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Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Titel: Der Rote Krieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miles Cameron
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er in den Wäldern im Westen gegenübergestanden hatte.
    Das Wesen betrachtete ihn eindringlich, griff ihn aber nicht an.
    Er beobachtete es ebenfalls und wünschte, er hätte seinen Speer – der im Augenblick gegen seinen Rüstungsständer in der Festung lehnte – und ein Pferd sowie eine Wurfmaschine und zwanzig ausgeruhte Freunde an seiner Seite.
    Das Ungeheuer verfügte über eine Streitaxt von der Größe einer Wagenachse. Der Kopf bestand aus Feuerstein. Und er war blutverkrustet.
    Das Wesen drehte den Kopf.
    Wenn er noch frisch und kräftig gewesen wäre, hätte er es nun, da es abgelenkt war, angesprungen. Stattdessen holte er nur tief Luft.
    Wieder sah es ihn an.
    »Du bist die dunkle Sonne«, sagte es schließlich. »Ich kann dich überwältigen, aber wenn du mich angreifst, werde ich hier sterben. Also …« Es salutierte mit der großen Streitaxt vor ihm. »Mögest du lange leben, Feind meines Feindes.«
    Es drehte sich um und rannte davon.
    Der Hauptmann sah ihm nach und beobachtete, wie es die Kobolde aus dem Weg stieß. Er hatte keine Ahnung, wer oder was es sein mochte. Oder warum es ihn nicht getötet hatte.
    Er zitterte.
    Und kämpfte gegen weitere Kobolde. Er schnitt eine Kreatur mit Tentakeln von dem Prior herunter, der ihm dafür kurz salutierte und sich wieder an die Arbeit machte. Später sah er den König zu Boden gehen, und es gelang ihm, schützend je einen Fuß neben den Kopf des Königs zu stellen. Und dann strömten alle Ungeheuer der Wildnis auf ihn zu.
    Einige Zeit verging, und er stand zwischen Pampe und Tom Schlimm. Der Körper des Königs von Alba lag noch immer zwischen seinen Füßen. Der letzte Ansturm der Ungeheuer war so heftig gewesen, als wollten sie die ganze Welt zerstören – ein endloser Regen von Schlägen, denen nur die besten Rüstungen standhalten konnten, denn die schiere Erschöpfung hatte den Muskeln die Fähigkeit geraubt, den Angriffen etwas entgegenzusetzen.
    Tom tötete noch immer.
    Auch Pampe tötete noch immer.
    Michael stand noch …
    … und so hielt auch der Hauptmann stand, denn er musste ja.
    Sie drangen auf ihn ein, und er überlebte es.
    Dann endlich kam der Augenblick, da die Schläge aufhörten. Da es nichts mehr gab, wogegen er ankämpfen musste, da kein neuer Feind mehr da war.
    Bevor er darüber nachdenken konnte, schob der Hauptmann das Visier hoch und sog die Luft ein. Und dann bückte er sich und untersuchte den König.
    Der Mann lebte.
    Vor einer Stunde hatte der Hauptmann noch eine lederne Flasche gehabt. Danach suchte er sich mit der Langsamkeit und Ungeschicklichkeit ab, die den völlig Erschöpften so eigen war.
    Sie war nicht zu finden.
    Er spürte einen Panzer im Rücken, drehte sich um und stand vor dem Hauptmann der königlichen Garde – Ser Richard Fitzroy. Der Mann quälte sich ein Lächeln ab.
    »Ich werde eine Kirche erbauen«, sang Michael. »Ich werde der Jungfrau Maria tausend Kerzen anzünden«, fuhr er fort.
    »Reib dir diesen Mist von der Klinge«, sagte Tom. Er holte einen Leinenfetzen aus seiner Tasche und ließ den Worten Taten folgen.
    Pampe grinste nicht einmal. Sie zog ein Taschentuch unter ihrem Brustpanzer hervor und wischte sich damit durch das Gesicht. Dann erst nahm sie wahr, was der Hauptmann gerade tat, und reichte ihm eine Holzflasche mit Wasser, die sie an einem Riemen über der Schulter getragen hatte.
    Er kniete sich hin und gab dem König von Albia das Wasser.
    Dieser lächelte.
    Der Ritter, der in der Zwischenzeit zu ihm geritten war, spendete ein wenig Schatten. Seinem gewaltigen Kriegspferd fiel es schwer, in dem nachgebenden Haufen toter Kobolde einen sicheren Stand zu finden. Sein Reiter riss heftig an den Zügeln und fluchte auf Gallysch. Er sah sich um, als erwartete er etwas.
    Der König gab ein Grunzen von sich, da beugte sich der Hauptmann noch tiefer über ihn. Dabei brannte seine Schulter, und Helm und Nackenschutz fühlten sich wie Bußgewichte an.
    Eine Hornkralle steckte zwischen den Beinpanzern des Königs, hatte sich tief in den Oberschenkel gegraben. Sein Blut durchtränkte den Boden.
    »Ich habe Euch gerettet«, sagte der Ritter, der sie auf seinem Pferd überragte. »Ihr könnt Euch entspannen – Ihr seid in Sicherheit.« Tatsächlich war eine Welle von Rittern soeben dabei, die letzten Kreaturen zu erledigen, die entweder zu dumm oder von Thorns Willen zu stark gefesselt waren, um die Flucht zu ergreifen. »Heute haben wir einen mächtigen Sieg errungen. Wo ist der König,

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