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Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Titel: Der Rote Krieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miles Cameron
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wiederherzustellen. Sein Waffenrock war durchtränkt. Im einen Augenblick war er noch erhitzt vom Kampf, im anderen fror er schon. Als er sich bückte, um seinen Dolch aufzuheben, wurde ihm schwindlig, und die Schmerzen in seinen Halsmuskeln waren plötzlich so stark, dass er befürchtete, ohnmächtig zu werden.
    Jehannes trat zu ihm. Er wirkte – alt. »Sechs Tote. Der Süße William hat ein gebrochenes Rückgrat und fragt nach Euch.«
    Der Hauptmann ging dort hinüber, wo der Süße William, ein älterer Knappe in einer zerschmetterten Rüstung, zusammengekrümmt lag. Schwanz und Hinterbeine des Lindwurms hatten ihn zu Boden geworfen und seinen Brustpanzer zerquetscht. Irgendwie lebte er noch.
    »Wir haben ihn erwischt, ja?«, sagte er gepresst. »War’s ein tapferer Kampf? Ja?«
    Der Hauptmann kniete sich neben dem Kopf des Sterbenden in den Schlamm. »Ein sehr tapferer, William.«
    »Gott sei gepriesen«, sagte der Süße William. »Es tut alles so weh. Macht ein Ende, Hauptmann, ja?«
    Der Hauptmann beugte sich vor, küsste ihn auf die Stirn und setzte dabei seinen Dolch an das eine Auge und stieß zu. Er hielt den Kopf des Mannes, bis dieser nicht mehr zuckte, dann legte er den Kopf sanft in den Schlamm.
    Langsam stand er wieder auf.
    Jehannes betrachtete Hugos Leichnam unter dem Kopf der Bestie und schüttelte den Kopf. Dann schaute er auf und sah den Hauptmann an. »Aber wir haben sie erledigt.«
    Über dem abgetrennten Kopf stimmte Gelfred einen Gesang an. Ganz kurz flackerte ein Licht auf. Dann drehte er sich um, und Abscheu stand deutlich in seinem Gesicht. Er spuckte aus. »Wir haben den Falschen erwischt«, sagte er.
    Jehannes spuckte ebenfalls aus. »Heiliger Mist«, sagte er. »Gibt es noch einen?«
    Nördlich von Harndon · Ranald Lachlan
    Ranald ritt mit drei Pferden nach Norden: einem schweren Tier, das nicht viel kleiner als ein Schlachtross war, und zwei Gäulen, von denen das kleinere nicht viel besser als ein Pony war. Er musste sich beeilen.
    Und weil er sich beeilen musste, ritt er den ganzen Tag hindurch und schlief immer dort, wo er sich am Abend gerade befand. Mit tiefem Bedauern passierte er das großartige Lorica und seine drei großen Herbergen, aber es war erst kurz nach Mittag, und die Sonne stand noch hoch am Himmel.
    Doch er musste kein Lager aufschlagen. Als die letzten Sonnenstrahlen schräg auf die Felder und den Fluss im Westen fielen, verließ er die Straße und ritt über feuchte, gedüngte Felder auf einen winzigen Hain auf einem Vorsprung zu, von dem aus er einen guten Blick auf die Straße hatte. Als er im letzten Licht darauf zuhielt, roch er Rauch, und dann sah er das Feuer.
    Er hielt seine Pferde weit vor dem kleinen Lager an und rief: »Hallo!«
    Bei dem Feuer hatte er niemanden gesehen, und unter den Bäumen war es schon sehr dunkel. Aber sobald er gerufen hatte, trat ein Mann aus den Schatten und stand dicht neben dem Kopf von Ranalds Reitpferd. Sofort legte Ranald die Hand auf den Griff seines Schwertes.
    »Ganz ruhig, Fremder«, sagte der Mann. Er war alt.
    Ranald entspannte sich, und auch sein Pferd wurde wieder ruhig.
    »Ich wäre bereit, mein Essen mit einem Mann zu teilen, der bereit ist, sein Feuer mit mir zu teilen«, sagte Ranald.
    Der Mann schnaubte verächtlich. »Ich habe genug zu essen. Ich bin hierhergekommen, um möglichst fern von den Menschen zu sein und nicht etwa, um die ganze Nacht mit Geschwätz zu verbringen.« Der alte Knabe lachte. »Aber was soll’s; komm und setz dich an mein Feuer.«
    Ranald stieg ab. »Ranald Lachlan«, stellte er sich vor.
    Der alte Mann grinste. Seine Zähne waren erstaunlich gleichmäßig und glänzten im letzten Licht des Tages weiß. »Harold«, sagte er. »Die Leute hier in der Gegend nennen mich Harold den Förster, dabei ist es schon viele Jahre her, seit ich als Förster gearbeitet habe.« Er glitt zwischen die Bäume und führte dabei eines von Ranalds Packpferden.
    Sie aßen Hasenbraten. Der alte Mann hatte drei davon, und Ranald sorgte für Wein – er hatte einen guten Roten aus Gallyen dabei, und der alte Mann trank einen ganzen Becher davon.
    »Auf dich, mein guter Ser«, sagte er und ahmte spöttisch den Akzent eines Edelmannes nach. »Als ich noch jünger war, hatte ich den Bauch oft voll von diesem roten Zeug.«
    Ranald streckte sich auf seinem Umhang aus. Plötzlich erschien ihm die Welt sehr gut, aber er fragte sich, warum Blätter für zwei Personen zusammengefegt und zwei Schlafsäcke am Rande des

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