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Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Titel: Der Rote Krieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miles Cameron
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bemerken: dass ihre sanften Panzer wie Rüstungen geformt waren, oder dass ihre menschlichen Arme aus den Brustpanzern herausragten …
    Er wartete auf den Gnadenstoß … doch er hielt die Kreaturen in seinem Bann, und all ihre Gedanken waren auch die seinen.
    Dies war es, wozu er erschaffen worden war. Wohin er gelenkt und worauf er vorbereitet worden war.
    Und er machte sich an die Arbeit.
    Er war in dem Zimmer seines Palastes, und Prudentia war von ihrem üblichen Sockel herabgestiegen und stand jetzt vor der eisenbeschlagenen Tür. Zwar drückte sie mit ihren Steinarmen dagegen, und trotzdem erzitterte das Holz in den Angeln.
    »Er kommt dich holen«, sagte sie.
    »Öffne die Tür«, gab er zurück und versuchte, sein Grauen zu unterdrücken.
    »Er will, dass du dich ihm im Äther entgegenstellst! Er will deine Macht fressen, du anmaßendes Kind!«, rief Prudentia. »Hörst du ihn nicht?«
    Der Hauptmann hörte das Siegesgeschrei durch den Äther hallen. »Ich könnte ein wenig Rat gut gebrauchen«, entgegnete er.
    »Stell dich nicht gegen die Mächte der Welt, bis du viel, viel mächtiger bist«, sagte Prudentia in sachlichem Ton. »Aber wenn rohe Gewalt nicht mehr hilft, dann musst du dir mit List helfen. Denk immer daran, Junge, dass er die Grenzen deiner Macht nicht kennt. Er nennt dich die dunkle Sonne.«
    Ein guter Rat. Aber er wusste nicht, was er damit anfangen sollte. Er griff nach Harmodius und öffnete die Tür.
    Da war Thorn.
    Er hatte den Feuergraben überquert und stand nun rauchend da. Der beißende Gestank seiner Wunden stieg in Rauchfahnen auf, während er von dem Feuer im Graben erhellt wurde.
    Der Hauptmann hustete.
    Thorn ragte über ihm auf, obwohl er noch eine ganze Pferdelänge von ihm entfernt war, und der Hauptmann erkannte, dass der plötzliche Anprall der Lanzen ihn verletzt haben musste. Etwas Dunkles und Wässeriges quoll aus einer tiefen Grube in seiner Brust.
    Du hast geglaubt, du seiest mir überlegen, mickriges Wesen.
    Der Hauptmann bekämpfte die Welle der Übelkeit, die ihn zusammen mit der Angst überschwappte. Was immer Thorn auch sein mochte, seine Gegenwart brachte Schrecken, Abscheu und ein tiefes, krank machendes Gefühl von Bedrückung und Gewalt mit sich. Der Hauptmann kämpfte dagegen an. Für eine lange, lange Zeit war alles, was er sah, seine Mutter, die ihm versprach, dass …
    Du hast es gewagt, dich mir entgegenzustellen. Weißt du überhaupt, wer ich bin?
    Der Hauptmann erzitterte im Griff des Grauens. Sein rationales Bewusstsein begriff, dass nur die unsichersten Wesen solche Fragen stellten.
    Und er hatte die Erfahrung eines ganzen Lebens, den Mutigen zu spielen, auch wenn er sich eigentlich nur zu einer Kugel zusammenrollen und weinen wollte. Es war wie ein Streit mit seiner Mutter.
    Er wirkte einen Zauber – es war kein Angriff, sondern eine feine Verstärkung seiner Rüstung.
    Dann hob er sein Schwert. »Nun«, sagte er. Sein Versuch, beherrscht zu sprechen, klang ein wenig hysterisch. »Nun«, wiederholte er, und jetzt war seine Stimme gleichmäßiger. Auf diese Weise hatte er seine Mutter stets gereizt. »Ich habe erfahren, dass du der Magus des Königs warst.«
    Thorn beugte sich nach unten und schlug den Hauptmann mit der gigantischen, heißen Hand zu Boden. Er hatte den Schlag kommen sehen, seine Fäuste hatten seinem Willen gehorcht, sein Schwert war nach oben gefahren, und die Klinge zerschmetterte, als sie auf die skelettartige Hand des Zauberers traf. Die Macht von Thorns Schlag traf den Hauptmann durch die Stahlrüstung, obwohl seine Macht sie noch verstärkte.
    Ich bin unendlich viel größer als der bloße Mensch, der ich als Magus des Königs war.
    Dem Hauptmann wollte kein Lachen gelingen – nicht einmal ein Kichern. Aber er stand wieder auf, so wie er es immer getan hatte, wenn er von seinen Brüdern geschlagen worden war.
    Thorn hob die Hand.
    Ein Finger fiel ab.
    Der Hauptmann verspürte eine wilde, dumme Freude. Er warf die Reste seines Schwertes fort und zog stattdessen seinen Dolch. »Du bist nur eine der vielen Mächte, die zur Wildnis gehören, Thorn.« Er holte tief Luft, obwohl seine Rippen stark schmerzten. »Werd nicht größenwahnsinnig, denn sonst wirst auch du gefressen werden.«
    Guter Schuss, murmelte Harmodius im Palast seiner Erinnerung. Fast fertig.
    Eine Pause entstand, als stünde die Erde still. Der Hauptmann versuchte Amicias Gesicht zu sehen – er versuchte in seinem letzten Augenblick an etwas Würdiges, Edles oder

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