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Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Titel: Der Rote Krieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miles Cameron
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sagte er. »Kann Euch ’nen Renner geben – eine feine Stute namens Ginger. Wär das in Ordnung?«
    Harmodius nickte, und bevor er noch mehr in Angst geraten konnte, wurde bereits ein großes kastanienbraunes Pferd mit einem leichten Sattel auf dem Rücken in den Hof geführt. Harmodius blickte mit der Verzweiflung eines alten Mannes zu dem Sattel hinauf, doch der jüngere Stallbursche hatte seine Bedenken bereits vorausgeahnt und brachte einen Schemel herbei.
    Harmodius stieg auf den Schemel und zwang sich, das Bein über den Rücken des Pferdes zu schwingen.
    Der Boden schien plötzlich sehr weit entfernt zu sein.
    »Danke, mein Junge«, sagte Harmodius. Die Jungen reichten ihm seinen Stab, die beiden Zauberstäbe sowie seine Börse, seine Dolche und seinen Umhang hoch. Dann zeigte ihm der Ältere, wie er dies alles hinter dem Sattel verstauen konnte.
    »Sorgt dafür, dass diese Botschaft zur Königin gelangt. Gebt sie persönlich ab. Das hier ist mein Ring. Damit werdet ihr vorgelassen werden, denn jeder Wächter im Palast sollte ihn kennen. Habt ihr mich verstanden?«, fragte er und begriff nun erst, dass diese beiden Jungen schreckliche Angst vor ihm hatten. Er versuchte zu lächeln. »Ihr werdet eine Belohnung erhalten.«
    Der Jüngere lächelte tapfer zurück. »Wir werden uns darum kümmern, Meister.«
    »Das ist gut.« Er nickte.
    Sie machten sich gemeinsam auf den Weg, und er ritt davon.
    Als er das Tor passierte, nickten ihm die beiden königlichen Wachen nicht einmal zu. Vielleicht sahen sie ihn aufmerksam an, vielleicht schliefen sie aber auch nur. Es war unmöglich zu sagen, denn die Ränder ihrer reich verzierten Helme verbargen ihre Augen.
    Das Hufgetrappel klang auf der Zugbrücke dumpf. Der Palast und die umgebenden Gebäude waren nur ein Teil der gesamten ausgedehnten Anlage – zu der drei Verteidigungsmauern und zwei andere große Burgen gehörten –, die über der alten Stadt Harndon thronte. Zweimal in der Geschichte von Albia war die Bevölkerung des gesamten Reiches derart vermindert worden, dass sie innerhalb dieser Mauern Platz gefunden hätte.
    Als die Wildnis gekommen war.
    Er ritt den Burghügel hinunter zur Hauptstraße der Stadt, die vom Tor ausging, bis sie hinter der Stadtmauer zur Landstraße wurde und bei Brückstadt den mächtigen Fluss überquerte, der wie eine große Schlange von Norden nach Süden durch Albia floss.
    Doch zunächst war die Straße nur eine steile Gasse zwischen schönen, weiß getünchten Häusern, die wegen ihrer Größe und den Türmchen wie kleine Burgen wirkten. Sie waren mit goldfarbenen oder schwarzen Eisenteilen geschmückt, mit roten oder blauen Türen, besaßen Dächer aus Ziegeln oder Kupfer und bemalte sowie unbemalte Marmorstatuen; die hohen und breiten Fenster waren bisweilen mit Buntglas, bisweilen auch mit Klarglas versehen. Jedes einzelne Haus war ein Palast und hatte seinen eigenen Charakter.
    Hier habe ich schon einmal gespeist. Und hier auch. Wie lange bin ich weg gewesen?
    Der Druck in seiner Brust ließ nach, als Harmodius den Hügel hinunterritt, die Paläste der Höflinge und berühmten Ritter betrachtete und sich dabei fragte, aus welchem Grund er sich nicht daran erinnern konnte, je einen von ihnen besucht zu haben.
    Er ritt durch das innere Tor, ohne den Wachen einen Blick zu schenken. Der Wind war kalt, und er kämpfte mit seinem Umhang, während er weiter durch die Mittelstadt ritt und auf den Hauptmarkt der Stadt schaute. Der Platz war doppelt oder gar dreimal so groß wie der Burghof und voller Buden und kaufmännischer Geschäftigkeit. Bevor er es sich versah, war er bereits in der Unterstadt angelangt, überquerte die Flutstraße beim Brückentor. Sein Herz schlug schneller. Er sah keinerlei Bedrohung – aber er erwartete sie.
    Die Männer am Brückentor hatten ihre ganze Aufmerksamkeit auf einen großartigen Zug aus Rittern und Bewaffneten gerichtet, die gerade die Stadt betraten. Harmodius betrachtete sie unter seiner Kapuze, versuchte die Wappen zu erkennen und herauszufinden, wer der Lord sein mochte. Er hatte ihn noch nie zuvor am Hof gesehen; es war ein großer und sehr muskulöser Mann.
    Die Wachen hatten offensichtlich nicht den Wunsch, sich diesem Riesen und seinen Männern in den Weg zu stellen. Erst recht schenkten sie dem einsamen alten Mann auf dem Weg hinaus keine Aufmerksamkeit.
    Doch der Ritter, der den Zug befehligte, tat es und beobachtete Harmodius, während dieser vorüberritt. Sein Blick wurde schärfer

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