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Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Titel: Der Rote Krieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miles Cameron
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veränderte sich. Der Umriss der Falle lag jetzt klar und deutlich vor ihm, und er grinste wie ein Wolf, dessen Beute allmählich ermüdete.
    Thorn hatte etliche Kreaturen in den Graben hinter die Überreste der Stadtmauer geschickt – in den Graben, den seine eigenen Männer ausgehoben hatten, damit der Verkehr mit der Brückenburg aufrechterhalten werden konnte. Nun war er voller Kobolde, und das passte ihm sehr gut.
    Weiter im Süden, am Zugang zu dem gesicherten Pfad, den die Bogenschützen an jedem Tag der Belagerung benutzt hatten, wartete eine Truppe von Dämonen. Es waren mindestens vierzig – also genug, um seine Ritter zu vernichten.
    Er grinste. Diesen Weg habe ich nicht genommen, dachte er. Die Kreaturen der Wildnis waren nicht so geschickt wie die Menschen, wenn es darum ging, sich im Äther zu verbergen. Als er die steile Straße hinunterritt, kam ihm der Gedanke, dass sie sich vielleicht deshalb nicht versteckten, weil der Äther ihr natürliches Element war.
    Thorn befand sich draußen auf der Ebene und bewegte sich stetig auf die Stadt zu.
    Die große Gestalt war viel größer als ihre Verbündeten. Sogar aus der Entfernung war noch deutlich zu sehen, dass Thorn die Trolle, die ihn umgaben, weit überragte. Er maß mindestens zwanzig Fuß und hatte Geweihe auf beiden Seiten seines steinernen Gesichts. Trotzdem wirkte er aus der Entfernung von etwa fünfhundert Schritten nicht besonders furchterregend. Doch er war wie ein Leuchtturm im Dunkel, und seine Macht wob unzählige Fäden um ihn herum, die bis in den Himmel reichten, auch zu den Kreaturen um ihn herum und in den Wald hinter ihm …
    Zwei Dutzend Trolle beschützten die gehörnte Gestalt und spiegelten ihre Macht wider.
    Als der Rote Ritter den gehörnten Mann betrachtete, hob dieser seinen Stab.
    Thorn hob seinen Stab. Er konnte die dunkle Sonne erkennen. Einen Moment lang war er versucht, seine gewaltige Magie über die rätselhafte, verzerrte Kreatur zu legen, doch wollte er nicht von seinem Plan abweichen. Sein Geist griff in die Schnecke an seiner linken Schulter, und grünes Feuer wogte über seinen rechten Arm, pulsierte einmal an seinem Stab – es war wie ein Zeichen der Freude, wie die Entfesselung einer ungeheuren Liebe.
    Das Licht war wie das, das in den tiefsten Wäldern an einem vollkommenen Sommertag aufleuchtete. Es hatte nicht die Ausdehnung einer Nadelspitze, einer Linie, eines Schaftes oder eines Balles. Es war überall.
    Die Äbtissin befand sich beim Chorgesang inmitten ihrer Schwestern und spürte den Angriff auf die magischen Wächter – sie spürte, wie sie ins Taumeln gerieten. Sie erhob die Stimme zusammen mit ihren Schwestern. Sie konnte sie hören, konnte sie im Ätherischen spüren, konnte auch Harmodius und Amicia spüren.
    Das Licht war überall. Sein grünes Strahlen war verführerisch, der Sirenenruf des Sommers an die Jungen, von der Arbeit wegzulaufen und stattdessen zu spielen. Die Äbtissin erinnerte sich an den Sommer – an die Sommertage am Fluss, an ihren Körper, der nass vom Schwimmen war, an ihr grasendes Pferd …
    Weit, weit entfernt waren die Sigille, die ihr Haus schützten …
    Harmodius las den Zauber und dessen ungeheure Feinheit, und gerade als er seine Entgegnung auswerfen wollte, sah er die Falle.
    Thorn wollte, dass er den fremden Zauber beiseitedrückte.
    Das Sommerlicht glich einer heimtückischen Magie, die von allen Seiten unmittelbar auf die Sigille einwirkte und ihre Stärke in die Wildnis umleitete. Es war eine ausgezeichnete magische Handwerkskunst.
    Die Macht, die daran beteiligt war, wirkte majestätisch.
    Und jede Erwiderung, jeder Gegenschlag würde zusammen mit den Sigillen in den hungrigen Schlund fallen, der auf sie wartete.
    Wenn ich das hier überlebe, werde ich diese Magie erlernen, dachte Harmodius.
    Er nahm sein schmales Schwert aus hellblauer Macht und trennte die Verbindung der Äbtissin zu den Sigillen der Festung.
    Die Sigillen der Festung fielen. Thorn gab ein Grunzen der Befriedigung von sich, die nur durch sein Wissen abgemildert wurde, dass Harmodius das einzig ihm Mögliche getan hatte, um nicht zusammen mit ihnen verschlungen zu werden.
    Das Feenvolk umtanzte Thorns Haupt, als seine Macht plötzlich zunahm – diese uralte Macht, dieses Lebensblut der magischen Wächter, die seit Jahrhunderten standgehalten hatten. Nun blutete sie in den Boden zu seinen Füßen, und die Feen badeten darin; ihre geflügelten Gestalten waren wie winzige Engel, die in einem

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