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Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Titel: Der Rote Krieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miles Cameron
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schritten in der ersten Reihe, dann kamen die Knappen, und beide hatten je einen Bogenschützen im Rücken. Einige Schützen trugen sechs Fuß lange Bögen, die aus einem einzigen Holzstück geschnitzt waren, manche hatten schwere Armbrüste dabei, und andere benutzten Hornbögen aus dem Osten.
    Der Hauptmann blickte auf seine Kampfreihen und nickte. Seine Männer waren wirklich gut. Er sah Pampe im Norden und Tom Schlimm unmittelbar hinter ihr. Was hätten sie sonst sein sollen? Gesetzlose? Er gab ihrem Leben einen Sinn.
    Ich mag sie, dachte er. Sie alle. Sogar Kurznase und Mutwill Mordling.
    Er grinste und fragte sich, was er wohl selbst wäre, wenn er nicht diese Beschäftigung gefunden hätte.
    »Bringen wir es hinter uns«, sprach er laut. Michael pfiff zweimal, und sie setzten sich in Bewegung.
    Er hatte zweihundert Schritte abgezählt, als Gelfred zu seiner Linken auftauchte und mit beiden Armen winkte. Der Hauptmann hob die Faust, und sofort kamen die Kämpfer zum Stillstand. Ein vereinzelter Pfeil, den ein allzu nervöser Bogenschütze abgefeuert hatte, schwirrte durch das Unterholz und verpasste den Jäger nur um eine Elle. Gelfred sah ihn böse an.
    Milus spuckte aus. »Ich hol mir seinen Namen«, knurrte er. »Irgendein verdammter neuer Mistkerl.«
    Gelfred rannte auf den Hauptmann zu. »Es ist groß«, sagte er. »Aber ich glaube, es ist nicht das Tier, das wir verfolgen. Es ist … ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll. Es ist irgendwie anders. Größer.« Er zuckte die Achseln. »Vielleicht irre ich mich.«
    Der Hauptmann dachte über seine Worte nach. Er blickte in den endlosen Wald. Die immergrünen Bäume und die Erlen standen dichter beisammen als die großen, älteren Eichen und Eschen.
    Er konnte es spüren. Es wusste, dass sie da waren.
    »Es wird uns jagen«, sagte der Hauptmann. Er sprach so gelassen wie möglich, damit seine Leute nicht in Panik gerieten. »Haltet euch bereit«, rief er. Zur Hölle mit dem Leisesein.
    Hinter ihm wurde Michaels Atmen lauter.
    Gelfred spannte seine Armbrust. Er trug keine Rüstung. Sobald er einen Pfeil eingelegt hatte, trat er in die Reihe hinter Michael.
    Der Hauptmann hob die Hand und senkte sein Visier. Mit einem lauten Klacken fiel es vor sein Gesicht.
    Nun war sein Blickfeld aufgrund der beiden langen Schlitze im Schutzblech stark eingeengt, und nur durch die winzigen Atemlöcher konnte er nun noch Bewegungen erkennen, die von unten auf ihn zukamen. Sein eigener Atem trieb in den Mund zurück und war wärmer als die Luft, die ihn umgab. Im Helm wurde es ihm eng, vor allem aber schmeckte er seine eigene Angst.
    Hinter den Sehschlitzen setzte sich der Wald endlos fort, und nun schien er dunkler und stiller zu sein als zuvor.
    Sogar die Brise war erstorben.
    Stille.
    Kein Vogel sang.
    Kein Insekt war zu hören.
    Michaels Atmen klang hinter dessen thuruvianischem Helm wie das Zischen des Blasebalgs einer Schmiede auf dem Jahrmarkt. Sein erstes Mal, dachte der Hauptmann.
    Die Formation bewegte sich ein wenig. Die Männer regten sich – alle Veteranen hielten schwere Speere oder Äxte, deren Gewicht ihnen zu schaffen machte. Die Armbrustschützen versuchten zu zielen. Die Bogenschützen warteten auf das Ziel, bevor sie die Sehnen spannten. Kein Mann konnte einen hundert Pfund schweren Bogen lange gezogen halten.
    Der Hauptmann spürte ihre Angst. Er schwitzte in seine Polsterung hinein. Als er sich bewegte, drang kalte Luft unter seinen Achseln und an den Lenden herein, doch der heiße Schweiß rann ihm den Rücken herunter. Seine Hände hingegen waren kalt.
    Und er spürte die Anspannung, die von seinem Gegner ausging.
    Hat diese Bestie auch Nerven? Kann sie Angst empfinden? Kann sie denken?
    Kein Vogel sang.
    Nichts bewegte sich.
    Der Hauptmann fragte sich, ob überhaupt noch jemand atmete.
    »Lindwurm!«, schrie Tom Schlimm.
    Das Ungeheuer brach durch die Bäume, die unmittelbar vor dem Hauptmann standen. Es schien größer als ein Kriegspferd zu sein, den langen, schmalen Kopf voller schwarzer, gebogener Zähne, und mit Schuppen bedeckt, die so dunkel waren, dass sie schwarz aussahen, und dabei so glänzend, dass sie wie eingeölt wirkten.
    Es war schnell. Das waren diese verdammten Biester immer.
    Die Welle des Grauens, die es aussandte, war geradezu greifbar und breitete sich wie eine Seifenblase um das Ungeheuer herum aus. Sie traf den Hauptmann, fuhr über ihn hinweg und ließ Michael an Ort und Stelle erstarren.
    Gelfred hob seine Armbrust und

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