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Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Titel: Der Rote Krieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miles Cameron
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klopfte ihm auf die Schulterrüstung. »Hat das jeder verstanden?«
    Sein Knappe Michael war ganz blass geworden. »Wir gehen also in den Wald und suchen nach einer Armee, die aus den Kreaturen der Wildnis besteht?«, fragte er.
    Der Rote Ritter lächelte. »Das ist richtig«, sagte er.
    Dann wendete er sein Kriegspferd, hob seinen Stab und gab den Befehl zum Aufbruch. Jehannes wandte sich an Tom. »Er ist betrunken.«
    »Nein, er ist bloß verrückt – genau wie ich. Er will kämpfen. Lass ihm doch seinen Willen.« Tom grinste.
    »Er ist betrunken«, wiederholte Jehannes.
    Ser Milus schüttelte den Kopf. »Nur verliebt«, bemerkte er.
    Jehannes spuckte aus. »Das wird ja immer schlimmer.«
    Zunächst ritten sie nach Westen – die Straße war ihnen sehr vertraut. Sobald sie den Waldrand erreichten, teilten sich die Pagen auf, ritten voraus, und die Gefechtslinie fächerte sich auf. Die Schwertkämpfer begaben sich in engem Verband in den Wald hinter ihnen, und dann folgten die Bogenschützen. Gelfred ritt neben dem Hauptmann, seine Späher waren nirgendwo mehr zu sehen.
    Nach einer langen Zeit, die ausgereicht hatte, um die meisten Knappen, die in großer Furcht vor einem plötzlichen Hinterhalt unvorstellbarer Ungeheuer dahinritten, völlig zu verängstigen, ertönte das Pfeifen des Hauptmanns.
    Alle zügelten ihre Pferde und glitten zu Boden.
    Sehr lange hielten sie sich völlig still.
    Die Pfeife des Hauptmanns ertönte abermals, stieß zwei langgezogene Töne aus.
    Die Männer stiegen wieder auf und ritten weiter. Es war später Nachmittag. Der Himmel zeigte blaue Flecken, und die Sonne, die Rüstungen und die Nerven sorgten allesamt dafür, dass den Männern warm war.
    Oder kalt – aus denselben Gründen.
    Angst macht müde. Eine Patrouille in feindlichem Gebiet macht fast genauso müde wie ein Ausbruch von Gewalt. Jedes Mal wenn der Hauptmann still bis tausendfünfhundert gezählt hatte, blies er seine Pfeife. In den Pausen konnten sich seine Männer ein wenig ausruhen.
    Die Strahlen der Sonne fielen schräger, ihr Licht rötete sich. Der Himmel im Westen war klar.
    Sie machten sich daran, Gelfreds Hügelkamm zu erklimmen. Die Spannung stieg.
    Auf halbem Weg zum Kamm ertönte die Pfeife des Hauptmanns wieder, und die Truppe stieg ab.
    Der Hauptmann gab Michael, der neben ihm stand, ein Zeichen.
    »Pfeife: Pferdeburschen.«
    Michael nickte. Er zog seinen rechten Panzerhandschuh aus, nahm die silberne Pfeife, die an einer Kordel um seinen Hals hing, und blies darauf drei lange und drei kurze Töne. Nach einer kurzen Pause wiederholte er dieses Signal.
    Überall um sie herum übergaben die Ritter ihre Pferde an die Knappen. Hinter ihnen übernahm jeder sechste Bogenschütze am Fuße des Hügels die Pferde seiner Genossen und führte sie nach hinten.
    Der Hauptmann beobachtete all dies und fragte sich, ob die Knappen, die er nicht sehen konnte, ebenfalls dem Signal gehorchten.
    Er spürte den Feind. Er roch das Grün der Wildnis. Er lauschte und konnte den Gegner beinahe hören. Beiläufig fragte er sich, warum Amicia nach der Wildnis duftete.
    Aus der Ferne ertönte ein trompetendes Geräusch, fast wie das Röhren eines Hirsches.
    »Jehannes, du hast jetzt das Kommando über die Kämpfer. Ich kümmere mich um die Knappen. Michael, komm.« Er gab Toby die Zügel seines Pferdes und ging den Hügel hoch. Trotz seiner Rüstung blieb er dabei beinahe lautlos, und doch bewegte er sich so schnell, dass er Jehannes’ Einwände nicht mehr hörte.
    Tom Schlimm trat aus der Reihe und folgte ihm.
    Die Hügelflanke war steil, die Knappen befanden sich zweihundert Schritte weiter oben. Vor Erleichterung stieß er die Luft aus, als er sie alle sah – zusammengedrängt, aber abgestiegen, und er kam an einem Jungen von höchstens fünfzehn Jahren vorbei, der mit sechs Pferden den Hügel hinunterlief.
    Das Ersteigen der Flanke in voller Rüstung erinnerte ihn daran, wie wenig Schlaf er seit dem Kampf gegen den ersten Lindwurm bekommen hatte, aber trotz seiner Erschöpfung spürte er noch immer die Berührung von Amicias Fingern auf seiner Hand.
    Michael und Tom hatten Schwierigkeiten, mit ihm mitzuhalten.
    Dann hatte er die Knappen erreicht. Jacques sorgte bereits dafür, dass sie ausschwärmten, und lächelte den Hauptmann an.
    »Gute Arbeit«, flüsterte er.
    »Ich vermute, wir gehen bis zum Kamm hinauf?«, fragte Jacques.
    Der Hauptmann blickte erst nach links und dann nach rechts. »Ja«, sagte er und gab Michael ein

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