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Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Titel: Der Rote Krieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miles Cameron
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blicken. Die Eure ist recht seltsam – wie Ihr sicherlich wisst.«
    »Oh, Gott ist sehr gut zu mir gewesen«, meinte er.
    »Ihr spottet und seid verbittert, aber wir befinden uns in einer Krise, und ich bin keineswegs Eure spirituelle Mutter.« Ihre Stimme veränderte sich, wurde schärfer und gleichzeitig tiefer. »Aber ich würde es gern sein, wenn Ihr mich in Euch hineinlassen würdet. Ihr braucht Seinen Geist.« Dabei wandte sie sich ab. »Ihr seid mit Finsternis gerüstet. Aber es ist eine falsche Rüstung, und sie wird Euch verraten.«
    »Das höre ich immer wieder«, sagte er. »Aber bisher hat sie mir immer gut gedient. Beantwortet mir eine Frage, Äbtissin. Wer hat sich sonst noch in diesem Gehöft aufgehalten?«
    Die Äbtissin zuckte mit den Schultern. »Später …«
    Der Hauptmann sah sie lange an. »Wer war sonst noch dort?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Später. Jetzt geht es erst einmal um die Gefahr, die meinem Lehen droht. Ich will nicht versagen. Ich werde diesen Ort verteidigen und halten.«
    Er nickte. »Ihr werdet diese Festung also sichern?«, fragte er.
    »Noch in dieser Minute.« Sie hob eine Handglocke und läutete sie.
    Sofort kam die ältere Nonne herein.
    »Hol den Torwächter und den wachhabenden Sergeanten. Und läute die Alarmglocke«, befahl die Äbtissin mit fester Stimme. Dann ging sie zum Kamin, öffnete eine kleine Elfenbeinschachtel, die auf dem Sims stand und in die das Kreuz des Ordens vom heiligen Thomas eingraviert war. Darin befand sich ein Stück milchweißer Birkenborke.
    »Seid Ihr Euch sicher?«, flüsterte sie.
    »Das bin ich«, antwortete er.
    »Ich muss Eure Überzeugung teilen können«, sagte sie.
    Er lehnte sich zurück. »Ich hätte all das doch niemals erfinden können. Ihr sagt, Ihr könnt den Geruch des Phantasmas an mir wahrnehmen …«
    »Ich glaube Euch, wenn Ihr behauptet, dass Ihr ein weiteres Ungeheuer gesehen und besiegt habt. Außerdem ist es möglich, dass Ihr wirklich einem toten Wildbuben begegnet seid.« Sie zuckte die Achseln. »Weiterhin besteht die Möglichkeit, dass ein Verräter oder eine Verräterin in unseren Mauern weilt. Aber sobald ich den Ruf ausgesandt habe, wird der Meister meines Ordens mit all seinen Rittern herkommen. Vermutlich wird er fordern, dass der König eine Armee aushebt.«
    »Genau diese würde hier gebraucht werden«, sagte der Rote Ritter.
    »Ich darf sie aber nicht umsonst rufen«, wandte sie ein.
    Der Rote Ritter regte sich auf seinem Stuhl. Rücken und Hals schmerzten ihm, und er verspürte die dumpfe Wut vollkommener Erschöpfung. Er schluckte eine Erwiderung herunter – und noch eine.
    »Was würde Euch zufriedenstellen?«, fragte er.
    Sie zuckte die Achseln. »Ich glaube Euch. Aber ich muss mir sicher sein.«
    Er nickte. Und war unerklärlich wütend.
    »Gut«, sagte er, stand auf und verneigte sich.
    Sie griff nach seiner Hand.
    Er machte einen Schritt zurück. »Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen«, spuckte er plötzlich aus.
    »Hauptmann!«, sagte sie. »Ihr seid doch kein kleines Kind mehr.«
    Er nickte, bezwang seinen Zorn und ging mit schnellen Schritten nach draußen.
    »Was hat sie gesagt?«, wollte Tom wissen.
    »Sie will, dass wir nicht nur Anzeichen der feindlichen Armee, sondern die Armee selbst finden«, antwortete der Hauptmann.
    Tom grinste. »Das wird eine wunderbare Heldentat abgeben«, meinte er.
    Ser Milus trug bereits das Banner, und der Rest seines Gefolges war in der Lage aufzusitzen. Doch der Sergeant der Festung hatte nur den einen Torflügel geöffnet. Sie würden die Pferde zu Fuß hindurchführen müssen. Auch wenn er über diese Verzögerung fluchte, musste der Hauptmann der alten Hexe Respekt zollen. Sie nahm seine Warnung ernst.
    »Hauptmann!«
    Er drehte sich um und sah, wie Amicia barfuß über den Hof lief.
    »Los geht’s«, brummte Tom. »Ich stelle einen Trupp zusammen.«
    »Zwanzig Lanzen«, sagte der Hauptmann.
    »Jawohl«, meinte Tom und zwinkerte, als er sich auf den Weg machte.
    Nun hatte Amicia ihn erreicht. Er spürte sie durch den Äther hindurch, als sie herbeikam. Er roch sie; es war ein erdiger, weiblicher Duft, so sauber und hell wie ein neues Schwert. Wie der Geschmack der Wildnis.
    »Die Äbtissin schickt Euch das hier«, sagte sie gelassen und streckte eine kleine Schriftrolle vor. »Sie sagt, sie werde sofort Schritte ergreifen, damit Ihr nicht glaubt, dass sie Eure Worte unbeachtet lässt.«
    Er nahm ihr die Schriftrolle aus der

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