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Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Titel: Der Rote Krieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miles Cameron
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lang.
    Ihr Gewicht ließ den Hauptmann niemals unbeeindruckt, denn es bedeutete, dass Arbeit vor ihm lag.
    Er blickte zurück, stellte sich noch einmal in die Steigbügel und spürte das größere Gewicht seiner Rüstung.
    Die Kolonne hatte sich zusammengeschoben.
    »Wie weit genau?«, fragte er Hob.
    »Eine Meile. Oder etwas weniger. Kaum ein Stundenmarsch.« Hob zuckte die Achseln. Seine Hände zitterten.
    »Also Standardformation. Auf mein Wort – marschiert!«, rief der Hauptmann und wandte sich an seinen Knappen. »Die Pfeife, nicht die Trompete.«
    Michael verstand sofort. Um seinen Hals hing eine silberne Flöte. Carlus, der riesige Trompeter und Waffenmeister der Truppe, zuckte mit den Schultern und fiel zurück.
    Die Kolonne bewegte sich im Schritttempo vorwärts. Die Pferde wirkten plötzlich angespannt, hatten die Ohren aufgerichtet und die Köpfe gehoben. Die Schlachtrösser zitterten vor Aufregung, und die leichteren Pferde, die von den Bogenschützen geritten wurden, ließen sich anstecken. Die weniger guten Reiter hatten Schwierigkeiten, ihre Tiere zu beherrschen.
    Sie erstiegen einen langgezogenen Hügel, ritten ihn wieder hinunter und kamen an einen rasch fließenden Bach, der vom Wasser des zweitägigen Regens angeschwollen war. Nun führte Hob sie nach Westen in den Wald hinein.
    Jetzt befanden sie sich am Rande der Wildnis, und der Hauptmann nahm sich die Zeit, die Bäume zu betrachten, die noch unbelaubt waren. Hier und da zeigten sich zwar Knospen, aber der Frühling war noch nicht in das Nordland eingekehrt, und Schnee lag auf den windabgewandten Seiten der größeren Felsen.
    Er konnte tief in den Wald hineinblicken.
    Und das bedeutete, dass er aus dem Wald heraus genauso gut sichtbar war, vor allem in seiner strahlend hellen Rüstung, auf der Scharlachrot und Gold prangten.
    Er führte seine Truppe eine weitere Viertelmeile voran. Die Kolonne schlängelte sich hinter ihm her durch das spärliche Unterholz; je zwei Kämpfer ritten nebeneinander. Die Bäume waren gewaltig, ihre Äste dick und lang, doch sie erstreckten sich hoch über dem Boden und berührten nicht einmal Tom Schlimms Kopf.
    Aber als eine innere Stimme dem Hauptmann zuflüsterte, dass er das Unglück herausfordere – stell dir die klauenbewehrte Bestie vor, wie sie in die Kolonne fährt, bevor wir fertig und von unseren Pferden abgestiegen sind –, da hob er die rechte Faust zum Haltesignal, breitete dann die Arme aus – in voller Rüstung war das immer eine schwere Übung – und senkte sie einmal. Absitzen.
    Er stieg vorsichtig ab, was Grendel enttäuschte. Grendel liebte den Kampf. Er liebte es, das Spritzen von heißem Blut im Maul zu spüren.
    Diesmal nicht, dachte der Hauptmann und klopfte seinem Schlachtross auf die Schulter.
    Toby kam herbei und ergriff den Kopf des Tieres.
    »Mach in der Zwischenzeit keinen Spaziergang, junger Toby«, sagte der Hauptmann fröhlich. »Alle Offiziere zu mir!«
    Michael war bereits abgestiegen und blies seine Pfeife. Dann gab er dem Hauptmann einen kurzen Speer, der mit einer Klinge an dem einen Ende versehen war, so lang wie der Arm eines erwachsenen Mannes, und mit einem scharfen Stachel am anderen Ende.
    Jehannes, Hugo und Milus kamen herbei; trotz ihrer Rüstungen bewegten sie sich fast lautlos.
    »Gelfred hat die Bestie unter Beobachtung. Sie ist weniger als eine Meile von uns entfernt. Ich will, dass ihr euch ausbreitet. Die Flügel müssen stark sein, die Mitte weniger stark, und jeder Kämpfer soll einen Bogenschützen dicht in seinem Rücken haben.« Der Hauptmann sah vom einen zum anderen.
    »Wie üblich also«, sagte Jehannes. Sein Tonfall deutete an, dass der Hauptmann nicht so viele Worte hätte machen sollen.
    »Wie üblich. Pumpt das Ding mit Pfeilen voll und bringt es hinter euch.« Das war nicht der richtige Augenblick, sich mit Jehannes zu streiten, der sein bester Offizier war und dessen Verhalten er trotzdem missbilligte. Er sah sich um und suchte nach einer Eingebung.
    »Ein dichter Wald«, gab Jehannes zu bedenken. »Nicht gerade geeignet für die Bogenschützen.«
    Der Hauptmann hob die Hand. »Vergesst nicht, dass Gelfred und zwei unserer Jäger da draußen sind«, sagte er. »Sie dürfen keine Pfeile abbekommen.«
    Die hinteren zwei Drittel der Kolonne kamen geordnet vor und breiteten sich nach Norden und Süden aus. Sie bildeten einen annähernden Halbkreis mit einem Durchmesser von etwa zweihundert Ellen in drei hintereinander liegenden Reihen. Die Ritter

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