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Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Titel: Der Rote Krieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miles Cameron
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Bronzekragen poliert, sein Schwert sowie seinen Speer und alle seine Pfeile geschärft, und nun lag er bei den anderen Kriegern und sah Peter beim Kochen zu.
    Und wartete.
    Die Schwierigkeit bei einer jeden Pastete bestand darin, dass man nie genau wusste, wann sie fertig war.
    Mit einer Schlacht schien es sich genauso zu verhalten.
    Nita Qwan setzte sich eine Weile vor seine Pastete, dann ging er zu Ota Qwan hinüber und hockte sich neben ihn.
    Der Kriegshäuptling hob den Kopf von den Armen. »Schon fertig?«, fragte er.
    Nita Qwan zuckte mit den Achseln. »Nein«, sagte er. »Oder vielleicht doch.«
    Skahas Gaho lachte.
    »Warum sind wir nicht im Feld?«, fragte Nita Qwan.
    »Weil die Pastete noch nicht fertig ist«, antwortete Ota Qwan, und alle älteren Krieger lachten lauthals. In ihrem Gelächter lag eine Einmütigkeit, die Peter verriet, dass Ota Qwan irgendeine wichtige Probe für seine Eigenschaft als Anführer bestanden haben musste. Er war ihr Oberhaupt, und niemand stellte dies infrage. Es war eine zwar kaum merkliche, aber dennoch vorhandene Veränderung.
    Ota Qwan rollte herüber und wischte die Fettschicht, die seine Farbe auf der Haut hielt, mit den Farnblättern sorgfältig ab. »Thorn wird auf dem Feld gegen die Ritter kämpfen«, sagte er. »Auf einem Feld, auf dem jede Deckung verbrannt ist.«
    Die älteren Krieger nickten wie im Chor.
    Ota Qwan zuckte die Schultern. »In der letzten Nacht hätten wir beinahe eine ganze Menge Krieger verloren«, sagte er. »Ich will das Leben meiner Leute nicht noch einmal durch eine solche Dummheit aufs Spiel setzen. Diesmal werden wir gehen, wenn es für uns richtig ist. Oder wir gehen gar nicht. Die Pastete ist dafür ein genauso gutes Zeichen wie jedes andere.«
    Am Rande der Lichtung setzte sich eine Frau – Ojig – plötzlich auf, und ihre Schwester, die Kleinhand gerufen wurde, versteifte sich wie ein Hund, der den Wolf gerochen hat. Sie ergriff ihren Bogen, und plötzlich gerieten auch alle anderen in Bewegung. Sie bewaffneten sich, waren auf der Hut …
    »Qwethnethog!«, rief Kleinhand.
    Nita Qwan hörte zwar keinen Befehl, aber schon nach wenigen Herzschlägen war die Lichtung leer – mit Ausnahme seines Feuers, seiner Pastete und den sechs ältesten Kriegern, die um Ota Qwan herumstanden.
    Die Qwethnethog trat aus dem Unterholz und bewegte sich so schnell wie ein Rennpferd. Es dauerte einige lange Schritte, bis sie langsamer geworden war. Sie warf einen Blick von den Männern zum Feuer und wieder zurück.
    »Skadai«, sagte sie mit ihrer schrillen Stimme.
    »Tot«, erwiderte einer der betagten Krieger.
    »Aah«, klagte sie, machte eine fremdartige Geste mit ihren Klauen und drehte sich um. »Wer führt das Volk der Sossag an?«
    Ota Qwan trat vor. »Ich geleite sie in den Krieg«, sagte er.
    Die Qwethnethog sah ihn an und drehte den Kopf von der einen zur anderen Seite. Nita Qwan bemerkte, dass ihr Helmkamm von einem tiefen Scharlachrot war; diese Farbe zog sich bis auf ihre Stirn. Doch der Kamm war kleiner als bei einem männlichen Exemplar ihrer Art. Obwohl sie starken Schrecken ausstrahlte, fand er es lustig, dass er sich inzwischen so gut mit der Wildnis auskannte und ein Männchen von einem Weibchen sowie den einen Klan von einem anderen unterscheiden konnte. Sie gehörte zu den Qwethnethog des Westens, die in den Bergen oberhalb der Sossag-Seen lebten.
    »Mein Bruder spricht für alle Qwethnethog der Berge«, sagte sie mit ihrer schrillen Stimme. »Wir verlassen das Feld und werden nicht mehr für Thorn kämpfen.«
    Ota Qwan sah die Männer rechts und links neben sich an. »Wir danken dir«, sagte er. »Gehe in Frieden.«
    Das große Ungeheuer drehte sich um und schnüffelte. »Das riecht köstlich«, sagte es zu niemandem im Besonderen.
    »Bleib doch, und nimm dir ein Stück«, hörte Nita Qwan sich selbst sagen.
    Sie hustete – er vermutete, dass es sich um nachgeahmtes Ge lächter handeln sollte. »Du bist keck, junger Mann«, sagte sie. »Komm ein anderes Mal zu mir, und koch für mich.« Sie klickte mit ihren Krallen und war bereits wieder in den Wäldern verschwunden – schneller als ein Reh.
    Sobald sie fort war, kam ein Dutzend Frauen aus dem Wald hervor – allesamt Matronen. Sie sprachen in der Sprache der Sossag so schnell, dass Nita Qwan nicht einmal einzelne Worte verstehen konnte.
    So machte er sich daran, seinen behelfsmäßigen Ofen zu öffnen.
    Die Pastete war gut durchgebacken, und die Kruste hatte eine schöne Farbe –

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