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Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Titel: Der Rote Krieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miles Cameron
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weiteres Zeichen, der nun den letzten Pfiff ausstieß.
    Die Knappen besaßen nur leichte Waffen. Sie waren keine Waldmänner, aber sie huschten den Hügel hinan wie Gespenster und waren tatsächlich so schnell, dass es dem Hauptmann den Atem verschlug. Der Hang wurde steiler und steiler, bis der Kamm beinahe senkrecht vor ihnen aufragte und sich die Knappen von Baum zu Baum hangeln mussten.
    Ein Schrei ertönte, Pfeile zischten bösartig, und ein Junge von nicht mehr als sechzehn Jahren brüllte: »Für Gott und Sankt Georg!« Nun erklang der unmissverständliche Lärm von Metall, das gegen Metall schlug.
    Ein Pfeil prallte vom Helm des Hauptmanns ab.
    Plötzlich fand er die Kraft, bis zum Hügelgrat zu laufen. Hier standen die Bäume dicht, und die Zweige griffen nach ihm. Doch ein Mann in einer Rüstung konnte durch ein ganzes Dornendickicht rennen und nicht den geringsten Kratzer davontragen. Er hielt sich an einer schlanken Eiche fest, zerrte sich mit aller Gewalt hoch und stand endlich auf dem Gipfel.
    Dahinter lag eine kleine Senke mit einem Feuer, das von dem Kamm verdeckt worden war. Ein Dutzend Männer hockten davor.
    Nein, keine Männer. Keine Menschen.
    Irks.
    Sie ähnelten Menschen, waren aber dünner und schneller. Ihre Haut war braun-grün wie Baumrinde, die Augen wirkten mandelförmig, und die Zähne schienen so spitz wie bei einem Wolf zu sein. Als der Hauptmann überrascht stehen blieb, klirrte ein Pfeil gegen seinen Brustpanzer. Dann brach ein ganzes Dutzend Knappen zwischen den Bäumen rechts von den Irks hervor und griff an.
    Der Hauptmann senkte den Kopf und rannte ebenfalls auf die Irks zu.
    Sie feuerten noch ein paar Pfeile ab und hasteten schließlich in nördlicher Richtung davon. Die Knappen verfolgten sie.
    Der Hauptmann blieb stehen und öffnete sein Visier. Michael erschien neben ihm, hatte das Schwert gezogen und hielt den Schild in der rechten Hand. Rauch war zu riechen – eine Menge Rauch.
    »Wir haben sie gefunden!«, rief Michael.
    »Nein. Ein Dutzend Irks, das ist noch lange keine Armee«, erwiderte der Hauptmann und richtete den Blick in den Himmel.
    Tom trat von hinten auf ihn zu.
    »Tom? Uns bleibt noch eine Stunde guten Lichts. Die Knappen werden ihre Wächter zur Strecke bringen.« Er zuckte die Achseln. »Eigentlich weiß ich nicht viel über den Kampf gegen die Wildnis«, gab er zu. »Mein Instinkt rät mir, weiter vorzurücken.«
    Tom nickte. »So ist die Wildnis nun einmal. Sie werden keine Reserve haben. Weitere Wächter wird es nicht geben.«
    Der Hauptmann wusste, dass die Entscheidung, die sie nun trafen, eine grundlegende war. Der Gedanke an Verluste hier draußen war unerträglich. Aus Gründen der Vorsicht war es unerlässlich, dass …
    Er dachte daran, wie sie seine Hand berührt hatte. Er dachte an ihre Bewunderung.
    Er wandte sich an Michael. »Sag den Bogenschützen, sie sollen eine halbe Meile hinter uns einen Hinterhalt legen. Bewaffnete sollen die Pferde am Fuß des Hügels bewachen. Verstanden?«
    Michael nickte. »Ich will mit Euch kommen.«
    »Nein! Gib mir deine Pfeife. Und jetzt beweg dich! Tom, du begleitest mich.«
    Sie rannten den Hügelkamm in nördlicher Richtung entlang und auf den Kampflärm und die Schreie zu.
    Später musste der Hauptmann zugeben, dass er die Knappen zu weit voraus hatte laufen lassen. Der tiefe Wald und das verdämmernde Licht machten es fast unmöglich, mit ihnen in Verbindung zu treten.
    Mit Tom an seiner Seite brach er durch das Dickicht. Beinahe wäre er in ein steil abfallendes Tal gestürzt; ein kleiner Bach schnitt tief in die Hügelflanke ein. Es schien leichter, sich nach Osten zu bewegen, also tat er das. Dabei kam er an drei Leichen vorbei – es waren allesamt Irks.
    Am Fuß des Hanges fand er einen seichten Fluss und – auf der anderen Seite – einen Pfad. Und auf diesem Pfad … Sein Atem ging in keuchenden Stößen.
    Zelte. Aber keine Knappen.
    Es waren etwa fünfzig Männer, die meisten von ihnen spannten ihre Bögen.
    Der Hauptmann blieb stehen. Er hatte bei seinem Abstieg genug Lärm gemacht, um ihre Aufmerksamkeit zu erregen, doch da die Sonne in seinem Rücken stand, war er trotz seiner Rüstung schwerer für sie zu erkennen, als sie es für ihn waren.
    Tom und Jacques sowie ein Dutzend Knappen, die ihnen den Hügel hinunter gefolgt waren, huschten in den Schutz der alten Bäume. Weit im Westen waren Schreie zu hören – Schreie und noch etwas anderes.
    »Verdammte Wildbuben«, fluchte Jacques.
    Die

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