Der Rote Krieger: Roman (German Edition)
Beine.
Und zog sein Schwert.
Und führte einen mächtigen Streich. Bevor ihn die Schmerzwelle überspülen konnte, schwang er sein Schwert von links nach rechts und rammte es in das Schultergelenk der Bestie.
Sie wirbelte herum, und noch bevor er etwas tun konnte, stieß ihn die zahnbewehrte Schnauze von den Beinen. Er hatte nicht mehr ausweichen können. Dann warf das Ungeheuer den Kopf zurück und brüllte los.
Tom Schlimm hatte ihm seine Axt tief in die andere Schulter gegraben.
Es bäumte sich auf. Das war ein Fehler. Mit zwei verwundeten Vordergliedern konnte es nur taumeln.
Der Hauptmann sprang wieder auf die Beine, beachtete das Feuer in Hals und Rücken nicht, stürzte vor und näherte sich dem Lindwurm diesmal von der Seite. Das Ungetüm drehte sich um, wollte Tom Schlimm zu Boden werfen, doch plötzlich war Jehannes vor dem Lindwurm und traf ihn mit einem Schlag seines Hammers mitten in die Brust. Das Gesicht der Bestie war mit Pfeilen und Widerhaken bedeckt. Andere steckten in ihrem sehnigen Hals. Sie drehte sich um und empfing eine weitere Wunde. In dem Augenblick, da der Kopf kurz in Regungslosigkeit erstarrte, verlor sie ein Auge an einen langen Schaft, während ihr Körper zuckend ausschlug. Ein Knappe wurde von dem Schwanz des Lindwurms zerschmettert. Sein Rückgrat brach, und seine Rüstung knickte unter dem mächtigen Schlag ein.
Hugo zerhieb die Rippen des Ungeheuers mit einem mächtigen, beidhändigen, von oben herab geführten Schlag. George Brewes stach ihm den Speer in die Seite und ließ die Waffe dort stecken, während er sein Schwert zog. Lyliard stach ihm in das andere Bein; Foliack hämmerte mit wiederholten Schlägen auf das Tier ein.
Aber es konzentrierte sich noch immer ganz auf den Hauptmann, trat mit dem Bein nach ihm aus, verlor das Gleichgewicht, brüllte auf und wandte sich Hugo zu, der es schon wieder getroffen hatte. Es schloss die Zähne um den Helm des Marschalls, und sein Helm hielt nicht stand. Der Biss zerquetschte ihm den Schädel und tötete ihn auf der Stelle. Pampe stieg über seinen kopflosen Leichnam und rammte dem Lindwurm ihren Speer in den Kiefer, doch das Wesen schleuderte sie mit einer knappen Drehung seines Kopfes beiseite.
Der Hauptmann sprang abermals vor und stieß mit seinem Schwert zu. Diesmal trennte er eine der Schwingen sauber vom Körper; dieser Hieb war so leicht wie das Durchschlagen eines Schösslings auf dem Übungshof. Als der Kopf der Bestie wieder herumwirbelte und auf ihn zuschoss, wich der Hauptmann nicht aus und machte sich bereit, das verbliebene Auge auszustoßen – doch der Kopf schmetterte eine Elle vor ihm zu Boden. Es war fast wie bei einem riesigen Hund, der den Kopf zu Füßen seines Herrn legte, und das unheilvolle Auge richtete sich auf ihn.
Er stieß zu.
Der Lindwurm warf den Kopf hoch, zuckte von der Schwertspitze weg, bäumte sich auf, spreizte die verbliebene Schwinge, drosch mit ihr auf die Männer darunter – ein zerfetztes Banner der Wildnis …
… und starb, als ihn ein Dutzend Pfeile, von Bögen und Armbrüsten kommend, gleichzeitig erwischten.
Er brach über Hugos Leichnam zusammen.
Die Kämpfer hieben noch lange Zeit weiter auf den Körper des Lindwurms ein. Jehannes trennte den Kopf ab, Tom Schlimm hackte ein Bein unterhalb der Hüfte ab, und zwei Knappen rissen das andere Bein aus dem Kniegelenk. Pampe rammte ihren langen Speer immer wieder in jedes Gelenk. Die Bogenschützen feuerten ihre Pfeile in den Berg, den der Leichnam ausmachte.
Sie alle waren blutüberströmt – das war dickes, braungrünes Blut, wie der Schleim aus den Eingeweiden eines geschlachteten Tiers, heiß und so ätzend, dass es die Rüstung zersetzen konnte, wenn es nicht sofort abgewischt wurde.
»Michael?«, fragte der Hauptmann. Sein Kopf fühlte sich an, als wäre er vom Körper gerissen worden.
Der junge Mann bemühte sich, ihm den Halsschutz auszuziehen. Doch es gelang ihm nicht, und der Hauptmann erbrach sich in seinen Helm. Aber auf seinem Speer klebte Lindwurmblut, und noch mehr davon befand sich an seinem Schwert.
Gelfred spannte seine Armbrust ein letztes Mal und hielt den Blick starr auf die tote Kreatur gerichtet. Die Männer umarmten sich, lachten, weinten, übergaben sich oder fielen zum Gebet auf die Knie; andere starrten das Wesen bloß mit leerem Blick an. Ein Lindwurm.
Schon wirkte das Geschöpf kleiner.
Der Hauptmann taumelte von ihm weg und bemühte sich, sein körperliches und seelisches Gleichgewicht
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