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Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Titel: Der Rote Krieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miles Cameron
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spähte an der Königin vorbei zu den Hofdamen, die in der Nähe der Ritter saßen. »Und Ihr jungen Herren, wo wart Ihr, als die Schläge ausgeteilt und eingesteckt wurden?«
    Harthand nickte anerkennend. »Hier in der warmen Halle. Wir haben uns in der Schönheit der Königin und all dieser hübschen Blumen gesonnt«, sagte er. »Welcher Mann kämpft schließlich freiwillig auf gefrorenem Boden?«
    Der König runzelte die Stirn. »Vielleicht ein Mann, der sich auf den Krieg vorbereitet?«, fragte er ruhig.
    Harthand sah sich nach Unterstützung um. Er hatte den launigen Plauderton als Erlaubnis gedeutet, auch seinerseits mit dem König scherzen zu dürfen.
    Die Königin lächelte und freute sich, ihn so schnell gedemütigt zu sehen.
    »Hinter den Mauern befinden sich Kreaturen, die Eure Rüstung zu knacken imstande sind und das fressen, was darunter liegt – oder die Eure Seele trinken«, sagte der König. Seine Stimme hallte laut in dem großen Raum wider, während er an den Kopfreihen entlangging. »Und von all diesen hübschen Blumen wisst Ihr allein, Ser Ritter, um die Wahrheit meiner Worte. Ihr kennt die Wildnis.« Der König war weder der Größte noch der Hübscheste im Raum. Aber wenn er so redete, konnte sich kein anderer Mann mit ihm vergleichen.
    Harthand sah zu Boden und biss sich enttäuscht auf die Lippe. »Ich wollte nur etwas Unterhaltendes sagen, Sire. Ich bitte um Vergebung.«
    »Sucht Eure Vergebung in der Wildnis«, gab der König zurück. »Bringt mir drei Köpfe, und ich werde erdulden, dass Ihr mit den Hofdamen der Königin liebäugelt. Bringt mir fünf Köpfe, und Ihr dürft mit der Königin liebäugeln.«
    Falls du es wagst, dachte sie.
    Der König grinste, blieb bei dem jüngeren Mann stehen und klopfte ihm auf die Schulter. Harthand versteifte sich.
    Er wollte den Hof nicht verlassen. Das war deutlich zu erkennen.
    Der König legte die Lippen an Harthands Ohr, aber die Königin verstand seine Worte trotzdem. Das war immer so.
    »Drei Köpfe«, flüsterte der König durch das Lächeln auf seinen Lippen hindurch. »Oder Ihr werdet auf immer in Eurer Burg bleiben und als feige und treulos gebrandmarkt sein.«
    Die Königin beobachtete die Reaktion ihrer Damen und schwieg. Harthand war ein recht beliebter Mann. Lady Mary, die als »Hartherz« bekannt war, hatte einmal gesagt, seine Hände seien gar nicht so hart. Sie saß neben der Königin und kniff die Lippen zusammen, wohl um ihren Schmerz nicht vor der Königin zu zeigen. Hinter diesem Anblick winkte der König seinen Knappen zu und begab sich über die Haupttreppe zu seiner Rüstkammer.
    Als der König gegangen war, lehnte sich Desiderata auf ihrem Stuhl zurück und nahm ihre Näharbeit wieder auf – es handelte sich um ein Unterhemd für die Rüstung des Königs. Ihre Hofdamen versammelten sich um sie herum. Sie spürten die Wünsche der Königin und wandten sich von den jungen Rittern ab, deren Anführer Harthand war – oder gewesen war. Nun zeigten sie sich untröstlich, weil sie ihren Anführer verloren hatten. Sie gingen davon und gaben dabei die üblichen Bemerkungen gesellschaftlich benachteiligter junger Männer von sich. Die Königin lachte darüber.
    Harthand blieb unter dem Bogen der Haupttür stehen und sah zurück. Er begegnete ihrem Blick, und sein Zorn flog über die Sonnenstrahlen hinweg, die sie trennten.
    »Ich komme wieder!«, rief er.
    Die anderen jungen Männer schien sein Gefühlsausbruch zu verängstigen, und sie schoben ihn durch die Tür.
    »Vielleicht«, schnurrte die Königin. Sie lächelte wie eine Katze, der die Schwanzspitze einer Maus noch aus dem Maul hing.
    Die Hofdamen kannten dieses Lächeln nur zu gut. Sie schwiegen, und die Klügsten unter ihnen ließen die Köpfe vor echter oder gut gespielter Zerknirschung hängen, doch die Königin durchschaute sie alle.
    »Mary«, sagte sie sanft. »Habt Ihr Harthand in Euer Bett gelassen?«
    Mary – Hartherz – sah sie an. »Ja, Mylady.«
    Die Königin nickte. »War er es wert?«, fragte sie. »Sag mir die Wahrheit.«
    Mary biss sich auf die Lippe. »Nicht heute, Mylady.«
    »Vielleicht nie? Hört mir zu, ihr alle«, sagte sie und beugte sich zu den Hofdamen vor. »Emmota, Ihr seid erst seit Kurzem bei uns. An welchen Zeichen erkennt Ihr, ob ein Ritter es wert ist, Euer Liebhaber zu sein?«
    Emmota war noch nicht ganz erwachsen; sie zählte erst vierzehn Jahre. Ihr Gesicht war schmal, aber nicht spitz, und eine klare Klugheit leuchtete aus ihren Augen.

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