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Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Titel: Der Rote Krieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miles Cameron
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deutete auf zauberisches Wirken und Weben, das er jetzt kannte – durch sie erfahren hatte. In einem schwindelerregenden Augenblick befand sie sich auf ihrer Brücke und verwendete ihren eigenen Palast der Erinnerung, während er neben Prudentias Podest stand und das in sich sammelte, was von seiner Macht übrig geblieben war.
    Es reichte nicht.
    Amicia schüttelte den Kopf. »Ich habe nichts zu geben«, sagte sie. Er hob den Blick zu ihr, und selbst im Ätherischen war ihre Erschöpfung deutlich zu erkennen. »So viele Verwundete«, sagte sie.
    Er seufzte und überprüfte die Macht, die in seine Kappe eingewoben war. Er wirkte Magie, so wie Harmodius es ihm beigebracht hatte, und wurde von Amicias sicherer Hand geleitet – es waren drei Zauber, von denen jeder den anderen überlagerte und ergänzte, wie Gleichungen auf einer Schiefertafel. Lösen, Binden, Heilen. Er nutzte dazu das, was von der Lebenskraft des Kobold-Häuptlings noch übrig war.
    »Heilige Barbara, Stier, Thales. Demetrios, Fische, Herakleitus. Ionnes der Täufer, Löwe, Sokrates!«, beschwor er, deutete mit dem Finger, drehte sich um die eigene Achse, und der Raum bewegte sich. Die imaginierten Hebel drehten sich im Einklang mit der Geschwindigkeit seiner Muskeln, und der Raum wirbelte bald wie ein Kreisel.
    Es war die komplexeste Beschwörung, die er je versucht hatte – und die Macht, die von ihr abstrahlte, verblüffte ihn; es war ein Widerhall der entfesselten Macht, die sich in dem Raum um ihn herum zusammenballte.
    Die Kappe opferte sich selbst in einem Paroxysmus der Macht – ein kurzes Aufflackern, und alle Macht drang in die Königin ein.
    Ein roter Nebel zog sich über ihren Rücken von den Schultern bis zu dem einen braungebrannten Bein und um die Hüfte herum bis zur Niere. Grau-weiße Ascheflocken fielen von der Haut ab.
    Der Hauptmann taumelte von ihr zurück.
    Die Königin schrie auf und seufzte dann, als würde sie von ihrem Liebhaber gestreichelt werden. Und dann stieß sie ein leises Jammern aus.
    Lady Almspend klatschte in die Hände. »Bei der Macht Gottes, Ser! Das war großartig!«
    Der Hauptmann schüttelte den Kopf. »Das war ich nicht«, gab er zu. »Oder zumindest nicht ich allein.« Seine Stimme glich einem heiseren Krächzen.
    Die Wunde blutete wieder. Sie wurde sogleich fest verbunden – sehr vorsichtig, weil sie noch offen zu sein schien.
    Wieder schüttelte der Hauptmann den Kopf. »Aber ich habe den Fluss der Macht gespürt «, sagte er enttäuscht.
    »Ich fühle jetzt weniger Schmerzen«, sagte die Königin tapfer. »Das war gute Arbeit, Ritter.«
    Ein rothaariger Riese warf seinen Mantel über die Königin. »Wir müssen sie ans Ufer bringen.«
    Der Hauptmann schüttelte abermals den Kopf. »Dazu würde ich nicht raten. Die Burg ist Dreh- und Angelpunkt der gesamten Schlacht, und ich habe sie die ganze Nacht hindurch gehalten. Ich würde das Risiko nicht eingehen, die Königin von Albia dorthin zu bringen.«
    Doch andere Boote ruderten nun ebenfalls auf den Kai zu, ankerten oder wurden festgezurrt, während sich die Armbrustschützen auf ihnen um die Kobolde am Nordufer kümmerten. Die kühneren Bootsmänner setzten ihre Schiffe unter die Brücke, um dem Feind auf den Wiesen nördlich des Flusses eine Flanke zu bieten.
    »Ich habe zwanzig tapfere Männer, die sich Eurer Garnison anschließen könnten«, sagte Rotbart.
    »Ich hätte lieber all diese netten Armbrustschützen«, erklärte der Hauptmann und lächelte, um seiner Bemerkung jeden möglichen Stachel zu nehmen. »Also gut. Bringt die Königin an Land, aber stört euch nicht an den Koboldeingeweiden. Wir hatten noch keine Zeit zum Aufräumen.«
    Er richtete sich an Deck auf, konnte kaum mehr gehen. Er kletterte über die Bordwand auf den Kai, und es gelang ihm nur mit Mühe, die notwendigen Befehle zu geben.
    Über einem Pfahl brach er zusammen. Er wusste, dass Rotbart neben ihm stand und etwas sagte, aber er hatte lange nicht mehr geschlafen, hatte seine Kräfte nicht auffrischen können und hatte soeben einen Zauber gewirkt. Davon war ihm nun übel. Prudentia hatte ihn gewarnt, dass so etwas geschehen würde, wieder und wieder.
    Er streckte die Arme in das schwache Sonnenlicht. Zog die Panzerhandschuhe aus und hob die Hände der Sonne entgegen.
    Was würde Mutter davon halten? , fragte er sich. Sobald die Sonnenstrahlen über seine Hände leckten, spürte er das Prickeln der Macht in den Armen. Der Kopfschmerz wich. Die Bedrückung

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