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Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Titel: Der Rote Krieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miles Cameron
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ihre Boote gewendet haben …«
    Der Gildenoffizier war in den Bug geklettert. »Das sind Wildbuben, bei Gott! Rebellen! Verräter! Häretiker!« Er hob seine Armbrust, zielte sorgfältig und schoss einen Bolzen ab.
    In diesem Augenblick feuerten die Kobolde am Nordufer Pfeile auf sie ab.
    Die Königin zuckte zusammen. In ihrer Kehle kratzte es. Zum ersten Mal hatte sie Angst.
    »Wir sind zu weit nach Westen gekommen«, sagte Ranald. »An beiden Ufern sind Feinde, und der König wird noch nicht wissen, dass wir hier sind.«
    Die Königin hatte am gestrigen späten Nachmittag eine Botschaft vom König empfangen, und sie hatte befohlen, die ganze Nacht hindurch zu rudern. Die Nachrichten, die der Bote überbracht hatte, hatten zugetroffen. Heute war der Tag – und sie wollte ihn erleben.
    Sie stand auf dem Vorderdeck, beschattete die Augen mit der Hand und blickte erst nach vorn, dann nach rechts und nach links. Links sah sie etwas Rotes aufblitzen, dann noch etwas – und dann erschien ein halbes Dutzend königlicher Gardisten am Ufer. Sie winkte ihnen zu, und ihre Hofdamen jubelten.
    »Geht hier vor Anker«, befahl sie.
    Ein halbes Dutzend Koboldpfeile gingen über dem Dollbord nieder. Die meisten waren von den Lederbehängen abgelenkt worden, die die Ruderer schützten. Einer aber hatte sein Ziel gefunden, und dem Mann fiel das Ruder aus den Händen, während er aufschrie. Der Pfeil hatte sich tief in seine Schulter gebohrt.
    Kobolde pflegten ihre Pfeile zu vergiften, und seine Schreie ließen das Blut der Königin gefrieren. Seine schrecklichen Zuckungen, das viele Blut, das ihm an der Brust herunterfloss … als sie am Ufer gelegen hatten, hatte er noch mit ihren Hofdamen gescherzt und gelacht und Wurst gegessen.
    Es war ein ebenso großer Schock für sie wie der Anblick eines Kobolds.
    Ein Pfeil schoss aus dem Himmel nieder wie ein Falke auf der Jagd nach Beute, traf auf ihren Helm, kratzte an ihrem Rücken entlang und warf sie zu Boden.
    Sie lag auf dem Deck. Plötzlich war der Tag dunkler geworden, und ihr Rücken war feucht.
    »Seht nach der Königin!«, brüllte Ranald.
    Sie griff nach dem goldenen Licht der Sonne; es war überall um sie herum, was für ein prächtiger Tag …
    »Sie wird verbluten! Er steckt in ihrem Rücken!«. Ranald tat irgendetwas.
    »Ist er vergiftet?«, fragte Lady Almspend.
    »Das glaube ich nicht. Gebt mir Euer Federmesser. Verdammt – eine Schwalbenschwanzspitze.« Lachlan klang verängstigt.
    Sie schwebte über ihnen allen und konnte sehen, wie der Hochländer mit einem Messer in ihrem Rücken herumgrub. Er hatte ihr das Kettenhemd über die Hüften geschoben und den Schaft des Pfeiles abgeschnitten. Selten hatte sie sich selbst so unelegant gefühlt.
    »Er hat ihre Niere getroffen«, sagte Lachlan, setzte sich auf den Absätzen zurück und wirkte plötzlich ganz verloren. »Heiliger Jesus.«
    Wie alle anderen auch hatte der Hauptmann in seiner Rüstung geschlafen. Sein behelmter Kopf lag in einer Ecke der Ringmauer, dort wo der westliche Teil gegen den Nordturm stieß. Vier Angriffe zur Rückeroberung des Turmes waren abgewehrt worden, und nun war er so müde …
    »Schiffe auf dem Fluss, Hauptmann.« Jack Kaves, einer der Meisterschützen, stand über ihm. »Ich habe Euch einen Becher Bier geholt. Michael hat versucht, Euch zu wecken, und dann ist er auf die Suche nach Wein gegangen.«
    Der Hauptmann nahm das Bier, spülte sich damit den Mund durch und spuckte es schließlich über die Mauerbrüstung auf den Berg aus Koboldleichen, danach nahm er einen tiefen Schluck. Der halbe Koboldberg bewegte sich noch, sodass sich der Haufen zu winden schien. Außerdem drangen jaulende Laute wie von kleinen Kätzchen aus ihm, die noch schrecklicher anzuhören waren als die Schreie von Menschen.
    Doch es schrien keine Menschen mehr. Die Verwundeten hatte man den Berg hinauf zur Festung gebracht, als die Angriffe einmal abgeflaut waren. Die Ritter vom heiligen Thomas waren nicht nur Kämpfer, sondern auch Heilkundige, ebenso wie ihre geistlichen Schwestern, und sie leisteten Erste Hilfe und spannten Bahren an ihre Pferde. Der Feind aber tötete jeden Verwundeten, dessen er habhaft werden konnte.
    Ganz langsam stand der Hauptmann auf. Das Gewicht seiner Rüstung und seine Müdigkeit machten dies zu einem schmerzhaften Prozess. Der Hals tat ihm so weh, als wäre er von einem Pferd getreten worden. »Michael?«, fragte er verwirrt und sah sich um.
    »In den Vorratsräumen«, sagte

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