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Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Titel: Der Rote Krieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miles Cameron
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wunderschön – so frühlingshaft, wie man es sich nur vorstellen konnte, wie ein Bild in einem illuminierten Manuskript.
    Auf ihr Wort trat Mastiff, der Diener der Königin, hinter einem Baum hervor und verneigte sich. Er schnippte mit den Fingern, und ein Dutzend Männer und Frauen bewegten sich mit der Präzision von Tänzern, während sie die Speisen und Teller anordneten. Dazu benötigten sie nur die Zeit, die ein Mann brauchte, um zum Fluss zu laufen.
    Mary berührte Mastiff am Ellbogen. »Ihr wirkt Wunder – wie immer, Ser«, sagte sie.
    Er verneigte sich und war offenbar sehr erfreut. »Ihr seid zu freund lich, Mylady«, sagte er. Dann verschwanden er und seine Untergebenen wieder zwischen den Bäumen, und Mary holte die Königin und deren Freunde zum Mittagessen.
    Die Königin ging barfuß und trug ein leichtes grünes Kleid. Ihre befreiten Haare fielen ihr über die Schulter, und die junge Sonne beschien ihre bloßen Arme. Einige der jungen Männer waren vollständig bekleidet, aber zwei von ihnen – beide waren Ritter – trugen nur einfache Webhemden und keine Hosen; sie wirkten wie Bauern oder Arbeiter. Die Königin schien die beiden zu favorisieren, und die kurzen Hemden und nackten Beine zeigten ihre Muskeln sehr vorteilhaft.
    Als sie sich zum Essen im frischen Gras niederließen, mussten sie die Beine sehr sorgfältig verschränken. Darüber lächelte Mary und warf einen kurzen Blick zu Rebecca hinüber, die ebenfalls grinste und dann wegsah.
    Lady Emmota, die jüngste Hofdame der Königin, trug ihr Haar ebenfalls offen, und als sich die Königin setzte, nahm Emmota neben ihr Platz. Die Königin zog sie zu sich herunter, bis ihr Kopf in Desideratas Schoß lag. Die Königin strich ihr durch das Haar. Das junge Mädchen schenkte ihr Blicke voller Anbetung.
    Die meisten jungen Ritter bekamen keinen Bissen herunter.
    »Wo ist mein Herr?«, fragte die Königin.
    Lady Mary machte einen Knicks. »Er befindet sich auf der Jagd und sagte, er werde sich zum Mittagsmahl zu uns gesellen, falls es ihm der Hirsch erlaubt.«
    Die Königin lächelte. »Ich muss mich Artemis geschlagen geben«, sagte sie.
    Emmota lächelte zu ihr hinauf. »Lasst ihn sein Blut haben«, sagte sie.
    Ihre Blicke begegneten sich.
    Später, als die jungen Männer mit ihren Schwertern und Schilden gegeneinander kämpften, tanzten die Frauen. Sie woben Girlanden aus Blumen, vollführten Ringtänze und sangen alte Lieder, die keineswegs das Wohlwollen der Kirche besaßen. Als die Sonne allmählich unterging, war ihnen allen warm geworden; ihre Wangen waren gerötet, und sie liefen barfuß durch das Gras. Die Ritter riefen nach mehr Wein.
    Die Königin lachte. »Messires«, sagte sie, »keine meiner Damen wird durch Eure Fechtkünste einen grünen Rücken bekommen, wie sehr wir auch durch die steigenden Säfte des Frühlings beeinflusst sein mögen.«
    Alle Frauen lachten. Einige der Männer wirkten bestürzt. Ein paar – die besten – lachten über sich selbst und ihre Gefährten, aber niemand gab ihr eine Erwiderung.
    Rebecca legte die Hand auf Marys nackten Arm. »Ich vermisse ihn auch«, sagte sie. »Gawin hätte ihr eine gewitzte Antwort gegeben.«
    Mary lachte. »Ich liebe sie – und sie hat recht. Emmota wird in die ersten starken Arme sinken, die sich nach ihr ausstrecken. Daran sind das Licht und die Wärme und die nackten Beine schuld.« Als ihr die Königin ein Zeichen gab, ging sie hinüber und bot der Königin die Hand an, damit diese sich erheben konnte. Die Königin küsste ihre Hofdame.
    »Ihr sorgt immer so gut für alles, Mary.« Sie ergriff die ihr dargebotenen Hände. »Ich hoffe, Ihr hattet ebenfalls einen angenehmen Tag.«
    »Ich bin leicht zufriedenzustellen«, sagte Mary, und die beiden Frauen lächelten einander zu, als hätte sie gerade einen Scherz gemacht, den sonst niemand verstand.
    Auf dem Rückweg ritten sie zu dritt nebeneinander; die Königin wurde von Lady Mary und Lady Rebecca flankiert. Hinter ihnen ritt Emmota zwischen zwei jungen Rittern. Sie hatte den Kopf zurückgeworfen und lachte.
    »Emmota ist sehr verletzlich«, sagte Mary vorsichtig.
    Die Königin lächelte. »Ja. Wir sollten mit diesem Lachen und den schmachtenden Blicken aufhören. Es ist noch viel zu früh im Jahr.«
    Sie richtete sich im Sattel auf und drehte sich um – wie ein Kommandant auf einem Wandteppich.
    »Ihr Herren, wir machen einen Wettritt bis zu den Toren von Harndon!«
    Ser Augustus, einer der jungen Männer im Bauerngewand,

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