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Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Titel: Der Rote Krieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miles Cameron
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fertig.
    Etwas schmerzte nun stärker als sein Rücken.
    So langsam wie ein umstürzender Baum ging er zu Boden. Er versuchte zu beten, konnte es aber nicht, denn die Kobolde drückten sich an ihm vorbei. Also kreischte er und versuchte …
    Er versuchte zu sterben, bevor sie ihn auffressen konnten.
    Lissen Carak · Ser Gawin
    Ser Gawin war bei Tagesanbruch aufgestanden und hatte sich zur Kapelle geschleppt, um dort zu beten. Lange kniete er im Morgenlicht und nahm außer dem Schmerz in seiner Seite und dem zermalmenden Bewusstsein seiner Niederlage überhaupt nichts wahr.
    Doch schließlich erhob er sich, da er hörte, wie die Soldaten riefen, ein jeder solle sich auf sein Pferd schwingen. Er bekreuzigte sich, ging mit so festen Schritten wie möglich aus der Kirche und schleppte sich vor Ser Jehannes.
    »Ich kann reiten«, sagte er.
    Jehannes schüttelte den Kopf. »Er hat nichts von den Verwundeten gesagt. Ich selbst werde auch nicht reiten, mein Junge. Bleib hier.«
    Gawin wollte ihm nicht gehorchen. Je länger er sich auf den Beinen befand, desto besser fühlte er sich. »Ich kann reiten«, wiederholte er.
    »Dann reite morgen«, meinte Jehannes. »Tom hat seine Soldaten schon beisammen. Wenn du eine Hilfe sein willst, dann bewaffne dich so gut wie möglich, geh umher, und blicke zuversichtlich drein. Da draußen steht es schlecht.« Ser Jehannes deutete in den Hof der Festung, wo die Bauersfrauen und Nonnen schweigend zusammenstanden. Die meisten von ihnen beobachteten die Ereignisse auf den Feldern unter ihnen. »Wir haben etwa vierzig Männer, die die Festung halten müssen, und die Damen dort haben das Gefühl, schutzlos zurückgelassen worden zu sein.«
    »Heiliger Jesus«, fluchte Gawin. »Vierzig Männer?«
    »Der Hauptmann versucht den Sieg davonzutragen«, sagte Jehannes. »Verrückter Bastard. Wir hätten einfach in der Festung sitzen bleiben und den König das machen lassen sollen, was er machen will. Aber dieser kleine Mistkerl muss ja immer den verdammten Helden spielen.«
    Gawin schenkte dem älteren Mann ein schiefes Grinsen. »Ein Familienleiden«, sagte er und ging davon.
    Es dauerte lange, bis er seine Rüstung gefunden hatte, die unpoliert auf einem Haufen lag – nicht im Krankensaal, sondern in einem Verschlag neben der Apotheke.
    Aber es wollte ihm nicht gelingen, die Rüstung überzustreifen.
    Am Ende schaffte er es, die Brust- und Rückenpanzerung anzulegen und zu verschließen, indem er sich der Länge nach auf den Boden warf und sie wie eine Auster mit seinem Körpergewicht zudrückte. Der Schmerz in seiner Seite hielt ihn jedoch davon ab, die Riemen festzuzurren.
    »Ich schließe Euch die Riemen, wenn Ihr mich lasst«, sagte eine Stimme.
    Es war die Novizin. Diejenige, deren Erscheinen seinen Bruder so nervös gemacht hatte. Diejenige, die ihre Macht dazu eingesetzt hatte, ihn zu heilen.
    »Ihr seid …«
    »Amicia«, sagte sie und nickte einem Bogenschützen zu, der still auf der anderen Seite des Raumes stand. Er wirkte unglücklich und müde. »Er wurde zu meinem Schutz abgestellt, aber jetzt ist er äußerst gelangweilt, weil ich mich noch nicht in einen Kobold oder einen Drachen verwandelt habe. Bewegt Euch nicht.«
    Ihre Hände wirkten seltsam zielstrebig. Und stark.
    »Ihr verwendet die Macht«, sagte er.
    »Ich gebe Euch ein wenig Kraft«, erwiderte sie. »Etwas Böses naht heran – ich kann es spüren. Etwas, das aus der Wildnis kommt. Wir müssen es aufhalten.« Sie klang entsetzt und gleichzeitig hellsichtig. Zerbrechlich.
    Gawin glaubte ihr. Er sah zu dem Bogenschützen hinüber. »Wie heißt du?«, fragte er.
    Der Junge wollte ihm nicht in die Augen sehen. »Sym, Mylord«, sagte er mürrisch.
    »Sym, kannst du kämpfen?«, fragte Gawin.
    »Allerdings«, bekräftigte Sym. Und sah noch immer weg. »Das ist das Einzige, worin ich gut bin. Aber aus welchem Grund bin ich abkommandiert worden? Zum Beschützen der Nonne des Hauptmanns.«
    Die Finger an Gawins Schulter versteiften sich für kurze Zeit.
    Nun sah Sym die beiden unter seinen Augenbrauen hinweg an. »Entschuldigung. Aber ich wäre lieber bei meinen Gefährten.« Er zuckte die Achseln. »Das ist der große Kampf. Ich habe noch nie an so einem teilgenommen. Alle Älteren reden großspurig über diesen und jenen Kampf, aber dieser hier ist der größte, den die Truppe je bestritten hat, und verdammt, bei Gott, ich will daran teilhaben.« Er sah wieder weg. »Ich möchte auch ein Held sein.«
    Gawin lachte. Und

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