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Der Rosenmord

Der Rosenmord

Titel: Der Rosenmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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Ufer. Das Boot wiegte sich leicht unter dem Druck seines Fußes. »Hier können wir nichts weiter tun. Ich mache mich jetzt auf den Rückweg zur Burg, um zu sehen, ob jemand anders mehr Glück hatte. Ich gehe gleich hier durchs Osttor hinein, Madog, wenn Ihr wollt, können wir Euch zwei Ruderer ausborgen, die Euch helfen, die beiden Boote stromaufwärts zu bringen. Ein paar Burschen, die an der Suche teilgenommen haben, würden wahrscheinlich ganz gern auf diesem Weg zur Brücke zurückkommen.« Er ließ den Blick über die Männer wandern, die aufmerksam lauschend in einiger Entfernung standen. »Das ist besser als laufen, Burschen, nachdem ihr den ganzen Tag gelaufen seid. Wer will der erste sein?«
    Zwei Männer kamen sofort herbei, um die Boote voneinander zu trennen und sich auf die Ruderbänke zu setzen. Sie legten noch vor Madog ab, steuerten das Boot in die Mitte des Stroms und begannen mit geübten Bewegungen zu rudern. Es mochte sein, dachte Cadfael, als er bemerkte, daß Bertred der Weber sich zurückgehalten hatte, daß der Heimweg vom nahe gelegenen Burgtor kaum länger war als der Weg vom Brückentor, wo die Boote festgemacht wurden. Wahrscheinlich hielt er es für nutzlos, sich anzubieten. Auch mochte es sein, daß er mit Ruderbooten keine Erfahrung hatte. Aber das alles erklärte nicht das kleine Lächeln und den zufriedenen Ausdruck seines hübschen jungen Gesichts, als er sich diskret zurückzog. Und ganz gewiß erklärte es nicht, was Cadfael als letztes von ihm sah, als er sich noch einmal aus der Strommitte umdrehte.
    Bertred trödelte hinter Hugh und den Männern her, die sich rasch zur Straße und zum Osttor der Stadt aufgemacht hatten.
    Der Weber blieb einen Augenblick stehen und sah ihnen nach, wie sie den Hügel hinaufgingen. Dann drehte er sich um und ging zielstrebig, aber ohne besondere Eile, in die entgegengesetzte Richtung davon, in Richtung des nächsten Waldstückes, als hätte er dort etwas Wichtiges zu tun.
    Bertred kehrte erst zum Essen nach Hause zurück, als schon der Abend dämmerte. Der normale Tagesablauf war durcheinander, die Diener hatten ihre Aufgaben, die Mahlzeiten und alles andere, was ein ordentlich geführtes Haus auszeichnete, vergessen. Miles rannte ein dutzendmal in der Stunde von der Werkstatt zur Straße hinaus, um jeden zufällig vorbeikommenden Soldaten der Garnison um Neuigkeiten anzugehen, die es natürlich nicht gab. Binnen zwei Tagen war er so nervös geworden, daß ihm sogar die Mutter, die endlich einmal Vergleichsweise schweigsam war, lieber aus dem Weg ging. Die Mädchen im Spinnraum flüsterten und tuschelten mehr, als daß sie arbeiteten, und standen, sobald er den Rücken kehrte, tratschend mit den Webern zusammen.
    »Wer hätte gedacht, daß er sich so um seine Cousine sorgt!« wunderte sich Branwen, die sein gespanntes und ängstliches Gesicht bemerkt hatte. »Natürlich macht man sich Sorgen um seine Verwandten, aber – wie er sich grämt, sollte man meinen, er hätte eine Braut verloren und nicht seine Cousine.«
    »Um seine lsabel wäre er sicher weniger besorgt«, warf ein Weber zynisch ein. »Sie bringt ihm eine passable Mitgift, und er ist gewiß zufrieden mit diesem Handel, aber wenn sie ihm vom Haken geht, dann kann er noch bessere Fische fangen. Unsere Herrin Judith aber verspricht ihm für alle Zukunft einen guten Unterhalt. Außerdem verstehen die beiden sich recht gut, wie ich sehen konnte. Er hat wirklich allen Grund, sich Sorgen zu machen.«
    Und Sorgen machte er sich wirklich. Er kaute an den Nägeln, rannte den ganzen Tag mit düsterem, sorgenvollem und ängstlichem Gesicht herum, um am Abend, als die Suche zwangsläufig unterbrochen werden mußte, in ein bedrücktes, niedergeschlagenes Schweigen zu verfallen und abzuwarten, bis am nächsten Morgen die Suche fortgesetzt werden konnte.
    Doch am Abend des zweiten Tages hatte man bereits die ganze Stadt durchsucht und jedes Haus, jeden Garten und jede Weide in den Vororten zumindest in Augenschein genommen.
    Wo konnte man nun noch suchen?
    »Sie kann nicht weit sein«, erklärte Agatha mühsam beherrscht. »Man wird sie ganz bestimmt finden.«
    »Ob weit oder fern«, entgegnete Miles elend, »sie ist gut versteckt. Und es ist sicher, daß ein Schuft sie festhält. Was, wenn sie gezwungen wird, nachzugeben und ihn zu nehmen?
    Was wird dann aus dir und mir, wenn sie einen neuen Herrn ins Haus läßt?«
    »Das würde sie niemals tun, wo sie doch so gegen eine neue Heirat ist. Nein, das

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