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Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Titel: Der Rote Krieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miles Cameron
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    Amicia?
    Hauptmann?, fragte sie barsch.
    Die Sonne. Streck dich nach der Sonne aus, und sauge die Macht aus ihr.
    Ich kann nicht. Das ist mir nicht gegeben.
    Wie ärgerlich. Um mit Harmodius zu sprechen: Macht ist bloß Macht und nichts als Macht. Ergreife sie.
    Habe ich da meinen Namen gehört?
    Zeig ihr, was du mir gezeigt hast. Zeig ihr den Weg zur Sonne.
    Mit Vergnügen, sobald ich einen Augenblick Zeit habe, in dem ich nicht um mein Leben kämpfen muss. Harmodius’ Abbild im Ätherischen wirkte zerlumpt.
    Dann benutz die Quelle, entgegnete der Hauptmann.
    Ohne dass er es gewollt hatte, befand er sich plötzlich auf ihrer Brücke über dem Fluss. Doch der Fluss war nur noch ein Rinnsal, die Felsen darin waren trocken und das Laub verwelkt.
    Er ergriff ihre Hand, und sie seufzte.
    »Wir werden gewinnen«, sagte er. »Es wird knapp, aber wir werden trotzdem gewinnen.« Er wusste nicht, wie sich die Quelle an ihrem Ort der Macht manifestieren würde. Am Ende ihrer hölzernen Brücke beschwor er eine Einfassung und eine Handpumpe herauf. »Streck die Hände aus«, sagte er.
    Sie lächelte. »Die Sonne ist nicht für mich, aber die Quelle kann ich benutzen.«
    »Die Macht ist da. Macht ist Macht. Nimm, was du brauchst.« Er bediente die Handpumpe, und ein Schwall von Macht schoss aus dem Kran heraus wie unter Druck stehendes Wasser und benetzte ihren grünen Rock.
    Sie lachte. Macht wogte um sie beide herum und strömte in das Wasser unter der Brücke sowie in die Bäume.
    Das Licht wurde strahlender, und das Wasser sang.
    »Oh!«, sagte sie und griff nach der Quelle …
    Brunnenrand und Handpumpe verschwanden, während der Strom unter ihren Füßen anschwoll.
    »Oh!«, sagte sie noch einmal und schloss die Augen. »O mein Gott!«
    Er seufzte. Das war nicht das Ergebnis, auf das er gehofft hatte.
    Jenseits der Paläste des Äthers riefen Männer seinen Namen.
    Er beugte sich vor und küsste sie innig.
    »Ich muss jetzt gehen«, sagte er.
    »Das sind königliche Gardisten«, rief Rotbart und deutete zuerst auf das Südufer des Flusses und dann auf das Gebiet östlich der Brücke. »Ich kenne sie.«
    »Pferde!«, rief der Hauptmann Michael zu. »Ein Kriegspferd für dich, und ein weiteres für mich und auch ein Reittier für den roten Riesen. Milus, du übernimmst das Kommando, bis ich zurück bin. Holt einen Heiler oder eine Heilerin von der Festung. Sagt ihnen, dass die Königin von Albia im Sterben liegt.« Es fiel ihm schwer, sie zu verlassen. Es war nicht seine Art, eine Aufgabe unerledigt zu lassen. Nun hatte er zwar neue Kraftreserven, aber sie benötigten eine zarte und geübte Hand. Und er brauchte noch eine Reserve für den Kampf.
    Die Königin wurde an ihm vorbeigetragen.
    »Verdammt«, murmelte er zu sich selbst, streckte die Hand aus und legte sie auf die entblößte Schulter der Königin. Er gab ihr alle Macht, die er noch besaß – alles, was er durch Amicia an der Quelle erhalten hatte, und alles, was er aus der Sonne gezogen hatte.
    Er taumelte von ihr zurück. Spuckte Galle ins Wasser und sackte auf die Knie.
    Sie gab einen Laut von sich und rollte die Augen nach oben.
    Michael packte ihn an der Schulter und drückte ihm eine Feldflasche in die Hand. Er trank. In der Flasche befand sich Wein, gemischt mit Wasser, und er spuckte es aus. Und trank noch einmal.
    »Hilf mir auf«, befahl er.
    Rotbart ergriff seine andere Schulter. »Ihr seid ein Kriegsherr?«, fragte er barsch.
    Der Hauptmann musste lachen. »Ich verzeihe dir die ungenaue Bezeichnung.«
    Der Wein war gut.
    Nun reichte ihm Michael ein Stück Honigkuchen. »Esst dies.«
    Er aß.
    Er ließ Gesicht und Hände von der Sonne bescheinen, und er aß.
    Fünfzehn Fuß entfernt versuchte Ser Milus einer ledernen Feldflasche auf den Grund zu kommen. Er nickte und spuckte. »Ist der Kampf vorbei?«
    Der Hauptmann zuckte mit den Schultern. »Er sollte es sein«, murmelte er und hörte, wie die Pferde eingefangen wurden. Er hörte das schwere Klappern der Hufe auf den Pflastersteinen des Hofes und das Knarren und Knirschen des Zaumzeugs.
    »Jacques hat ihn«, sagte Michael.
    »Ich hasse dieses Pferd«, erklärte der Hauptmann. Er aß den Rest seines Honigkuchens, trank noch ein wenig Wein und Wasser und zwang sich dazu, die Leiter zur Spitze des Nordturms hinaufzusteigen.
    Sechzig Fuß über der Erde lösten sich plötzlich viele Rätsel.
    Er konnte nicht hinter die Erhebungen südlich des Flusses sehen, aber das strahlende Glitzern von Rüstungen

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