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Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Titel: Der Rote Krieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miles Cameron
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halten …
    Lissen Carak · Der Rote Ritter
    Die Ringmauer um die Unterstadt wurde allmählich zu Schutt zerstampft.
    Bevor die Sonne aufging, trieben Wolken herbei und verdeckten die Sterne. Der Regen, der daraufhin einsetzte, war zwar nicht besonders heftig, durchnässte aber alles und war kalt.
    »Ein Angriff steht bevor«, sagte Toby und rieb sich die Wangen. Der Atem des Jungen roch nach süßem Apfelwein.
    Der Hauptmann erhob sich müde und fühlte sich, als wäre er wiederholt getreten worden. Es kostete ihn große Willensanstrengung, seine hermetischen Übungen zu machen, und es war eine Tortur, sich zu rüsten. Toby musste ihm den Stahlpanzer anlegen, denn Michael befand sich bereits in den Straßen der Unterstadt. Jeder Mann und jede Frau musste nun auf dem Posten sein.
    Als er auf die Mauer trat, bewegten sich die Felder und Wiesen unter ihm wieder. Irk-Formationen marschierten zur nördlichen Flanke der Stadt und bildeten dort eine neue Schlachtreihe. Nun besaßen sie Schilde – es waren große Pavesen aus schwerer Borke, die von den Bäumen in den tiefen Wäldern abgeschält worden war.
    Sie bildeten sechs Reihen, die im leichten Regen glitzerten.
    Tom Schlimm verfügte über zwanzig Soldaten und ebenso viele Knappen und Diener, die auf sie warteten, sowie zwanzig Bogenschützen auf dem Turm. Die Breschen in der Stadtmauer schimmerten feucht, denn Männer in Rüstungen füllten sie auf.
    Die Maschinen des Feindes schwiegen.
    Mutwill Mordling trat neben seinen Hauptmann auf die Mauer. »Fertig«, sagte er und deutete auf die Überreste des früheren Südturms. Nun diente dieser als Plattform für die Maschinen. Die verbliebenen zwei Stockwerke waren von einer Blide gekrönt, deren Schwungarm so hoch wie der Kirchturm war.
    Der Hauptmann schenkte ihm ein müdes Lächeln.
    »Mal sehen, ob wir Meister Thorn noch einmal überraschen können«, sagte er. »Los geht’s.«
    Der erste Stein wurde mit großer Aufregung geladen. Der Arm der Blide konnte einen Mann in Rüstung fünfhundert Schritte weit schleudern – und ein Kriegspferd etwa dreihundert Schritte.
    Mutwill machte so viele Umstände wie eine Mutter, die ihr Kind zum ersten Mal in die Kirche schickte.
    Ohnekopf, der eigentlich dienstfrei hatte, dessen Liebe zu den Maschinen seinen gesunden Menschenverstand aber überlagerte, zog den Ladehebel zurück und warf den Stein nur durch Muskelkraft in das große Netz aus Hanfgewebe.
    »Wollt Ihr Euch die Ehre geben?«, fragte Mutwill den Hauptmann.
    »Alle runter vom Turm«, rief der Hauptmann.
    Alle Bauern standen im Hof. Sie hatten wie Zugtiere gearbeitet, um die Maschine zu bauen und aufzustellen sowie den Turmstumpf zu begradigen. Ihr Brummen war laut und unfreundlich, aber der Hauptmann beachtete sie gar nicht weiter.
    Allerdings brauchte er sie, um den Arm nach hinten zu winden.
    Als es vollbracht war, betätigte der Hauptmann den Abzugshebel.
    Der Arm der Blide bewegte sich zuerst langsam, dann immer schneller, während die große Schlinge an seinem Ende hoch in die Luft gehoben wurde. Der Arm mit dem riesigen Geschoss daran prallte gegen das Hindernis, die Schlinge öffnete sich, und der Stein mit dem Gewicht eines Menschen flog davon; er stieg erstaunlich lange auf.
    Natürlich war er aus einer Höhe von dreihundert Fuß über den Feldern und Wiesen gestartet.
    Er stieg und stieg weiter, flog über die Irks hinweg, die gerade mit einem neuen Vorstoß begonnen hatten und offenbar nicht recht wussten, ob sie sich auf ihre neuen Schilde verlassen konnten, und dann begann er mit dem Abstieg. In einem spitzen Winkel flog er über den tiefen Graben hinweg, den die Kobolde ausgehoben hatten, über die Artillerieplattform des Feindes und über den Hügel mit den Maschinen und verschwand zwischen den Bäumen am westlichen Waldrand.
    Der Stein hatte nichts und niemandem Schaden zugefügt.
    Aber die Bauern jubelten, und die Bogenschützen taten es ihnen gleich. Der Hauptmann grinste zufrieden.
    Schnell kletterte Mutwill Mordling wieder die Leiter hoch, sprang auf die Mauer und klopfte dem Hauptmann auf den Rücken.
    Der Hauptmann lächelte. »Gute Arbeit.« Dann wandte er sich an Ohnekopf. »Mach die Maschinen bereit.«
    Ohnekopf grinste.
    Die erste Angriffswelle zog sich zurück, als die große Maschine wieder gespannt wurde. Tom Schlimms Soldaten hatten den Feind zerschmettert, und die großen Borkenschilde hatten die Pfeile der Bogenschützen nicht so wirksam abfangen können, wie es sich die Irks wohl

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