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Der rote Hahn: Dresden im Februar 1945 (German Edition)

Der rote Hahn: Dresden im Februar 1945 (German Edition)

Titel: Der rote Hahn: Dresden im Februar 1945 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Kempowski
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angegriffen. stop. Hauptplan. stop. Durch Wolkendecke. Stop.«
     
    Dresden-Klotzsche Ein Nachtjägerpilot Flugplatz
    Mein traurigster Nachtjägertag. Mittags zur Maschine gegangen. Das SN-2 Nachtsehgerät wurde gerichtet. Abends erster Alarm, natürlich nur für A-Besatzungen. Start erfolgte zu spät. Grosses Feuerwerk über der Stadt. Jöckenhöfer von eigener Flak abgeschossen.
     
    (Dresden) Dieter Sachse
    Die Ereignisse, soweit sie den Kreuzchor und seinen Kantor betreffen, sind so schnell berichtet, wie sie innerhalb einiger Bombendetonationen geschahen. Man konnte sie nicht beeinflussen, sich nicht einmal wehren. Die elf toten Kruzianer waren ohne Schuld gestorben, die Überlebenden überlebten ohne Verdienst, das Inferno wurde veranstaltet ohne menschlich erkennbaren Sinn.
    Das ging, wie gesagt, sehr schnell. Und es traf jeden gleich: den Kreuzkantor in seiner Wohnung auf der Johann-Georgen-Allee, die Alumnen des Kreuzchores am Georgplatz und die Kurrendaner bei ihren Familien in Dresden. Den ersten Angriff hielt der Keller der Kreuzschule aus, wenn das Gebäude auch lichterloh brannte. Wenige hundert Meter entfernt brannte die Wohnung des Kreuzkantors.
     
    Berlin Adolf Hitler 1889–1945
    Politisches Testament
    Selbst wer sich frei weiß von Gefühlen des Rassenstolzes, muß zugeben, daß für keine Rasse die Vermischungmit einer anderen Rasse wünschenswert ist. Die systematische Rassenkreuzung hat, ohne einige Zufallserfolge verleugnen zu wollen, niemals zu einem guten Ergebnis geführt. Dadurch, daß sich eine Rasse rein erhalten will, beweist sie gerade ihre Lebenskraft und ihren Lebenswillen. Mir erscheint es nur normal, daß jeder seinen Rassenstolz besitzt, und es heißt noch lange nicht, daß er die anderen mißachtet. Ich war nie der Meinung, daß etwa Chinesen oder Japaner rassisch minderwertig wären. Beide gehören alten Kulturen an, und ich gebe offen zu, daß ihre Tradition der unsrigen überlegen ist. Sie haben allen Grund, darauf stolz zu sein, genau wie wir stolz sind auf den Kulturkreis, dem wir angehören. Ich glaube sogar, daß es mir um so leichter fallen wird, mich mit den Chinesen und den Japanern zu verständigen, je mehr sie auf ihrem Rassenstolz beharren.
    Einen auf der Rassenzugehörigkeit beruhenden Stolz kannte der Deutsche im Grunde genommen nicht. Das erklärt sich aus den letzten drei Jahrhunderten innerer Spaltungen, durch die Religionskriege, die Einflüsse des Auslandes, durch die Wirkung des Christentums – denn das Christentum ist nicht ein aus dem germanischen Charakter geborener Gottglaube, sondern eine aufgezwungene, dem germanischen Wesen widersprechende Religion. Der Rassenstolz ist, wenn er sich beim Deutschen bemerkbar macht und gar aggressive Formen annimmt, nur eine ausgleichende Reaktion auf die Minderwertigkeitsgefühle zahlreicher Deutscher. Selbstverständlich bezieht sich das nicht auf die Preußen. Sie haben sich seit der Zeit Friedrich des Großen die ruhige Überlegenheit derer erworben,die es nicht nötig haben, ihre Selbstsicherheit zur Schau zu tragen. Durch diese besonderen Eigenschaften waren die Preußen erwiesenermaßen befähigt, die Einigung Deutschlands zu vollziehen. Der Nationalsozialismus hat allen Deutschen diese stolze Überlegenheit gegeben, die bisher allein den Preußen zu eigen war.

Nach dem ersten Angriff
    Dresden Ursula Schmidt *1920
    Im mit Menschen und Hab und Gut gefüllten Keller (in der Schumannstraße) hörten wir das Dröhnen immer neuer Wellen, Explosionen auf Explosionen, das berüchtigte Sausen der Luftminen erschütterte die Wände in den Grundfesten, drückte die Kellertüren aus den Schlössern. Mutti wimmerte vor Angst, an meinen Vater geschmiegt, ich lag auf den Knien, eng ein Handköfferchen mit Papieren umklammert. Nach dreißig entsetzlichen Angstminuten Ruhe. Der Giebel des Dachstuhls fing an zu brennen. Durch die nackten Sparren sahen wir ringsum bis auf einen Block gegenüber die Häuser brennen. Der Sturm heulte und trieb glühende Funkenregen über Straßen und Dächer. Wasser schleppen, die Wohnung kontrollieren, wo ein Teil der Fenster herausgedrückt, sonst alles in Ordnung war, den Nachbarn in unserem Block beim Löschen der leichten Brände helfen, für alle Fälle Kleidungsstücke und Lebensmittel in den Keller tragen – unser Haus schien gerettet zu sein.
     
    Dresden Der Oberzahlmeister Gerhard Erich Bähr 1894–1975
    Endlich kam der Hauswart Mühle und forderte die Männer auf, mit hinaus zu

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