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Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Titel: Der Rote Krieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miles Cameron
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und Pampe, die noch in ihrer Rüstung steckte, stellte sich vor ihn und versuchte ihn zu schützen, als die großen Tiere vorbeipreschten und über den Leib des toten Pferdes hinwegsetzten.
    Draußen im Hof hielten sich die Diener bereit, sprangen nach den Zügeln, stülpten den Pferden Säcke über die Köpfe und sprachen ruhig und gleichzeitig gebieterisch auf sie ein – wie Lords, die mit ihren Leibeigenen redeten. Rasch, freundlich und gleichzeitig unbarmherzig hatten sie die Kontrolle über die Pferde erlangt.
    Die Soldaten kämpften sich wieder auf die Beine.
    Pampe erkannte, dass das Feuer keinerlei Hitze verbreitete, und in diesem Augenblick trat der Hauptmann aus der Finsternis und hob die Hände.
    Die Flammen erloschen wie Kerzen im Wind.
    »Tom? Wir müssen die Männer zählen. Wird jemand vermisst?«, rief er und ging an ihr vorbei. Es war wieder dunkel, doch er schien zu wissen, dass sie da war, denn er wandte sich ihr zu. »Wir haben ein Dutzend Männer auf dem Turm mit der Wurfmaschine verloren. Geh und sieh nach, ob jemand gerettet werden kann.«
    Ihre Augen glühten in der Dunkelheit.
    »Ja, Mylord.« Sie nickte in die Schwärze hinein und ging zum schwachen Licht des Festungshofes zurück, vorbei an einem Dutzend wütender Kriegspferde und den Männern, die sie allmählich beruhigten. Bauern standen mit ihren Frauen und Töchtern an den Türen und Fenstern.
    Der Turm, auf dem sich die Wurfmaschine befunden hatte, wirkte wie ein abgebrochener Zahn. Etwa ein Drittel des oberen Bereiches war verschwunden, und Pampe war dankbar dafür, dass er nach außen und nicht in den Hof gefallen war.
    Das Dach des zweiten Stockwerks war allerdings nach innen durchgebrochen und hatte Steine und Balken auf die darunter schlafenden Soldaten geworfen. Geslin, der jüngste Bogenschütze der Truppe, war tot, zerschmettert von einem Balken. Sein verzerrter Leichnam wurde vom flackernden Feuerschein in ein schreckliches Licht getaucht. Dook, ein nutzloser Kerl, versuchte gerade, den Balken von ihm zu heben und weinte dabei.
    Pampe setzte ihre beste Kommandostimme ein, bezwang ihre Panik und rief: »Ich brauche hier oben jemanden!«
    Bogenschützen kletterten über die Leitern zu ihr hinauf. Es waren Männer, die sie kannte: Flarch, ihr eigener Bogenschütze, und Cuddy, vielleicht der beste Schütze der ganzen Truppe, sowie Rost, der wohl schlechteste. Auch Langpfote war da, der sich wie ein Tänzer bewegte, und Duggin, der so groß wie ein Haus war. Sie hoben den Balken von dem Leichnam und entdeckten darunter noch Kanny, der bewusstlos war und eine Menge Blut verloren hatte. Hinter ihm, in einem Zwischenraum, der von einem Fenstersims gebildet wurde, fanden sie Kessin, den fettesten Mann der Truppe.
    Mehr und mehr Männer kamen herbei: die Lanthorn-Männer, die Carters aus dem Hof und die anderen Bauern. Mit unglaublicher Schnelligkeit räumten sie die schweren Balken weg und säuberten den Boden. Einer von Meister Randoms Männern, der mit dem Magus zusammengearbeitet hatte, errichtete eine Hebemaschine, und bevor die Sonne aufgegangen war, waren alle schweren Steine, die man noch verwenden konnte, über den eingestürzten Turm hinweggehoben und in den Hof gelegt worden.
    Dort stand der Hauptmann; er wirkte müde, hatte die Hände über seinem goldenen Gürtel in die Hüften gestemmt und sah den Arbeiten zu. Dabei schaute er starr geradeaus. »Gut gemacht, Pampe. Geh zu Bett.«
    Sie zuckte die Achseln. »Es ist noch eine Menge zu tun«, sagte sie müde.
    Nun wandte er sich ihr zu und lächelte sie an. Sehr langsam, wie ein Liebhaber, beugte er sich zu ihrem Ohr. »Das ist die erste schlimme Nacht, der noch Hunderte folgen werden«, flüsterte er. »Spar dir deine Kräfte auf. Geh zu Bett.«
    Sie seufzte, sah ihn an und bemühte sich, ihre Bewunderung für ihn zu verbergen. »Ich schaffe das«, sagte sie wild entschlossen.
    »Ich weiß, dass du das schaffst«, sagte er und rollte mit den Augen. »Aber du wirst es dann nicht mehr schaffen, wenn wir dich dringend brauchen. Ich selbst gehe jetzt zu Bett, und du auch, ja?«
    Sie zuckte mit den Schultern, wich seinem Blick aus. Und ging davon …
    … und begriff endlich, dass ihr Bett im Turm mit der Wurfmaschine gestanden hatte. Sie seufzte.
    Lissen Carak · Michael
    Die Belagerung von Lissen Carak. Achter Tag.
    In der letzten Nacht hat uns der abtrünnige Magus höchstpersönlich angegriffen. Der Hauptmann hat gesagt, seine Kräfte seien größer als jene, durch die

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