Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Titel: Der Rote Krieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miles Cameron
Vom Netzwerk:
Tom.
    »Beruht das auf Erfahrung, Tom?«, fragte Atcourt. »Lass das Mädchen in Ruhe. Und lass den Hauptmann in Ruhe. Entschuldigung, Mylord.«
    Der Hauptmann schüttelte den Kopf. Es war schwierig, wütend zu sein, wenn man feststellen durfte, dass die Männer einen mochten und einem Gesundheit wünschten.
    Atcourt lachte laut auf. Tom beugte sich über ihn und flüsterte ihm etwas zu. Atcourt fuhr zusammen – zuerst vor Lachen und dann vor offensichtlichem Schmerz.
    Der Hauptmann sah ihn an, und Tom nahm Karten und Würfel aus seinem Beutel. Atcourt hielt sich die Seite und grinste.
    Der Hauptmann lief die Treppe hinunter; seine Ledersohlen wischten über die Steinstufen. Amicia war nicht mehr da. Er verdammte Toms Anzüglichkeiten und rannte in die Dunkelheit hinaus.
    Eigentlich hätte er gern einen Becher Wein gehabt, aber er war sich sicher, dass er davon gleich einschlafen würde – was er auch dringend nötig gehabt hätte.
    Er lächelte über seine eigene Dummheit und ging stattdessen zu dem Apfelbaum.
    Und da war sie. Sie saß im jungen Sternenlicht und sang sich selbst leise etwas vor.
    »Du bist in der letzten Nacht nicht gekommen«, sagte er. Das war eigentlich das Letzte, was er hatte sagen wollen.
    Sie zuckte mit den Achseln. »Ich bin eingeschlafen«, antwortete sie. »Was auch für Euch eine gute Sache wäre, Mylord.«
    Ihr Tonfall klang abweisend. Nichts an ihr deutete darauf hin, dass sie sich einmal geküsst oder ein sehr persönliches Gespräch miteinander gehabt hatten – nicht einmal eine wütende Unterredung.
    »Aber du wolltest mich sehen«, sagte er. Ich klinge wie ein Narr.
    »Ich wollte Euch sagen, dass Ihr vollkommen recht hattet. Ich hatte Euch vor der Tür der Äbtissin treffen wollen. Und diese alte Hexe hat mich benutzt. Ich liebe sie, aber sie wirft mich Euch vor. Ich habe es nicht sehen wollen. Sie treibt das Spiel der höfischen Liebe mit Euch und ersetzt ihren Körper dabei durch den meinen.« Amicia zuckte mit den Achseln; diese Bewegung war im Sternenlicht kaum sichtbar.
    Das Schweigen dehnte sich aus. Er wusste nicht, was er jetzt sagen sollte. Für ihn klang es sehr wahrscheinlich, und er fand keinen Weg, es besser wirken zu lassen. Und er stellte fest, dass er über die Äbtissin nicht schlecht reden wollte.
    »Jedenfalls tut es mir leid, dass ich so barsche Worte gebraucht habe«, sagte er.
    »Barsch?«, fragte sie und lachte. »Ihr meint, es tut Euch leid, dass Ihr meine Entschuldigungen beiseitegewischt, meine Frömmigkeit gering geachtet und meine Eitelkeit hervorgehoben habt? Dass Ihr mich als traurige Heuchlerin hingestellt habt?«
    »Das alles wollte ich nicht«, sagte er. Nicht zum ersten Mal fühlte er sich ihr schrecklich unterlegen. Die Legionen früherer williger Dienstmädchen hatten ihn nicht auf diese Situation vorbereiten können.
    »Ich liebe Jesus wirklich«, fuhr sie fort, »auch wenn ich mir nicht sicher bin, was es eigentlich bedeutet, Gott zu lieben. Und es tut mir so weh wie ein körperlicher Schmerz, dass Ihr Gott verleugnet.«
    »Ich verleugne Gott nicht«, sagte er. »Ich bin mir sogar ziemlich sicher, dass dieser miese Bastard wirklich existiert.«
    Ihr Gesicht, das im Mondlicht sehr blass wirkte, wurde nun kantig.
    Ich bin wirklich zu müde für so etwas, dachte er. »Ich liebe dich«, hörte er sich sagen. Er dachte an Michael und zuckte zusammen.
    Sie legte die Hand vor den Mund. »Ihr habt eine seltsame Art, das zu zeigen«, sagte sie.
    Er setzte sich plötzlich. Wie die Worte Ich liebe dich war es eigentlich nicht seine eigene Entscheidung. Seine Beine hatten unter ihm nachgegeben.
    Sie streckte die Hand nach ihm aus, und als sich ihre Finger berührten, zuckte sie zusammen.
    »Oh!«, sagte sie. »Gütiger Jesus, Ihr habt Schmerzen.«
    Sie beugte sich über ihn und atmete ihn an. Zumindest hatte er das Gefühl, dass sie das tat.
    Er öffnete seine Verteidigungslinien und lief in den Turm. Prudentia schüttelte den Kopf, aber ihre Missbilligung hätte sie auch jeder anderen Frau entgegengebracht. Er öffnete die Tür und war sich sicher, dass ihn die Mauern der Festung vor dem grünen Sturm schützen würden.
    Als er die Tür öffnete, war sie bereits bei ihm.
    Und das Grün war unmittelbar hinter ihr.
    Sie war deutlich zu erkennen und sah so aus, wie Unwissende sich einen Geist vorstellten – ein blasses und farbloses Abbild ihrer selbst.
    Er ergriff ihre Hand.
    »Lasst Ihr mich herein?«, fragte sie, sah sich um und war ohne Zweifel

Weitere Kostenlose Bücher