Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Rosenmord

Der Rosenmord

Titel: Der Rosenmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
Vom Netzwerk:
selbst mit dem Mann. Er wird vor Einbruch der Nacht wieder zu den Hügeln hinausgehen. Anscheinend haben einige seiner einjährigen Schafe die Fäule, und er kam mit ein paar Männern nur zurück, um Lauge zur Behandlung der kranken Tiere zu holen. Um die Schafe macht er sich mehr Sorgen als um Judith Perle, wenn er auch sagte, daß es ihm leid täte, so Unerfreuliches über sie zu hören. Inzwischen bin ich sicher, daß sie nicht mehr in der Stadt ist. Deshalb«, fügte Hugh energisch hinzu, »müssen wir woanders nach ihr suchen.
    Stromabwärts also. Madog, kommt mit uns zum Stadttor und gebt uns ein Boot, dann wollen wir uns stromabwärts umsehen.«
    In der Mitte des Flusses fahrend, wo sie mit der Strömung glitten und Madog nur dann und wann mit dem Ruder ein wenig den Kurs korrigieren mußte, ließen sie Shrewsburys Ostseite an sich vorbeiziehen: Ein steiles grünes Ufer unter der Mauer, hier und dort eine Gruppe niedriger Büsche am Ufer, hier und dort eine Trauerweide, manchmal eine kleine, blühende Sommerwiese, dann wieder die hohe graue Steinmauer der Stadt. Kaum ein Dachfirst ragte über die Mauerkrone hinaus.
    Nur die Turmspitze von St. Marys war zu sehen, und ein Stück dahinter in der Ferne die Spitze von St. Alkmunds. Sie passierten drei Pforten in der Mauer, bevor sie die Uferstraße erreichten, über die man von der Stadt und der Burg aus im Notfall den Fluß erreichen konnte. Einige Häuser hatten ihre Gärten nach draußen verlängert oder den Boden, wo er eben genug war, genutzt, um ihr Holz oder die Vorräte für ihr Handwerk zu lagern. Von wenigen Stellen abgesehen war der Hang aber meist zu steil, um Gartenbau zu betreiben. Die besten Gärten außerhalb der Stadtmauer lagen im Südwesten innerhalb der großen Schlinge des Stromes.
    Sie passierten den schmalen, gemauerten Auslauf des Abwasserkanals, dahinter kam wieder ein steiler, grasbewachsener Hang, auf dem einige Büsche standen. Dann rückte die Stadtmauer näher an den Fluß heran und begrenzte einen ebenen, flachen Wiesenstreifen, auf dem junge Männer Zielscheiben aufbauten und sich an Feiertagen und Markttagen im Bogenschießen übten. Eine letzte Pforte kam noch, dicht unter dem ersten Turm der Burg gelegen, und dahinter wurde der Boden eben. Offene Felder lagen zwischen dem Wasser und der Hauptstraße, die vor dem Burgtor begann. Hier dehnte sich, wie auf der walisischen Seite, die Stadt ein wenig über die Mauer hinaus. Kleine, dicht aneinandergedrängte Häuser säumten die Straße, schienen im Schatten der mächtigen Steintürme und Schutzwälle zu kauern, die den einzigen Landzugang Shrewsburys schützten.
    Die offenen Wiesen erstreckten sich in die Ferne und liefen im hügeligem Acker-und Waldland aus, das friedlich und heiter in der Sonne lag. Die letzten Vorposten der Stadt waren dicht am Fluß: Godfrey Füllers Schuppen, seine Walktröge und der Trockenhof. Ein Stück dahinter stand das große Lagerhaus, in dem William Hynde seine besten Vliese gebündelt bereithielt, bis sie vom Kahn eines Händlers am schmalen, hohen Kai geladen wurden.
    In der Walkmühle waren zahlreiche Menschen eifrig beschäftigt, und zwei große Stücke hellroten Tuches waren zum Trocknen auf Rahmen gespannt. Dies war die Jahreszeit der roten, braunen und gelben Töne. Cadfael blickte zur Burgmauer und zur letzten Pforte der Stadt zurück und prägte sich ein, daß Füllers Haus nicht weit von der Burg entfernt war.
    William Hyndes Haus war nur wenig weiter entfernt. Die Pforte kam beiden sehr gelegen. Füller stellte nachts einen Wachposten auf, der auch auf dem Gelände der Fabrik lebte.
    »Hier kann man wohl kaum eine gefangene Frau verbergen«, meinte Hugh resigniert. »Tagsüber ist es ohnehin nicht möglich, wenn so viele Menschen hier arbeiten, und nachts ist der Bursche da, der bezahlt wird, um Hyndes Besitz zu bewachen.
    Er hat übrigens eine Bulldogge. Soweit ich weiß, kommt jetzt nichts mehr außer Wiesen und Waldland, aber wir können noch ein Stück weiter fahren.«
    Zu beiden Seiten zogen die grünen Böschungen vorbei, überhängende Bäume standen an beiden Ufern, aber der Wald war nicht dicht, und es gab auf eine halbe Meile oder weiter kein Gebäude mehr, nicht einmal eine Hütte. Sie wollten gerade die Suche aufgeben und umkehren, Cadfael machte sich schon bereit, die Ärmel hochzukrempeln und ein Ruder zu nehmen, um Madog zu helfen, als dieser innehielt und den Arm ausstreckte.
    »Was habe ich gesagt? Weiter brauchen wir nicht zu

Weitere Kostenlose Bücher