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Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Titel: Der Rote Krieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miles Cameron
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gerechte Entschädigung für den Verlust unseres Karrens«, meinte er. »Aber ein Sklave ist ein Sklave. Steh auf, Junge.«
    Peter blieb noch einen Augenblick lang in kläglichem Elend liegen. Also war es unausweichlich, dass sie ihn durch Tritte zum Aufstehen zwangen.
    Dann musste er ihr Gepäck tragen, und die drei machten sich auf den Weg nach Westen und benutzten dabei einen Pfad, der geradewegs durch den Wald führte.
    Seine Verzweiflung hielt nicht lange an. Vielleicht hatte er Pech gehabt, vielleicht aber auch nicht. Sie gaben ihm zu essen; er bereitete die mageren Mahlzeiten zu und erhielt dafür etwas Brot und ein wenig von der Erbsensuppe, die er für sie gekocht hatte. Die Männer waren weder groß noch stark, weshalb er vermutete, dass er sie beide töten könnte, wenn er nur endlich von dem Joch auf seinen Schultern befreit wäre.
    Aber er konnte es nicht abnehmen. Es war sein ständiger Begleiter seit einem Monat, in dem er über Eis und Schnee marschiert war. Er hatte mit diesem kalten und höllischen Ding schlafen müssen, während die Soldaten die Frauen vor und hinter ihm vergewaltigten und er sich fragte, ob sie ihn wohl ebenfalls missbrauchen würden.
    Immer wieder hatte er sich die Handgelenke bei dem Versuch blutig gescheuert, dieses Ding loszuwerden. In seinen Tagträumen benutzte er es, um diese beiden mickrigen Männer zu zerschmettern.
    »Du bist ein guter Koch, Junge«, sagte der Größere und wischte sich über den Mund.
    Der Dünne runzelte die Stirn. »Ich will wissen, was da passiert ist«, sagte er, nachdem er ein wenig gewässerten Wein aus seiner Feldflasche getrunken hatte.
    Der Dickere zuckte die Achseln. »Banditen? Zweifellos grausame Bastarde. Ich hab nichts gesehen. Hab nur das Kämpfen gehört und … na ja, dann bist du weggelaufen.«
    Der Dünnere schüttelte den Kopf. »Die Schreie«, sagte er mit bebender Stimme.
    Sie saßen da und sahen einander finster an. Peter beobachtete sie und fragte sich, wie es ihnen überhaupt gelungen war zu überleben.
    »Wir sollten zu unserem Karren zurückgehen«, sagte der Dünnere.
    »Offenbar hast du einen Schlag auf den Kopf bekommen«, meinte der Fettere. »Willst du etwa zum Sklaven werden? Wie er?« Damit deutete er auf Peter.
    Peter hockte vor dem Feuer und fragte sich, ob es eine gute Idee gewesen war, es zu entzünden, und warum diese beiden Kerle wohl so dumm waren. Die Dämonen waren ihm aus seiner Heimat bekannt. Diese zwei Idioten mussten doch ebenfalls etwas über sie wissen.
    Aber die Nacht verging ruhig. Die beiden Narren schliefen, nachdem sie sein Joch an einem Baum festgebunden hatten, während er wach blieb. Sie schnarchten, während Peter auf einen scheußlichen Tod wartete, der jedoch nicht kam.
    Am Morgen erhoben sich die Ostmänner, schlugen ihr Wasser ab, tranken den Tee, den er ihnen gekocht hatte, aßen sein Fladenbrot und machten sich wieder auf den Weg nach Westen.
    »Wo hast du kochen gelernt, Junge?«, fragte der Dickere.
    Er zuckte nur mit den Achseln.
    »Das ist zumindest eine Fähigkeit, für die man gutes Geld bekommen kann«, meinte der Mann.
    Beim Zolltor · Hector Lachlan
    Viehtreiber hassten den Zoll. Es war einfach unmöglich, ihn zu mögen. Wenn man eine große Tierherde – hauptsächlich Kühe, aber ärmere Bauern gaben auch Schafe und manchmal sogar Ziegen mit –, die das gesamte Vermögen anderer Menschen darstellte, durch Moore und Gebirge und über Ebenen sowie durch Krieg und Pest treiben musste, stellte der Zoll stets die wahre Verkörperung des Bösen dar.
    Hector Lachlan hatte eine einfache Regel.
    Er bezahlte niemals Zoll.
    Seine Herde bestand aus Hunderten von Tieren, und er hatte so viele Männer dabei wie ein südländischer Lord in seiner Armee – Männer, die Kettenhemden aus leuchtenden Ringen und schwere Schwerter trugen. Dabei hatten sie große Äxte über ihre Schultern gelegt. Sie sahen eher wie die besten Kämpfer eines Söldnertrupps aus, und weniger wie das, was sie eigentlich waren: Viehtreiber.
    »Ich wollte Euch nicht verärgern, Lachlan!«, jammerte der örtliche kleine Lord. Er hatte diesen Ton am Leib, den Hector am meisten hasste – er nannte es Bettelprahlen, wenn ein Mann, der eben noch so getan hatte, als wäre er der Leitwolf des Nordens, plötzlich um sein Leben winselte.
    Hector hatte noch nicht einmal das große Schwert gezogen, das an seiner Hüfte hing. Er stützte lediglich den Unterarm auf dem Griff ab. Mit der anderen Hand strich er sich nachlässig über

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