Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Titel: Der Rote Krieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miles Cameron
Vom Netzwerk:
bei diesen Wesen besser eine Lanze benutzen, dachte er.
    Der Troll sah ihn, drehte sich um, legte den Kopf mit dem starken Geweih so zurück, dass dieses seinen Nacken schützte, und griff an. Er versuchte, das Geweih unter das Schwert des Roten Ritters zu drücken und ihn vom Pferd zu heben.
    Mitten im Lauf drehte George um.
    Schneller als ein menschlicher Gedanke prallten die beiden Wesen aufeinander.
    George verlagerte sein Gewicht wie eine Katze, schwang herum, trat mit dem Huf aus und versetzte dem Ungeheuer einen so gewaltigen Schlag gegen die Stirn, dass das Steingesicht zerbrach.
    Der Troll kreischte, drehte den Kopf, sein Geweih peitschte durch die Luft. Er sprang und erwischte das gepanzerte Pferd an der rechten Lende. Georges Hinterläufe verloren den Kontakt mit dem Boden, und das Pferd drehte sich auf den Vorderhufen um sich selbst …
    Die Angriffslinie öffnete sich wie ein beiseitegezogener Vorhang, als sich die beiden Geschöpfe umeinanderdrehten. Der Hauptmann fühlte sich, als stünde ihm plötzlich alle Zeit der Welt zu – als wäre dieser Augenblick seit dem Anbeginn der Welt vorhergesagt worden. Die Drehung des Trolls – die Drehung seines Schlachtrosses – die offene Linie hinter dem Ungeheuer …
    Zweihändig schlug er mit seinem Schwert zu; es war wie der Sturz einer Sternschnuppe auf die Erde, und er traf dort, wo zwei Platten aus gehärtetem Fleisch zusammentrafen. Er durchtrennte das Rückgrat des Trolls, zog das Schwert wieder heraus, Blut spritzte …
    George sprang weg, taumelte, und der Hauptmann wurde aus dem Sattel geworfen.
    Er landete mit der Schulter auf etwas Schwammigem und rollte davon herunter. Seine Schulterplatten knirschten dabei wie die Wagenräder eines Kesselflickers, während die Muskeln an seinem Hals, die seit dem frühen Frühling immer wieder in Mitleidenschaft gezogen worden waren, abermals gezerrt wurden.
    Doch er beendete die Rolle auf den Knien und sprang sofort auf die Beine. Rechts von ihm schlugen Tom und Pampe auf einen weiteren Troll ein, aber hinter ihnen löste sich der dicke Knoten der Kämpfer allmählich auf, während sich die verbliebenen Trolle über die Pferde hermachten. Rüstungen zerbrachen, Menschen starben.
    Lissen Carak · Ser Gawin
    Gawin folgte Sym, während dieser wieder der Novizin folgte – die Treppe hinunter, durch den Hof zum Eingang und zu den Kellergewölben, wo die Vorräte gelagert wurden.
    Zwei Bogenschützen bewachten die schwere Eichentür zu den Kellern.
    »Die Wildnis dringt über unseren Fluchtweg hoch!«, rief Amicia, Angst und Verzweiflung verliehen ihren Worten Macht.
    Jede Bauersfrau im Hof und jede Nonne hörten sie.
    Die beiden Bogenschützen sahen einander an.
    Sym war dicht hinter ihr. »Befehl des Hauptmanns!«, rief er mit dünner, schriller Stimme – was nicht sehr heldenhaft klang.
    Der größere der beiden Bogenschützen spielte an seinen Schlüsseln herum.
    Gawin rannte quer über den Hof und gesellte sich zu ihnen.
    Die Frauen waren erstarrt, und er hatte einen Augenblick Zeit, den Ausdruck ihrer Gesichter zu beobachten – Panik zeichnete sich darauf ab, Entschlossenheit und eine dumpfe Art von Wut, dass es auch noch dazu kommen sollte, wo sie doch schon so viel verloren hatten.
    Ja, er verstand diese Mienen, die von Verlust kündeten. Und von Versagen.
    »Bewaffnet euch!«, rief er ihnen zu.
    Der größere Bogenschütze öffnete die eisenbeschlagene Tür, und Sym rannte sofort die Treppe hinunter in die Dunkelheit.
    Gawin drückte sich an der Novizin vorbei.
    Im ersten Keller war es düster, aber noch hell genug, um etwas sehen zu können. Etliche Speere lehnten gegen einen der großen Wagen der Truppe. Im Vorbeilaufen nahm Gawin eine der Waffen an sich.
    Vor ihm befand sich eine weitere Tür, die sich gerade öffnete.
    Sym konnte es nicht mehr verhindern, aber er rammte dem Kobold sein Schwert in den gepanzerten Brustkorb, riss es wieder heraus und trat so heftig gegen die Kreatur, dass diese nach hinten kippte …
    Gawin erspähte Stufen, die in die Tiefe führten, und ein Gewoge von Wesen, das die Treppe anfüllte.
    »Halte die Tür!«, brüllte Gawin. Er stach mit seinem Speer zu und spürte, wie die Stahlspitze die Haut um den Hals des nächsten Kobolds durchdrang. Es war, als würde man ein Messer in einen Hummer stecken. Etwas verursachte ein knallendes Geräusch, sein Speer kam wieder frei, und er stieß das Wesen von sich.
    Sym hieb mit seinem Schwert immer wieder zu; Verzweiflung und Schrecken

Weitere Kostenlose Bücher