Der Rote Krieger: Roman (German Edition)
diente der Verständigung und übermittelte ihm einen wahren Schatz an Informationen, was er niemals für möglich gehalten hätte. Sie besagte so viel, dass er eine Stunde später zwischen ihren Beinen lag … und nur wenige Augenblicke danach trat ihm ein anderer Mann gegen den Kopf.
Ein solcher Tritt hätte ihn töten können, aber der bemalte Mann war barfuß, und Peter hatte eine kurze Vorwarnung erhalten. Obwohl er ein Sklave und ein Koch gewesen war, hatte er doch vorher eine Ausbildung im Kriegshandwerk genossen. Als der Tritt ihm den Kopf herumwarf, riss er sich von der Umarmung der dunkelhaarigen Frau los und griff auch schon nach dem Messer, das er um den Hals trug.
Der bemalte Mann hatte wohl vermutet, dass er eine leichte Beute sein würde. Er kreischte auf, vielleicht vor Wut, und griff erneut an. Peter war unter der Macht des Tritts auf den Rücken gerollt und hielt sein Messer in der Hand. Als der bemalte Mann – sein Rot, Schwarz und Weiß war mit Flecken durchmischt, die nach einer Hautkrankheit aussahen – ihn wieder ansprang, tötete ihn Peter mit großer Leichtigkeit. Er rammte dem Mann seinen Dolch tief in den Bauch. Der andere schrie vor Entsetzen und Verzweiflung und riss die Augen auf.
Peter führte das Messer nach oben und schnitt ihm den Bauch auf; seine Eingeweide quollen heraus, und Peter war ganz und gar mit dem Blut des Mannes bedeckt.
Dann stach er in die Augen des Mannes – erst in das eine und dann in das andere.
Nun war der fleckige Mann tot.
Peter sackte zu Boden und blieb einen Moment lang liegen. Jeder der letzten hundert Herzschläge war ihm ebenso bewusst wie ein offenes Buch, das er sorgfältig las, und die Reste seiner Erektion erinnerten ihn daran, dass er in dieser kurzen Zeit von einem Lebensextrem in ein anderes gefallen war.
Er versuchte aufzustehen, aber seine Knie zitterten, und überall um ihn herum standen Männer.
Sossag-Männer.
Skadai streckte die Hand aus und zog ihn mit einer Kraft auf die Beine, die bedrohlich wirkte. Aber sie war es nicht.
Dann kam auch Ota Qwan und hielt ihn fest, damit er nicht umfiel.
»Mach den Mund auf«, sagte er.
Peter gehorchte. Skadai steckte ihm einen Finger in den Mund, der in das Blut des Getöteten getaucht war, und begann mit einem Gesang. Ota Qwan packte ihn am Arm. »Es ist wichtig«, sagte er. »Hör mir zu. Skadai sagt: ›Nimm deinen Feind – Grundag – in deinem Körper auf.‹« Ota Qwan drückte abermals zu. »Skadai sagt: ›Nun sind du und Grundag eins. Was du warst, ist er. Was er war, bist du.‹«
Peter wollte sich beim Geschmack des kupferigen warmen Blutes in seinem Mund übergeben.
»Mach es dir bloß nicht zur Gewohnheit, Sossag zu töten«, sagte Ota Qwan.
»Er hat mich angegriffen!«, schrie Peter.
»Du hast mit seiner Frau geschlafen, die dich nur dazu benutzt hat, einen minderwertigen Mann loszuwerden. Sie hat ihm die Scham erspart, von ihrem Laken weggeschickt zu werden, indem sie es so eingerichtet hat, dass du ihn tötest. Klar?« Ota Qwan drehte sich zu einer Gruppe der bemalten Männer um und sagte etwas. Alle lachten.
Peter spuckte aus. »Was ist daran so komisch?«
Ota Qwan schüttelte den Kopf. »Das ist unser Humor. Du wirst es später auch verstehen.«
»Sag es mir jetzt.«
»Sie haben gefragt, wie du warst. Ich habe ihnen gesagt, du wärest dir nicht sicher gewesen, ob dein Schwanz oder dein Messer eingedrungen ist.« Ota Qwans Augen waren von hellem Blau, und der Mann war eindeutig belustigt. »Du bist jetzt ein Mann und ein Sossag. Deine eigenen Leute zu töten sollte dir nicht zur Gewohnheit werden, aber nun hast du die Wildnis kennengelernt.«
Peter spuckte noch einmal. »Alle kämpfen gegen alle«, sagte er. Sein ganzes junges Leben hindurch war er zum Töten ausgebildet worden, und sein erstes Versagen in dieser Disziplin hatte ihn zum Sklaven gemacht. Aber dieser plötzliche Erfolg jetzt fühlte sich eher wie eine Vergewaltigung als wie ein Sieg an. Er war mit Blut und Schlimmerem bedeckt, und dennoch beglückwünschten ihn diese Männer. »Es gibt kein Gesetz.«
Ota Qwan schüttelte den Kopf. »Sei nicht dumm«, sagte er. »Es gibt sogar viele Gesetze. Aber das wichtigste von ihnen lautet, dass der Stärkste der Stärkste ist. Und jedes Wesen, gleichgültig ob stark oder schwach, gibt eine gute Mahlzeit ab.« Er lachte. »Es ist nicht anders als am Hof des Königs. Aber hier ist es ehrlich und aufrichtig, denn niemand lügt. Skadai ist schneller und gefährlicher,
Weitere Kostenlose Bücher