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Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Titel: Der Rote Krieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miles Cameron
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einer der großen Schleudern, die auf einem komplizierten System von Aufhängungen stand, die von dem alten Magus entworfen worden waren. Sie probierte. Die Waffe bewegte sich so leicht wie ein lebendiges Tier. Ohnekopf, der für die Maschine verantwortlich war, streichelte diese zärtlich. »Der alte Kerl hat sie magisiert, genau das hat er getan. Sie lebt nämlich. Wenn der nächste Lindwurm kommt, wird sie ihn für uns aus der Luft holen.«
    Pampe schwang die Maschine vor und zurück. Es war ein angenehmes Gefühl, sie zu bewegen – als wäre es ein Spiel.
    »Manchmal ist eine Maschine bloß eine Maschine«, sagte eine feste Stimme, und der alte Mann trat persönlich aus der Dunkelheit hervor. Noch nie war sie einem echten Magus so nahe gewesen, und sie zuckte zusammen.
    »Es ist unser Glück, dass wir plötzlich fünfzig fähige Handwerker unter uns haben – einen Stuckmeister, der exakt zeichnen kann, Waffenschmiede, die Federn herstellen können, und einen Tischler, der ausgezeichnet mit Holz umzugehen weiß.« Er zuckte mit den Schultern. »Es ist ein archaischer Mechanismus, den ich in einem Buch gefunden habe. Es waren die Handwerker, die ihn hergestellt haben.« Dennoch schien der alte Mann sehr zufrieden zu sein und klopfte voller Zuneigung auf den Apparat. »Allerdings muss ich gestehen, dass ich ihm ein wenig Geist verliehen habe.«
    »Er hat’s magisiert, und jetzt ist es lebendig«, sagte Ohnekopf glücklich. »Wird uns ’n Lindwurm schnappen.«
    Harmodius zuckte die Schultern, als wollte er sich für die Unwissenheit dieser Männer entschuldigen, während er ihr Lob aber gern entgegennahm.
    Sein Blick ruhte auf ihr.
    Christ – fand dieser alte Magus sie etwa anziehend? Ein unheimlicher Gedanke. Unwillkürlich wand sie sich.
    Er bemerkte ihre Bewegung und lachte, dann verstummte er. »Etwas bewegt sich dort unten«, sagte er.
    Sie beugte sich über die Brüstung. »Wartet mal«, sagte sie. Dann: »Woher wisst Ihr das?«
    Seine Augen glimmerten in der Dunkelheit. »Ich weiß es eben«, sagte er. »Ich kann den Himmel für einen Augenblick hell machen.«
    »Nicht nötig«, erwiderte sie.
    Von unten drang tatsächlich ein leises Klirren wie von Zimbeln herauf. Es ertönte noch einmal.
    »Der Hauptmann hat Zinnringe an Drähten über die Wiesen span nen lassen«, sagte sie, als die Schleuder plötzlich gespannt wurde. Ohnekopf zog an einem Hebel, und ein dicker Bolzen schoss in die Dunkelheit.
    Auf dem nächsten Turm schleuderte eine Wurfmaschine einen Kübel mit Kies, und plötzlich war die Nacht von Schreien erfüllt.
    Ein Vergeltungspfeil aus purpur-grünem Licht schoss aus der Finsternis heran und traf den Turm mit der Wurfmaschine. Funken stoben, als schlüge ein Schmied auf glühendes Metall.
    »Christus, was war denn das?«, fragte Pampe in die Dunkelheit hinein. Der grüne Lichtpfeil hatte sie geblendet; so sah sie nur ein Nachbild vor den Augen.
    Der alte Harmodius lehnte sich über die Turmbrüstung, und ein Feuerbolzen flog aus seinen Händen und fuhr fast genau die Flugbahn des anderen Blitzes nach, soweit sie es zwischen den tanzenden Bildern vor ihren Augen erkennen konnte.
    »Verdammt, verdammt, verdammt«, sagte er. Immer wieder.
    In der Ferne fing sein Ziel Feuer – es war ein Riese von einem Mann oder ein seltsam missgestalteter Baum. Oder vielleicht waren es auch zwei Bäume.
    »Gütiger Gott«, murmelte Harmodius. »Noch einmal!«, rief er dann.
    Ohnekopf benötigte keinen weiteren Ansporn. Pampe beobachtete seine Mannschaft, wie sie seinen Anordnungen gehorchte. Zwei Männer zogen die Schleuder mit einer Kurbel auf, spannten den Zugmechanismus, entfernten die Kurbel wieder, und ein dritter trug einen zwanzigpfündigen Bolzen herbei, als wäre er aus Stroh, legte ihn in die Führung und schob ihn zurück, bis der gewaltige Haken gegen die große Sehne stieß. Ohnekopf spannte die Maschine mit einer Hand weiter, zielte auf den brennenden Baummann und betätigte den Abzug.
    Ein weiterer blitzheller Lichtpfeil schlug in den Nordturm ein, und der Fels explodierte. Männer schrien. Ihre Männer.
    Sie drehte sich um und rannte auf die Treppe zu. Und hielt inne. Sie konnte nicht auf beiden Türmen gleichzeitig sein.
    Hinter ihr mühten sich die beiden Gehilfen damit ab, den Bogen so schnell wie möglich wieder zu spannen, aber Ohnekopf achtete weder auf sie noch auf Simkin, den Riesen, der genau rechtzeitig den nächsten Bolzen in die Führung legte, sodass der Bogen auf der Feder

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