Der Rote Krieger: Roman (German Edition)
größte Aufmerksamkeit. Danach gingen sie zu ihren Schlafsäcken und kehrten mit hübschen runden Schachteln aus Holz und Töpferware zurück. Einige waren mit bemerkenswerten Mustern geschmückt, die mit gefärbten Haaren oder feinen Federn aufgetragen worden waren, während andere aus Gold und Silber bestanden.
Jedes kleine Töpfchen enthielt eine andere Farbe – Rot, Schwarz, Weiß, Gelb oder Blau.
»Darf ich dich bemalen?«, fragte Ota Qwan.
Peter lächelte. »Natürlich«, sagte er. Er war völlig erschöpft und schlief schon fast ein.
Drei Männer und eine bemalte Frau übernahmen die Arbeit unter Ota Qwans Anleitung. Es dauerte eine ganze Stunde, und als sie fertig waren, war Peter auf der einen Körperseite schwarz und auf der anderen rot.
Sein Gesicht hingegen war komplizierter bemalt worden. Er hatte die Finger der Frau auf den Wangen und um die Augen herum gespürt. Ihr Ausdruck der Hingabe und der leicht geöffnete Mund wurden durch den Fisch, der um ihre Augen herumgemalt war, seltsam verzerrt.
Als sie fertig waren, brachte einer der Männer einen kleinen runden Spiegel in einem Hornbehälter herbei. Peter betrachtete die Maske auf seinem Gesicht und nickte zustimmend. Rote, weiße und schwarze Striche wirkten wie Heringsgräten. Es sagte ihm etwas, aber er war sich nicht ganz sicher, was es war.
Er überließ ihnen sein Hemd, das er jetzt nicht mehr brauchte.
Dann ging er durch die vom Feuerschein erhellte Finsternis, und die Luft fühlte sich auf seiner bemalten Haut kühl an. Die Wärme der anderen Lagerfeuer spürte er sogar aus der Entfernung. Ota Qwan führte ihn von einem zum anderen, und die Krieger murmelten ihm zu. Er nickte und verneigte sich immer wieder.
»Was sagen sie?«, wollte er wissen.
»In der Hauptsache begrüßen sie dich. Einige meinen, dass du jetzt viel größer bist. Der alte Mann rät dir, deine Bemalung sauber zu halten und dich nicht mehr mit Schlamm zu beschmieren, wie du es zu tun gewöhnt warst.« Ota Qwan lachte. »Denn natürlich bist du früher Grundag gewesen. Verstanden?«
»Christus«, sagte Peter. Doch die gemurmelten Willkommensgrüße stärkten sein Rückgrat. Er hatte triumphiert . Er musste sich nicht in seiner Tat suhlen.
Er lebte, war groß und stark und mochte die Farbe auf seinem Körper durchaus.
An seinem eigenen Feuer zeigte ihm Senegral alle Besitztümer Grundags und reichte ihm einen Becher mir warmem, gewürztem Tee, den er sofort trank. Ota Qwan stand am Rand des Lichtkreises und beobachtete ihn.
»Sie sagt, du sollst dir den guten Bogen ansehen, den du jetzt hast. Aber einige deiner Pfeile sind sehr schlecht. Du solltest entweder bessere herstellen oder sie dir durch Tausch besorgen. Und sie sagt, sie wolle versuchen, keine anderen Männer zu reizen, wenn du dich so um sie kümmerst, wie sie es will.«
Peter untersuchte die sorgfältig neben dem Borkenkorb ausgelegten Dinge und hielt jedes in den Feuerschein. Es handelte sich um zwei ausgezeichnete Messer und einen guten Bogen, aber ohne die dazu passenden Pfeile, dann um einige Pelze, eine Hose und zwei schmucklose Mokassins. Ein Horntopf enthielt schwarze Farbe, ein Glasbehälter rote Farbe. Außerdem gab es noch zwei Becher und einen Kupfertopf.
»Ich dachte, die Frauen stellen für ihre Männer Schuhe her?«, fragte Peter.
Ota Qwan lachte. »Frauen, die ihre Männer sehr schätzen, machen ihnen großartige Mokassins«, erklärte er.
»Ich verstehe«, sagte Peter und packte alles in den Korb zurück. Die Frau kam herbei und stellte sich neben ihn. Er fuhr ihr mit der Hand unter den Rock und über den Schenkel nach oben. Sie stieß einen leisen Seufzer aus, und bald waren sie wieder ganz genau dort, wo sie vorhin gewesen waren, als ihm der inzwischen tote Mann gegen den Kopf getreten hatte.
Sie stöhnte auf, und später lachte er laut über die Absurdität des Ganzen. Er wollte, dass Ota Qwan ihr seine Gedanken übersetzte, aber natürlich war der Mann inzwischen gegangen.
Warum hilft er mir?, dachte Peter noch, und dann war er bereits eingeschlafen.
Am Morgen standen alle bemalten Männer auf, nahmen nur die wenigen Sachen mit, die sie für ihre Gewalttaten brauchten, und folgten Skadai. Peter ergriff den Bogen und das beste Messer sowie seine Farbe und ein einzelnes rotes Wolllaken und schritt nackt hinter Ota Qwan her. Es fiel ihm überraschend leicht, keine Fragen zu stellen, sondern einfach nur bei den anderen zu bleiben.
Später fragte er Ota Qwan, wo er sich Pfeile
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