sie einen Orden erwarteten.
    Er gab einen frustrierten Seufzer von sich. Hatten sie wirklich angenommen, dass sie ihn vor den Grayfoots retten könnten? Wussten sie nicht, dass es in diesem Teil der Wüste in zwei Minuten von Darklingen nur so wimmeln würde?
    „Was ist los?“, fragte Angie. „Du hast doch gesagt, das sind Freunde, oder?“
    „Keine Sorge. Ist kein Problem … für dich.“ Er schüttelte den Kopf. „Nur für uns. Wenn wir alle nach Mitternacht einfach verschwunden sind, kannst du dir die Mühe mit den Briefen sparen. Dann sind wir alle tot.“

    „Tot? Warum?“
    „Weil deine Darklingkumpels ziemlich hässlich sind, Angie, viel schlimmer, als in sämtlichen Gerichtsunterlagen steht.
    Und weil meine brillanten Pläne heute Nacht anscheinend nicht besonders gut funktionieren.“
    Rex lehnte sich in den Fahrersitz zurück und ließ die letzten Sekunden der normalen Zeit verstreichen. Er war seinem Darklinginstinkt gefolgt, als er den Wagen auf die Fiats hinausgelenkt hatte, und sie hatten ihn hier hinausgeführt – meilenweit in die Wüste hinein, weiter, als

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