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Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Titel: Der Rote Krieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miles Cameron
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Sehnen und Knochen aufgefressen, Hauptmann.«
    Der Hauptmann betastete seinen Bart, betrachtete die verzweifelten Leute, die um sein Pferd herumstanden, und wusste, dass jegliche Zuversicht, die durch seine Ausfälle ins feindliche Lager gewonnen worden war, nun unter einer frischen Welle des Entsetzens zerstreut wurde.
    »Zurück an die Arbeit!«, rief der Hauptmann.
    »Wir haben keine Arbeit!«, rief einer der Männer zurück, und die Menge brummte verärgert.
    Der Hauptmann saß bereits auf seinem Pferd, weil er eine Patrouille hinausführen wollte. Er war selbst rastlos und bedrückt und wollte etwas unternehmen – irgendetwas, das ihn abzulenken vermochte.
    Aber er war der Hauptmann. Und nickte Gelfred zu. »Begib dich nach Norden, aber schnell. Du weißt ja, was wir wollen.«
    Er schwang den bespornten Stiefel über Grendels Rücken und glitt aus dem Sattel. »Mutwill Mordling, Pampe, zu mir. Der Rest von euch – gut gemacht! Ruht euch ein wenig aus.«
    Er führte die beiden nach drinnen. Michael stieg ebenfalls ab und sah so wütend aus, wie sich der Hauptmann fühlte, weil er eine Gelegenheit verloren hatte, quälendes Entsetzen durch ehrliche Furcht zu ersetzen. Nun war ihm klar, dass er keine Möglichkeit bekommen würde, seine Sünde zu sühnen. Doch er nahm sein eigenes Schlachtross und das des Hauptmanns und ging mit ihnen ohne eine Bemerkung zu den Ställen.
    Schwester Miram – die schwerste und daher am leichtesten zu erkennende der Nonnen – schritt gerade mit einem Korb voller süßem Brot für die Kinder durch den Hof. Der Hauptmann fing ihren Blick auf und winkte ihr zu.
    »Die Äbtissin wird es hören wollen«, sagte er zu ihr. Sie drückte ihm einen Keks in die Hand und schenkte ihm einen Blick, unter dem Milch sauer werden konnte – es war ein Blick tiefster Missbilligung.
    Unter dem Keks befand sich ein kleines Stück Pergament.
    Treffen heute Nacht.
    Ein Blitz durchschoss ihn.
    Die Äbtissin traf ein, als er noch in seinem Gemach stand. Er hatte gerade die gepanzerten Handschuhe ausgezogen und auf den Tisch gelegt; den Helm hatte er noch anbehalten. Pampe nahm ihn ihm ab, und er drehte sich um und sah die Äbtissin, die die Hände vor sich verschränkt hatte. Ihr Brusttuch war gestärkt und saß ausgezeichnet, während ihre Augen hell leuchteten.
    Der Hauptmann musste lächeln, erhielt aber keine Erwiderung darauf.
    Er seufzte. »Wir haben eine weitere Karawane verloren, die unterwegs zum Jahrmarkt war – sechs Meilen weiter westlich, auf der Straße nach Albinkirk. Mehr als sechzig Tote. Die Überlebenden setzen Eure Leute in Panik, und meinen helfen sie auch nicht gerade.« Er seufzte. »Unter ihnen sind Flüchtlinge aus Albinkirk, das, wie ich leider berichten muss, an die Wildnis gefallen ist.«
    Zu Pampe sagte er: »In Zukunft bringt ihr alle neuen Flüchtlinge zu Ser Milus, egal in welchem Zustand sie sich befinden. Er soll sich mit ihren Tobereien auseinandersetzen.«
    Pampe nickte. »Darauf hätte ich selbst kommen sollen«, sagte sie müde.
    »Nein, ich selbst hätte eher darauf kommen sollen, Pampe«, erwiderte der Hauptmann.
    Mutwill Mordling schüttelte den Kopf. »Es ist noch schlimmer, als Ihr denkt, Hauptmann. Ihr stammt nicht aus dieser Gegend, oder?«
    Der Hauptmann sah den Bogenschützen eindringlich an, und Mutwill verzagte. »Entschuldigung, Ser«, sagte er.
    »Zufällig kenne ich die Berge im Norden gut genug«, bemerkte der Hauptmann ruhig.
    Aber Mutwill war noch nicht ganz besiegt. Er holte etwas aus seiner Tasche und legte es auf den Tisch.
    Als die Äbtissin es sah, wurde sie so bleich wie Pergament.
    Der Hauptmann hob eine Braue.
    »Abenaki«, sagte er.
    »Oder Quost, vermutlich aber Sossag.« Mutwill nickte ehrerbietig. »Ihr seid tatsächlich von hier.«
    »Wie viele?«, fragte der Hauptmann.
    Mutwill schüttelte den Kopf. »Mindestens einer. Was für eine Frage ist das denn?« Die Feder, die er auf den Tisch gelegt hatte – eine Reiherfeder –, war mit den Stacheln eines Stachelschweins verziert, die hellrot eingefärbt und sorgfältig um den Stamm der Feder gewickelt waren.
    Mutwill sah sich wie ein Zauberkünstler um und holte einen zweiten Gegenstand hervor. Es handelte sich um einen kleinen Beutel, der mit verschlungenen Lederbändern verziert war. Als seine Zuschauer unverständig dreinschauten, zeigte er ihnen ein zahnlückiges Grinsen. »Irks. Fünf Fuß voller zäher und kräftiger Muskeln. Sie fertigen erstaunliche Dinge. Meine Mutter hat sie immer

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