Der Rote Krieger: Roman (German Edition)
leicht zu erringendes Gut. Sie ist die Krone des Ruhmes und wird nur den Besten zuteil. Sie will hart erworben sein. Denkt darüber nach.«
Als sie die Treppe – eine breite Marmortreppe, bereits vor sehr langer Zeit angelegt – hochstieg, lauschte sie. Kein Kichern drang an ihr Ohr, was sie freute.
Der König befand sich in der Rüstkammer, und zwei seiner Knappen waren bei ihm – Simon und Oggbert, die einander glichen wie ein Ei dem anderen. Beide hatten übereinstimmende Sommersprossen und Pickel. Der König trug nur Hemd, Strümpfe und Hose. Seine Beinschienen lagen noch auf dem Boden, und jeder Knappe hielt einen Armschutz, den er mit einem Leder polierte.
Sie lächelte die beiden strahlend an. »Hinfort mit euch«, sagte sie.
Die Jungen flohen auf der Stelle, wie es Heranwachsende eben zu tun pflegten, wenn sie wunderschönen Frauen begegneten.
Der König lehnte sich auf seiner Bank zurück. »Ah! Wie ich sehe, habe ich deine Wertschätzung errungen!« Er grinste, und für einen Augenblick wirkte er um zwanzig Jahre jünger.
Sie kniete sich hin und zog das eine Strumpfband aus. »Du bist der König. Du und nur du allein brauchst meine Wertschätzung niemals zu erringen.«
Er sah zu, wie sie auch das zweite Strumpfband löste. Dann knotete sie die beiden zusammen und legte sie mit der Beinschiene auf einen Tisch hinter sich, danach setzte sie sich ohne die geringste Eile auf seinen Schoß, legte ihm die Arme um den Hals und küsste ihn, bis sie spürte, dass sich etwas bei ihm regte.
Nun erhob sie sich und knöpfte ihr Gewand auf. Dabei ging sie sehr sorgfältig vor und wandte den Blick nicht von ihm ab.
Er beobachtete sie, wie der Wolf ein Lamm beobachtet.
Das Gewand fiel von ihr ab, und nun trug sie nur noch ihr Unterkleid – eine Umhüllung aus eng anliegender Seide, die von den Fußknöcheln bis zum Hals reichte.
Der König stand auf. »Es könnte jemand hereinkommen«, sagte er in ihr Haar hinein.
Sie lachte. »Das ist mir egal.«
»Es möge in deiner Verantwortung liegen, meine Herrin«, sagte er und holte ein Messer hervor. Er drückte es mit der flachen Seite der Klinge gegen die Haut ihres Halses und küsste sie, dann schlitzte er die Seide ihres Unterkleides vom Hals bis zur Hüfte auf. Das Messer war so scharf, dass die Seide einfach darunter abzufallen schien, und er schnitt so vorsichtig, dass die Klinge niemals die Haut berührte.
Sie lachte in seinen Kuss hinein. »Ich liebe es, wenn du das tust«, sagte sie. »Jetzt schuldest du mir ein Unterkleid. Ein seidenes.« Ihre langen Finger entwanden ihm das Messer. Sie trat einen Schritt zurück und durchschnitt die Träger ihres Unterhemdes an den Schultern, sodass es zu Boden fiel, und dann rammte sie das Messer so heftig in die Tischplatte, dass es darin stecken blieb.
Er entledigte sich seines Hemdes und seiner Hose mit viel größerer Anstrengung und weniger Anmut, und sie lachte ihn deswegen aus. Und dann waren sie beisammen.
Als sie fertig waren, lag sie auf seiner Brust. Einige seiner Haare waren grau. Mit denen spielte sie.
»Ich bin alt«, sagte er.
Sie wand sich auf ihm. »Nicht sehr alt«, sagte sie.
»Ich schulde dir mehr als ein seidenes Unterkleid«, meinte er.
»Wirklich?«, fragte sie und erhob sich über ihm. »Mach dir keine Gedanken über das Hemdchen, Liebster. Mary wird die Träger in einer Stunde wieder angenäht haben.«
»So wörtlich habe ich das nicht gemeint. Ich schulde dir mein Leben. Ich schulde dir – mein fortgesetztes Interesse an dieser endlosen Hölle des Königtums.« Er ächzte.
Sie blickte auf ihn herunter. »Endlose Hölle? Dir scheint es aber zu gefallen. Du liebst es.«
Der König zog sie zu sich heran und vergrub das Gesicht in ihren Haaren. »Nicht so sehr, wie ich dich liebe.«
»Was ist los?«, fragte sie und spielte mit seinem Bart. »Du wirst doch von etwas geplagt …?«
Er seufzte. »Einer meiner besten Männer hat mich heute verlassen – Ranald Lachlan. Er muss sich ein Vermögen erwerben, weil er deine Lady Almspend heiraten möchte.«
Sie lächelte. »Er ist ein würdiger Mann für sie, und er wird es entweder beweisen oder bei dem Versuch sterben.«
Der König seufzte. »Ja«, sagte er. »Aber bei Gott, Frau, ich war versucht, ihm einfach einen Sack Gold und die Ritterschaft zu geben, nur damit er bei mir bleibt.«
»Dadurch hättest du ihm allerdings die Möglichkeit genommen, sich den Ruhm zu erwerben, den er verdient hat«, wandte sie ein.
Er zuckte mit den
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