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Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Titel: Der Rote Krieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miles Cameron
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bemüht, besonders sauber zu sein. Ihre Rüstung war poliert. Und ihre Kappe war so rein wie ein frisches Kissen. Sie wusste, dass viele ältere Männer es hassten, Befehle von einer Frau entgegenzunehmen, und sie wusste ebenso, dass ein glänzendes Äußeres sehr hilfreich war.
    Sie postierte Wachen am Haupttor und kommandierte die vorherige Wache zu den Ausfalltoren. Befehl, Passwort, Salut – sie liebte die Zeremonien. Und sie liebte es, deren Auswirkungen auf die Bauern und ihre Familien zu beobachten. Die Bauern säuberten ihre Werkzeuge, kümmerten sich um ihr Vieh, Tag und Nacht. Bauern erkannten einen geschickten Handwerker, wenn sie einen sahen, auch wenn sein Handwerk der Krieg war.
    Sie löste den letzten Posten ab und marschierte mit den Männern durch den Hof zum Eingang des Westturmes, wo Pampe sie entließ. Zwei langsame Bogenschützen waren dazu abkommandiert, den schweren Holzpfahl abzuwaschen, der für die Schwertübungen in den Boden gerammt worden war. Sym war bei seiner Bestrafung daran festgebunden worden, und nun klebten verschiedene Substanzen an ihm, die entfernt werden mussten.
    Dann stieg sie die Stufen zum Turm hinauf und lauschte dabei den Soldaten, die wegmarschierten. Sie horchte auf Kritik, die sie erwartete. Sie war nicht gut genug, um einen fähigen Korporal abzugeben. Sie wollte es gern sein, aber es gab noch so vieles zu lernen.
    Und sie wusste, dass es eine harte Nacht werden würde. Überall um den Festungsturm herum polierten und schärften die Männer ihre Waffen, überprüften die Polster an ihren Armen und zogen ihre Gürtel zurecht. Es gab tausend Rituale, die Sicherheit und Glück in der Schlacht verschaffen sollten. Und sie waren alle müde.
    Oben auf der Treppe stand Tom Schlimm, ihre Nemesis, mit seinen Spießgesellen. Sie drückte den Rücken durch und bemerkte, dass er, obwohl er nicht im Dienst war, fast seine ganze Rüstung trug; es fehlten nur die Panzerhandschuhe und die Armbrust. Beides lag zusammen auf dem Tisch. Pampe sah, dass seine Rüstung genauso sorgfältig poliert war wie ihre eigene.
    Er redete gerade mit Bent, und sie grinsten.
    Pampe sah die beiden finster an. »Was ist los?«
    »Für die königliche Garde sehen deine Leute gut genug aus«, meinte Tom unter lautem Kichern.
    »Was zum Teufel soll das heißen?«, fuhr sie ihn an und sah dabei an ihm vorbei auf den ummauerten Balkon, durch den Luft und Licht in den Turm fielen. Sie bemerkte den Priester, der vom Turm auf die Mauer stieg, und fragte sich, was er dort zu suchen hatte.
    Bent schlug sich auf die Schenkel und brüllte vor Lachen. »Ha b ’ s dir doch gesagt«, rief er und ging zu seinem Spiel zurück. Rasch vergaß sie Pater Henry wieder. »Verträgt nicht mal ’n verdammtes Lob.«
    Sie sah die beiden böse an und stieg den Turm hoch, wo sie nach dem Posten sah. »Wo sind all die Soldaten? Der Hauptmann hat eine Anweisung gegeben …«
    Tom nickte ihr zu. »Hab sie bekommen. Ich bereite einen Ausfall vor.«
    Pampe verspürte eine herbe Enttäuschung, vermischt mit Wut. »Einen Ausfall? Aber …«
    »Du bist die Wachhabende«, meinte Tom. »Jetzt bin ich dran.«
    »Immer bist du dran«, gab sie zurück.
    Er nickte unbußfertig. »Ich bin Primus Pilus , Pampe. Ich kann einen Ausfall anführen, der so lange dauert, bis Christus wieder auf die Erde kommt – und sogar noch länger. Wart ab, bis du wieder dran bist, Süße.«
    Sie riss sich zusammen und warf sich in die Brust, aber Tom Schlimm schüttelte den Kopf. »Gib da nichts drauf, Pampe, das war schlecht gesagt. Aber ich brauche diesen Ausfall. Die Jungs müssen mich mal kämpfen sehen.«
    »Und du genießt es«, sagte Pampe und trat so dicht vor ihn hin, dass ihre Nasenspitzen sich beinahe berührten. »Ich genieße es ebenfalls, du Bastard.«
    Tom lachte. »Ha b ’ s verstanden, Korporal .«
    Sie machte einen Schritt zurück. »Ich will endlich wieder an der Reihe sein. Wo sind eigentlich die anderen?«
    »Die Jungs beichten beim Priester. Mach dir keine Sorgen, Pampe. Vermutlich werden wir gar nicht ausrücken. Aber jede Nacht muss ein Trupp für einen möglichen Ausfall bereitstehen.«
    Pampe schüttelte den Kopf und ging zur Turmspitze hinauf. Sie fühlte sich übergangen.
    Inzwischen war es vollkommen dunkel, und die Laute, die die verschiedenen Arten von Belagerern von sich gaben, wären unheimlich gewesen, wenn sie eingehender darüber nachgedacht hätte. Aber das tat sie nicht. Stattdessen gesellte sie sich zu der Mannschaft

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