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Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Titel: Der Rote Krieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miles Cameron
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gefärbten Dunkelheit verschwunden. Toms aufbrausende Art war ebenso legendär wie seine schlechten Manieren, seine Lüsternheit und seine Verbrechen. Ihn aber auf einem von Feuerschein erhellten Schlachtfeld zu sehen, das war wie ein Blick auf die Essenz des von einem Avatar auf die Erde gebrachten Krieges. Und als seine Ritter an ihm vorbeipreschten, beobachtete der Hauptmann, wie Toms Lanze durch die Trolle fuhr, ohne auch nur zu zittern.
    »Lachlan für Aa!«, brüllte er.
    Als seine Lanze im dritten Opfer brach, riss er seine fünf Fuß lange Klinge aus der Scheide und hieb mit ihr auf die Gegner ein. Die Feuer der Ebene spiegelten sich im gehärteten Stahl wider, der mit der gnadenlosen Präzision einer Bauernsense während der Ernte im Herbst auf und nieder fuhr.
    Ganz allein schlug Tom Schlimm eine Bresche in die Gruppe der Ungeheuer.
    Der Hauptmann trieb Grendel wieder an. An seiner Schwertseite erhob sich ein glatter Steinkopf aus der Dunkelheit, und er schlug mit seiner Waffe darauf ein, stellte sich dabei in die Steigbügel, um größeren Schwung zu bekommen – und das Schwert prallte von dem Stein ab. Doch der Kopf darunter platzte und fiel zur Seite. Das Brüllen des Wesens wurde zum Krächzen einer gewaltigen Krähe, als es zu Boden ging.
    Und dann war er durch die feindliche Linie gebrochen. Sein Schwert war feucht und grün vom ätzenden Blut, und hinter ihm sammelten sich die Trolle, die den Angriff überlebt hatten, und versuchten ihm den Rückzug zur Festung abzuschneiden. Die frische Frühlingsluft war plötzlich voller Pfeile, von denen er zunächst nur ein Zischen wahrnahm, das über dem Klingeln in seinen Ohren kaum zu hören war. Doch dann regneten sie auf ihn herab. Und auf Grendel.
    Knall.
    Kling-Schepper- KNALL .
    Hinter den Trollen befanden sich Irks, die nun in das Getümmel feuerten. Es schien sie nicht zu interessieren, ob sie einen der ihren trafen, und Thorn war vermutlich so gut gepanzert, dass er keinen Irk-Pfeil fürchten musste.
    Weitere Kreaturen stürmten von beiden Seiten auf seine Ritter ein, und er ritt auf den langen Graben zu, den er hatte ausheben lassen. Den Graben voller Kobolde.
    Fertig?, fragte er in den Äther hinein und blickte zurück.
    Tom Schlimm hatte sich bereits umgedreht. Und mindestens ein Dutzend Ritter waren bei ihm.
    Sie alle kannten den Plan und wussten, worum es ging. Er hatte jegliches Zeitgefühl verloren, doch bald musste es so weit sein.
    Er ritt geradewegs auf den Graben zu und fragte sich, ob er Thorn hatte zu Fall bringen können. Er hoffte es. Er musste es doch hoffen. Es war ein furchtbarer Schlag gewesen.
    Der Graben war nur noch wenige Schritte entfernt. Einige Pfeile stiegen hoch, um ihn zu begrüßen, aber die Kobolde waren genauso verblüfft wie ihr Meister. Dann bäumte sich Grendel auf.
    Unter lautem Geklapper und Geschepper von Rüstung und Sattel trat das Pferd wieder auf. Der Hauptmann war für einen kurzen Augenblick geblendet, denn der Helm war ihm über die Stirn gerutscht …
    … und dann erzitterte Grendel. Überall um ihn herum setzten die Ritter über den Graben. Kobolde drehten sich um – zu langsam.
    Der letzte Reiter – Tom – sprang mit seinem Pferd über den Graben hinweg. Es landete, überholte Grendel und wurde unter dem Griff seines Herrn langsamer.
    Die Kobolde sprangen nun wie eine Flut aus dem Graben heraus.
    Dem Hauptmann blieb nur noch Zeit zu denken: Nun wäre es gut .
    Das unter den Planken vergrabene Naphtha entzündete sich. Es explodierte jedoch nicht. Mit einem großen Zischen ging es los, als hätte Gott selbst es entflammt, und dann gab es hinter ihnen nur noch eine Wand aus Feuer.
    Der Hauptmann hätte über diesen Triumph freudig lachen können, doch in diesem Augenblick starb Grendel unter ihm. Das Pferd hatte sein Leben hingegeben, damit es seinen Herrn noch über den Graben bringen konnte. Ein Dutzend gut gezielte Speere steckten in seinem Körper. Es brach auf dem Boden zusammen, und alles Licht ging aus.
    Lissen Carak · Harmodius
    Ein Drittel des Chors war tot.
    Harmodius fand die Äbtissin, stützte ihren Ellbogen mit der Hand ab, aber da sprang sie aus eigener Kraft mit den Muskeln einer Tänzerin auf die Beine und griff in den Äther …
    Er war verwundet. Der Junge hatte ihn verletzt.
    Harmodius hatte Miram aufgerichtet, und der Chor begann von Neuem zu singen – zitternd, aber deutlich hörbar. Amicias Stimme lag über allen anderen – eine Minute lang, dann konnte sich der Chor wieder

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