Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Titel: Der Rote Krieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miles Cameron
Vom Netzwerk:
Schultern und meinte: »Es ist gut, dass wenigstens einer von uns beiden ein Idealist ist.«
    »Da du gerade in Spenderlaune bist«, sagte sie, »könnten wir vielleicht ein Turnier ausrichten?«
    Der König war ein starker Mann und hatte Kämpfermuskeln. Er erhob sich trotz ihres Gewichtes auf seiner Brust. »Ein Turnier. Bei Gott, meine Herrin, war das etwa der Zweck deines Tuns?«
    Sie grinste ihn an. »War es bisher denn so schlecht?«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich sollte Angst davor haben, dass in deinem hübschen Kopf Entscheidungen fallen könnten, die ich gar nicht gutheiße. Ja, natürlich können wir ein Turnier veranstalten. Aber es gewinnen immer die falschen Männer, und die Stadt befindet sich eine ganze Woche lang in Aufruhr. Außerdem herrscht dann fürchterliche Unordnung in der Burg, und du und ich, meine Liebe, wir müssen andauernd Männer einsperren, deren einziges Verbrechen es ist, zu viel getrunken zu haben. Und all das nur zur Befriedigung deiner Laune?« Er lachte.
    Desiderata lachte ebenfalls, warf den Kopf zurück und erkannte das Verlangen in seinem Blick. »Ja!«, rief sie. »Alles nur wegen meiner Launen.«
    Er lachte gemeinsam mit ihr, doch dann runzelte er die Stirn. »Es gibt Gerüchte aus dem Norden«, sagte er.
    »Gerüchte?«, fragte sie, obwohl sie genau wusste, worum es ging: um Krieg und noch Schlimmeres, das in den Nordländern geschah, und um Übergriffe aus der Wildnis. Es war ihre Aufgabe, all das zu wissen.
    Der König zuckte die Achseln. »Egal, meine Liebe. Wir werden ein Turnier haben, aber es muss vielleicht warten bis nach dem Frühlingsfeldzug.«
    Sie klatschte in die Hände. Endlich kam der Frühling.

3

    Lissen Carak · Der Rote Ritter
    Amy Hock gelang es, seine Schindmähre so lange zu einem Galopp anzutreiben, bis er den Hauptmann erreicht hatte. Die Truppe hatte sich in Marschordnung über die Straße verteilt – ohne Wagen, ohne Gepäck und ohne Gefolge. All das war zusammen mit einem Dutzend Lanzen als Bewachung im Lager zurückgeblieben.
    »Mylord, Gelfred sagt, er hat seine Stelle gefunden. Hinten im Wald. Eine Spur und ein Loch.« Amy Hock war ein kleiner Mann mit einer Nase, die schon so oft gebrochen worden war, wie man ihn für vogelfrei erklärt hatte.
    Der Späher hielt sein Jagdhorn hoch, und darin befand sich ein Bröckchen Kot.
    Die Losung, dachte der Hauptmann und rümpfte angewidert die Nase. Das war Gelfreds Rache für seine Respektlosigkeit. Manchmal war ein strenges Befolgen der Jagdregeln gleichbedeutend mit Rache. Er nickte dem Späher heftig zu. »Ich verlasse mich einfach auf Gelfreds Wort«, sagte er, stellte sich in die Steigbügel und rief: »Rüstungen angelegt, Leute!«
    Sein Befehl lief schneller die Kolonne entlang als ein galoppierendes Pferd. Die Männer und Frauen legten ihre Schutzhauben an und setzten dann die Helme auf – große Spitzhelme, praktische Kesselhelme und kräftige Helmglocken. Die Soldaten ritten stets in voller Rüstung aus, aber nur ein Neuling oder ein übereifriger Knappe ritt mit Helm oder Panzerhandschuh. Die meisten Ritter setzten ihre Helme erst dann auf, wenn sie sich dem Feind gegenübersahen.
    Michael brachte den spitzen Helm des Hauptmanns herbei, hielt ihn hoch über den Kopf und legte ihm zuerst den Halsschutz, der am unteren Rand des Helms befestigt war, über die Schultern. Dann senkte er den Helm mit hochgeschobenem Visier beherzt auf die Schulterpolster.
    Der Hauptmann bedeutete seinem Knappen innezuhalten und strich sich die Spitzen seines Schnauzbartes zurecht, auf den er sehr stolz war, da er dem Hauptmann half, sein Alter zu verbergen – oder vielmehr seine Jugend.
    Dann schob Michael den Halsschutz über den Brustpanzer, überprüfte die Schnallen unter den Armen und zog seinem Meister die Panzerhandschuhe nacheinander über die Hände, während der Hauptmann die Nordseite der Straße beobachtete.
    »Wie weit?«, fragte er Hob.
    »Noch etwas weiter. Wir müssen zum Bach gelangen und ihm dann nach Westen bis in den Wald folgen.«
    Nun hatte er den zweiten Panzerhandschuh übergestreift. Michael nahm ihm das Reitschwert ab und erhielt das lange Kriegsschwert von Toby, der zwischen ihnen stand und es mit einem Ausdruck der Erregung auf seinem sonst reglosen Gesicht hochhielt; in seiner anderen Hand befand sich ein Keks.
    Michael gab Toby das kürzere Reitschwert und umgürtete den Hauptmann mit der Kriegswaffe. Sie bestand aus dreieinhalb Pfund scharfem Stahl und war beinahe vier Fuß

Weitere Kostenlose Bücher