Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Titel: Der Rote Krieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miles Cameron
Vom Netzwerk:
– und dann erschien der Leutnant des Tores, der von Kopf bis Fuß gerüstet war und nicht etwa eine Wachstafel und einen Stylus in den Händen hielt, sondern eine Streitaxt. Hinter ihm folgten vier weitere Ritter. Der Fremde versteifte sich, und Harmodius ritt schnell an ihm vorbei, solange er abgelenkt war.
    Er passierte das Tor und preschte den Hang an den unbedeutenderen Händlern vorbei, denen es nur erlaubt war, ihre Waren außerhalb der Mauern anzubieten – im Graben, wie sie es nannten. Er ritt an den Quacksalbern vorbei, an den Schauspielern und den Arbeitern, die Bühnen und Absperrungen für das Pfingstsonntagsspiel errichteten.
    Er schürzte die Lippen und gab dem Pferd die Sporen. Die Stute schien sich zu freuen, dass sie an diesem Frühlingstag draußen sein durfte. Bei der geringen Geschwindigkeit war ihr wohl langweilig gewesen, denn nun preschte sie freudig los.
    Harmodius ritt an dem Markt und dem äußeren Ring der Wohnhäuser vorbei, die den Ärmsten in der Stadt gehörten, und kam zu den ersten Feldern, die von Mauern aus aufgeschichteten Steinen und alten Baumstümpfen begrenzt wurden. Der Boden hier war nicht besonders gut. Harmodius ritt noch eine halbe Meile die Straße entlang. Mit seinem Pferd war er sehr zufrieden, verspürte aber noch immer Angst. Schließlich kam er zur Brücke.
    Bisher hatte ihn niemand aufgehalten.
    Er überquerte den ersten weiten Brückenbogen, hielt an, spuckte in den Fluss und warf zwei mächtige Zauber aus, während er auf der Brücke im hellen Sonnenlicht in Sicherheit war. Die Hermetik wirkte am besten im Sonnenschein, und die am häufigsten auftretende Magie der Wildnis vermochte fließendes Wasser nicht ohne äußerst große Anstrengungen zu überqueren, es sei denn, sie hatte die hermetische Erlaubnis des Wassers erhalten. Keine Macht der Welt konnte ihm im hellen Sonnenschein mitten auf einer Brücke über fließendem frischem Wasser etwas anhaben.
    Und wenn es doch eine solche Macht geben sollte, dann hätte er ihr ohnehin nichts entgegenzusetzen.
    Daraufhin überquerte er den Rest der Brücke und nahm die Straße nach Norden.
    Die Behnburg-Straße, östlich von Albinkirk · Robert Guissarme
    Robert Guissarme war groß und leichenhaft dünn, obwohl er gewaltige Mengen Lamm zu essen und Bier zu trinken pflegte. Es hieß, sein Appetit auf Nahrungsmittel werde nur noch durch seinen Hunger nach Gold übertroffen. Er nannte die Gruppe seiner Männer eine Gesellschaft des Abenteuers , wie es auch die bedeutendsten östlichen Kaufleute taten, und er kleidete sich in Leder und gute Wolle oder in eine strahlende Rüstung, die von den besten Schmieden des Ostens hergestellt worden war.
    Niemand wusste viel über seine Herkunft. Er behauptete, der Bastardsohn eines großen Adligen zu sein, dessen Namen er niemals aussprach – doch von Zeit zu Zeit war zu beobachten, wie er einen Finger an die Nase legte, wenn ihm ein großer Mann auf der Straße begegnete.
    Seine Sergeanten fürchteten ihn. Er geriet rasch in Wut, bestrafte ebenso rasch, und da er der beste Kämpfer seiner Gesellschaft war, wollte ihn niemand erzürnen – besonders jetzt nicht. Voll bewaffnet saß er in dichtem Nebel auf seinem Schlachtross und beobachtete zwei fliegende Händler, an denen sie am vergangenen Abend vorbeigekommen waren und die nun mitten auf der Straße standen. Sie waren mit aller Sorgfalt abgeschlachtet, abgebalgt und so an Pfähle gebunden worden, die auf der Straße standen, dass ihre Köpfe in endlosen Schreien elendiglichen Schmerzes zu verharren schienen.
    Seit gestern hatte er seine Gesellschaft in nordwestlicher Richtung über die schlechte Straße getrieben, die Albinkirk mit dem Osten verband – mit den Bergen und Morea, dem Land des Kaisers. Er war in Theva, der Stadt der Sklavenhändler, aufgebrochen und hatte seine Männer so hart angetrieben, dass die Pferde allmählich versagten. Und was die lange Kette von Sklaven betraf, aus denen ihre hauptsächliche Fracht bestand, so war ihm inzwischen gleichgültig, ob sie lebten oder starben. Sie waren ihm in Theva anvertraut worden – eine endlose Reihe gebrochener Männer und Frauen, einige hässlich, andere hübsch, aber alle mit der stillen Verzweiflung eines geschlagenen menschlichen Wesens. Man hatte ihm gesagt, es handle sich um wertvolle Ware, da es ausgebildete Sklaven seien – Köche, Diener, Mägde und Huren.
    Seine Gesellschaft hatte sie auf der langen Reise nach Westen gut behandelt – gut genug jedenfalls,

Weitere Kostenlose Bücher