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Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Titel: Der Rote Krieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miles Cameron
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Luft.
    Warum verfluchst du Gott an jedem Morgen?
    Weil …
    »Vielleicht werde ich es dir eines Tages sagen«, gab der Hauptmann zurück.
    Gawin nahm dies in sich auf. »Der Mann der Geheimnisse. Also gut. Was willst du unternehmen?«
    Der Hauptmann zuckte die Achseln. »Ich werde ihn auf die Probe stellen. Ich werde versuchen, ihn zu Fall zu bringen. Der alte Magus arbeitet schon daran.«
    Gawin setzte sich auf. »Du willst es doch wohl nicht wagen, Tho…«
    »Sprich seinen Namen nicht aus«, sagte der Hauptmann. »Das bringt Unglück.«
    Gawin biss sich auf die Lippe. »Ich wünschte, ich könnte bereits wieder reiten.«
    »Dazu wirst du sehr bald imstande sein.« Der Hauptmann umarmte seinen Halbbruder noch einmal. »Ich möchte lieber dein Freund als dein Feind sein. Dein Feind bin ich nur aus Gewohnheit gewesen.«
    Gawin klopfte dem Hauptmann sanft auf den Rücken. »Gabriel! Es tut mir so leid!«
    Der Hauptmann hielt den jungen Ritter in den Armen, bis dieser eingeschlafen war. Es dauerte nicht lange.
    »Ich bin nicht Gabriel«, sagte er zu seinem schlafenden Halbbruder. Dann machte er sich auf die Suche nach der Frau. Er musste nicht weit gehen. Sie saß auf einem Stuhl im Korridor.
    Ihre Blicke trafen sich. Ihrer sagte: Komm mir nicht zu nahe – ich bin gerade sehr verwundbar.
    Er war sich nicht sicher, was sein eigener Blick aussagte, doch er blieb eine Armeslänge auf Abstand. »Du hast es gehört«, sagte er viel barscher, als er gewollt hatte.
    »Alles«, gab sie zu. »Beleidige mich nicht damit, dass du mein Schweigen forderst. Ich höre den Beichten der Sterbenden zu. Die Geheimnisse der Großen sind mir gleich.«
    Er wusste, dass ihre Wut eine Art von Rüstung war, die ihn von ihr fernhalten sollte. Aber es tat trotzdem weh. »Manchmal haben Geheimnisse einen bestimmten Grund«, sagte er.
    »Du verfluchst Gott, weil deine Mutter deinem Vater untreu war und du unter den Peinigungen deiner Brüder aufwachsen musstest?«, spuckte sie aus. »Ich hatte dich für tapferer gehalten.« Nun zuckte sie die Achseln. »Oder hast du etwa vor, einen Ausfall in die Nacht zu machen und draußen zu sterben?«
    Er holte tief Luft. Sorgfältig zählte er auf Hocharchaisch bis fünfzig, dann stieß er die Luft wieder aus. »Du bist in der Wildnis gewesen«, sagte er leise.
    Sie wandte den Blick ab. »Geh bitte.«
    »Amicia …«, sagte er. Beinahe hätte er sie Liebste genannt. »Ich war in deinem Palast. Auf deiner Brücke. Ich verurteile dich nicht.«
    »Das weiß ich, du Idiot«, fuhr sie ihn an.
    Er war erstaunt von ihrer Giftigkeit. »Ich will dich beschützen!«, sagte er.
    »Ich brauche deinen Schutz aber nicht!«, erwiderte sie. Die Wut legte Frost auf ihre Lippen. »Ich bin keine leidende Prinzessin in einem Turm! Ich bin eine Frau Gottes, und mein Gott ist der einzige Schutz, den ich benötige. Ich weiß nicht, warum meine Macht nicht von der Sonne kommt! Ich habe schon genug Sünden, die auf mich niederdrücken, sodass ich nicht auch noch dich brauche!« Sie sprang auf die Beine und versetzte ihm einen heftigen Stoß. »Ich bin ein Hinterwaller-Mädchen, eine Schlampe, eine Frau, niedriger als ein Leibeigener. Und du bist, wie sich herausgestellt hat, irgendein verlorengegangener Prinz, der mit seinem Aussehen, seinem Geld und seiner Macht zweifellos jede Frau betören kann.« Sie stieß ihn noch einmal an. »ICH BIN NICHTS FÜR DICH!«
    Er war kein errötender Jüngling von sechzehn Jahren mehr. Also packte er ihren Arm und zog sie zu sich heran. Er hatte geglaubt, sie würde in seine Arme sinken.
    Fast hätte sie es getan. Doch sie fing sich, und sein Kuss wurde abgewehrt. Seine Arme jedoch hielten sie fest, und sie sagte mit aller Frostigkeit, die eine Frau aufbringen konnte: »Soll ich Sym sagen, dass du mir Gewalt angetan hast? Hauptmann?«
    Da ließ er sie los. In diesem Augenblick hasste er sie.
    Und in diesem Augenblick beruhte das Gefühl vermutlich auf Gegenseitigkeit.
    Sie ging zum Hauptkrankensaal, während er außer der Apotheke hinter ihm keinen Ort hatte, zu dem er sich zurückziehen konnte.
    Diese aber war leer, und was er jetzt brauchte – möglicherweise mehr als je zuvor in seinem Leben –, war allein zu sein.
    Er brach auf dem schweren hölzernen Stuhl in dem verdunkelten Raum zusammen, und bevor er es bemerkte, weinte er bereits.
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