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Der Rosenmord

Der Rosenmord

Titel: Der Rosenmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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gestern ganz früh am Morgen? Ich frage mich, ob ein Fischer oder Fährmann aus der Stadt ein Boot vermißt. Ich kenne ein Dutzend Kähne, die eine solche Spur hätten hinterlassen können. Und danach, als das Boot nicht mehr benötigt wurde, brauchte man es nur in den Strom zu stoßen und treiben zu lassen.«
    »Dann müßten wir es stromabwärts finden«, sagte Hugh, indem er von der kleinen Pfeilspitze in seiner Hand aufblickte.
    »So ist es! Stromabwärts von der Stelle aus, an der es aufgegeben wurde. Das ist viel leichter und sicherer, als sich stromaufwärts zu wenden. Früh am Morgen, wenn nicht allzu viele Leute unterwegs sind, mochte es möglich gewesen sein, aber bis einer oder selbst zwei Ruderer das Boot gegen den Strom um die Mauern der Stadt außer Sichtweite gebracht hätten, wären am Ufer und auf dem Wasser schon viele Leute unterwegs gewesen. Und hinter der Stadt liegt Frankwell – eine gute Stunde zu rudern, bis sie vor neugierigen Augen sicher wären. Stromabwärts aber konnten sie aufatmen, sobald sie an diesem Stück Mauer und an der Burg vorbei waren, denn dort hinten gibt es nur noch Äcker und Waldland.«
    »Das klingt vernünftig«, erklärte Hugh. »Es ist zwar nicht ausgeschlossen, daß sie sich stromaufwärts wandten, aber wir werden zuerst das Wahrscheinlichste untersuchen. Bei Gott, jede Gasse in diesen Mauern haben wir abgesucht und die meisten Häuser auf den Kopf gestellt, aber wir sind noch lange nicht fertig. Niemand hat etwas von ihr gehört oder sie gesehen, seit sie mit dem Wächter am Tor sprach und über die Brücke ging. Und wenn sie, freiwillig oder unter Zwang, in die Stadt zurückkehrte, dann jedenfalls nicht durchs Tor. Der Wächter ließ keinen Wagen passieren, in dem sie hätte versteckt sein können, darauf schwört er. Es gibt zwar einige Pforten, aber die meisten führen in Gärten, und es wäre kein leichtes Unterfangen, auf die Straße zu kommen, ohne von den Bewohnern der Häuser bemerkt zu werden. Ich beginne zu glauben, daß sie nicht innerhalb der Stadtmauern ist. Trotzdem habe ich an jeder Pforte, die zu einer Straße führt, Männer postiert und mir im Namen des Königs Eingang in jedes Haus verschafft. Was alle trifft, darüber können sich einzelne nicht beschweren.«
    »Und hat sich jemand beschwert?« wollte Cadfael wissen.
    »Sie murren, aber auch das nur hinter vorgehaltener Hand.
    Nein, niemand hat Einwände erhoben, niemand hat sich gesträubt und versucht, irgend etwas verschlossen zu halten.
    Gestern war mir bis zum Abend ihr Cousin auf den Fersen und hat überall herumgeschnüffelt wie ein ängstlicher Hund, der sich der Fährte nicht sicher ist. Er hat zwei oder drei Weber abgestellt, die bei der Suche helfen. Der Vorarbeiter – Bertred heißt er, ein kräftiger junger Bursche voller Saft und Kraft – war auch den ganzen Tag bei uns und hielt die Nase auf dem Boden. Er ist jetzt mit einer Gruppe meiner Männer unterwegs und sucht in der Vorstadt in Höfen und Gärten bis zum Fluß hinunter. Alle in Judiths Haushalt kauen an den Nägeln und warten begierig auf Nachricht von ihr. Kein Wunder, denn sie verschafft ihnen allen einen Lebensunterhalt – zwanzig Familien oder mehr hängen von ihr ab. Und keine Spur von ihr zu finden, nicht einmal der Schatten eines Verdachtes gegen irgend jemand.«
    »Wie war es bei Godfrey Füller?« erkundigte sich Cadfael, der sich an die Gerüchte über diesen Freier erinnerte.
    Hugh lachte kurz. »Ich weiß, was Ihr meint! Um die Wahrheit zu sagen, er scheint ihretwegen fast so besorgt wie ihr Cousin.
    Er hat mir alle seine Schlüssel in die Hand gedrückt und mich aufgefordert, mich nach Belieben umzusehen. Das habe ich auch getan.«
    »Auch die Schlüssel für die Färberei und die Walkschuppen?«
    »Alle, auch wenn ich sie nicht brauchte, denn seine Männer waren an der Arbeit, alles war offen und gut einzusehen, unschuldig wie der lichte Tag. Ich glaube, er hätte mir am liebsten sogar ein paar Männer zur Verfügung gestellt, um bei der Suche zu helfen, doch er ist zu geizig, als daß er seine Arbeit darunter leiden ließe.«
    »Und William Hynde?«
    »Der alte Wollhändler? Nach Aussage seiner Diener hat er draußen bei seinen Schäfern und Herden übernachtet und ist erst früh am Morgen heimgekommen. Er wußte noch nicht, daß die Frau vermißt wurde. Alan war gestern bei ihm, und Hyndes Frau erhob keine Einwände, sondern ließ ihn überall nachsehen. Ich ging heute morgen noch einmal hin und sprach

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