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Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Titel: Der Rote Krieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miles Cameron
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Gift, aber er konnte es noch immer riechen.
    Und dann spürte er die Entsendung. Sie war so sanft wie Schnee, und einen Herzschlag lang schien die Luft überall um sie herum zu funkeln, als ob die ganze Welt aus Magie bestünde.
    Lissen Carak · Harmodius
    Harmodius beobachtete das Wirken der Äbtissin und musste an Thorns Bemerkung denken, dass die Menschen untereinander zu sehr entzweit seien.
    Es war wunderbar. Es war die Art von mathematischer Hermetik, die ihn zutiefst bewegte. In ihr steckten die Drehungen der Planeten und die Pfade der Sterne, die über den Himmel liefen. Und viele andere Dinge, gedachte und ungedachte …
    »Ihr seid viel mächtiger, als ich es mir vorgestellt hatte«, sagte Harmodius.
    Sie lächelte. Einen Augenblick lang war es das Lächeln einer Königin.
    »Wer seid Ihr?«, fragte er.
    »Ihr wisst doch, wer ich bin«, erwiderte sie neckisch und erhob sich von ihrem Sitz. »Ich glaube, für Thorn wird es sehr schwer sein, diesen Kniff noch einmal anzuwenden.«
    Harmodius hob eine Braue. »Kniff?«, fragte er. »Das war keine Hermetik. Das war kein Zauber. Nicht so, wie ich ihn verstehe.«
    »Es gibt mehr Ding’ im Himmel und auf Erden, als Eure Schulweisheit sich träumen mag«, sagte sie. »Er benutzt den Tod der Irks, um seinen Fluch zu befeuern. Das ist eine sehr, sehr alte Art und Weise, Magie mit Macht aufzuladen.«
    Harmodius nickte mit plötzlichem Verständnis. »Aber Ihr …«
    »Ich stehe für das Leben«, sagte die Äbtissin. »Ich und auch mein Gott.« Sie lächelte lieblich. »Er wird für einige Zeit nicht zurückkommen. Ich muss mit einer Novizin sprechen. Bitte entschuldigt mich.«
    Harmodius verneigte sich vor ihr. Als sie an ihm vorbeiging, sagte er: »Lady …«
    »Ja, Magus?« Sie blieb stehen. Ihre Begleiterinnen hielten ebenfalls inne, doch diese winkte sie voran.
    »Würden wir uns verbinden, Lady …«, sagte er.
    Sie machte einen Schmollmund. »Dann würdet Ihr meine geheimsten Gedanken kennenlernen – und ich die Euren«, sagte sie.
    »Wir wären mächtiger«, beharrte er.
    »Ich bin bereits mit meinen Novizinnen verbunden. Und mit all meinen Schwestern«, sagte sie. »Wir sind schließlich eine Gemeinschaft.«
    »Natürlich«, sagte Harmodius. »Gütiger Gott, das seid Ihr wahrlich. Ich muss ein Narr sein.« Als sie es gesagt hatte, war es ihm offenbar geworden. Auch vierzig schwache Magi waren stark, wenn sie gemeinsam handelten. Aber das erforderte eine ungeheure Disziplin.
    Wie die von Mönchen.
    Oder Nonnen.
    »Ich werde darüber nachdenken«, sagte sie und lächelte ihn an.
    Er sah ihr nach und setzte sich dann wieder unter den Apfelbaum.

13

    Lissen Carak · Michael
    Die Belagerung von Lissen Carak. Elfter Tag.
    Der Hauptmann hat die Garnison in der Unterstadt, eine kleine befestigte Bastion am Fuß des Berges, mit unserer Wache verstärkt. Der Feind hat Belagerungsmaschinen gebaut – Katapulte und Bliden – und greift an. Wegen der Macht unserer eigenen Maschinen auf der Festung und weil wir in der Lage sind, Ausfälle von der Festung aus durch die Straßen der Unterstadt zu machen, sagt der Hauptmann, dass der Feind zuerst die Unterstadt einnehmen müsse.
    Er hat bisher zwei Versuche dazu gemacht, und beide sind mit schweren Verlusten für die Kreaturen der Wildnis geendet. Wir hingegen haben gestern keinen Mann und keine Frau verloren. Die Äbtissin hat die Macht Gottes angerufen und die vergiftete Luft des Feindes weggeblasen. Nach ihren Gebeten haben sich viele leichter ums Herz gefühlt.
    Aber nun schleudern die Maschinen des Feindes andauernd Felsbrocken auf uns. Die Luft ist voller Rauch, und viele Bauern sind wütend oder niedergeschlagen.
    In der Nacht sind Kobolde auf die Brückenburg vorgerückt, doch ihr Überraschungsangriff ist fehlgeschlagen, und sie wurden vertrieben.
    Michael legte seine Feder beiseite und schüttelte den Kopf, als er den Tintenfleck an seinem Zeigefinger sah.
    Kaitlin war in der letzten Nacht nicht zu ihm gekommen, obwohl er bald in die Unterstadt ausrücken musste. Die Bauern waren wütend; er spürte es. Der alte Seth Lanthorn, der sich in den ersten Tagen der Belagerung wie ein schmieriger Bastard verhalten hatte, war nun mürrisch und still. Die Bauern murmelten sich jedes Mal etwas zu, wenn er an ihnen vorbeiging.
    Sie hassten es, dass ihre Jungen als Bogenschützen dienen mussten. Und sie hassten vielleicht auch …
    Ich werde sie heiraten, sagte er zu sich selbst. Aber er konnte die Augen nicht länger offen

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