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Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Titel: Der Rote Krieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miles Cameron
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Recht, dasselbe zu tun.«
    Ein heimliches Lächeln spielte um ihre Mundwinkel – eigentlich war es kein Lächeln, sondern etwas …
    Sie drehte sich um, ging die Galerie entlang und ließ ihn allein zurück.
    Er stieg die Treppe hinunter, rieb sich das Ohr und fragte sich, wie viel seine Männer wohl von diesem Geplänkel mitbekommen haben mochten. Ein Ruf baute sich in vielen Monaten auf und konnte in wenigen Augenblicken wieder zerstört werden. Und der seine war noch zu frisch, um einen Respektverlust ertragen zu können. Doch er vermutete, dass ihn der graue Himmel und die hohen Galeriefenster geschützt hatten.
    »Das ging aber schnell«, sagte Michael bewundernd, als er nach draußen trat. Der Hauptmann hielt sich davon ab, etwas so Grobes zu tun, wie die Hose festzuzurren. Denn wenn er die Frau wirklich gegen die Klosterwand gedrückt und genommen hätte, dann hätte er sich sorgfältig wieder angezogen, bevor er nach draußen trat.
    Warum habe ich es nicht getan?, fragte er sich selbst. Sie war doch willig.
    Sie mag mich.
    Sie hat mich heftig geschlagen.
    Er lächelte Michael an. »Es braucht halt nur so lange, wie es braucht«, sagte er. Während er sprach, öffnete sich die schwere eisenbeschlagene Tür, und eine ältere Nonne winkte den Hauptmann herbei.
    »Der Teufel möge über Euch wachen«, murmelte Hugo.
    Der Hauptmann schüttelte den Kopf. »Dem Teufel bin ich gleichgültig«, sagte er und ging zur geschäftlichen Unterredung mit der Äbtissin.
    Sobald er die Schwelle überschritt, wusste er bereits, dass sie sich entschieden hatte, ihn und seine Männer zu beauftragen. Wenn sie nämlich beschlossen hätte, es nicht zu tun, hätte sie ihn nicht mehr sprechen wollen. Dann wäre es im Innenhof zu Mord und Totschlag gekommen.
    Doch all ihre Soldaten wären nicht in der Lage gewesen, diese acht Männer zu töten. Und das wusste sie. Außerdem hätte sie niemals nach ihm gerufen, wenn sie selbst acht wirklich gute Männer zur Verfügung hätte.
    Es war wie bei der euklidischen Geometrie. Der Hauptmann konnte einfach nicht begreifen, warum die anderen Menschen nicht imstande waren, eine Sache aus allen Winkeln zu betrachten.
    Er rieb sich das stechende Ohr, verneigte sich tief vor der Äbtissin und zwang sich zu einem Lächeln.
    Sie nickte. »Ich muss Euch so nehmen, wie Ihr seid«, sagte sie. »Also werde ich Euch auf Abstand halten. Wie hoch sind Eure Forderungen?«
    Er nickte ebenfalls. »Darf ich mich setzen?«, fragte er. Als sie die recht anmutige Hand ausstreckte, hob er den Weinbecher aus Horn an, der offensichtlich schon für ihn bereitstand. »Ich trinke auf Eure Augen, ma belle.«
    Sie hielt seinem Blick stand und lächelte. »Schmeichler.«
    »Ja«, sagte er, nahm einen kleinen Schluck Wein und sah sie dabei wie ein wohlerzogener Höfling weiterhin über den Becherrand hinweg an. »Ja und nein.«
    »Meine Schönheit ist zusammen mit den Jahren vergangen«, sagte sie.
    »Euer Körper erinnert sich aber so gut an Eure Schönheit, dass ich sie noch zu sehen vermag«, sagte er.
    Sie nickte. »Das war ein schönes Kompliment«, gab sie zu. Dann lachte sie. »Wer hat Euch eine Ohrfeige versetzt?«, fragte sie.
    Er versteifte sich. »Das ist eine alte …«
    »Unsinn! Ich erziehe Kinder. Ich erkenne eine Ohrfeige.« Sie kniff die Augen zusammen. »Eine Nonne.«
    »Ich enthülle keine zarten Geheimnisse«, sagte er.
    »Ihr seid nicht so schlecht, wie Ihr mich glauben machen wolltet, Messire«, erwiderte sie.
    Einige Atemzüge lang starrten sie einander an.
    »Sechzehn Doppelleoparden im Monat für jede Lanze. Ich habe gegenwärtig einunddreißig Lanzen – Ihr könnte selbst nachzählen. Jede Lanze besteht aus mindestens einem Ritter, seinem Knappen und einem Diener, und dazu kommen für gewöhnlich noch zwei Bogenschützen. Alle sind beritten, und ihre Pferde müssen gefüttert werden. Meine Korporäle erhalten doppelten Lohn – es gibt drei davon –, und ich selbst bekomme hundert Pfund. Jeden Monat.« Er lächelte träge. »Meine Männer sind äußerst diszipliniert. Und sie sind jeden Heller wert.«
    »Und was ist, wenn Ihr mein Ungeheuer schon heute Nacht tötet?«, fragte sie.
    »Dann habt Ihr ein Schnäppchen gemacht, Äbtissin. In diesem Fall müsstet Ihr bloß für einen Monat bezahlen.« Er nippte an seinem Wein.
    »Wie berechnet Ihr einen Monat?«, wollte sie wissen.
    »Ah! Sogar auf den Straßen von Harndon gibt es niemanden, der einen schärferen Verstand hätte als Ihr, Mylady. Volle

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