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Der Rote Sarg

Der Rote Sarg

Titel: Der Rote Sarg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Eastland
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verschwinden soll, und als ich seinen Wagen sah, dachte ich, jetzt will er uns umbringen.«
    »Ich glaube nicht, dass Maximow dir jemals etwas antun würde«, sagte Pekkala. »Und ich glaube auch, dass er deine Mutter auf seine Art wirklich liebt.« Pekkalas Wunden begannen zu pochen. »Warum bist du in den Wald gelaufen, nachdem Maximow endlich weg war?«
    Hilflos zuckte Konstantin mit den Schultern. »Maximow hat behauptet, meine Mutter hätte eine Affäre gehabt. Ich hatte Angst, dass er die Wahrheit sagt, und wollte es nicht aus ihrem Mund hören.«
    »Er hat die Wahrheit gesagt. Er hätte dir nicht den Brief schreiben oder von der Affäre deiner Mutter erzählen dürfen, aber Menschen machen manchmal seltsame Sachen, wenn sie verliebt sind. Sehr seltsame Sachen, glaub mir, Konstantin.«
    »Dann war es also nicht die Schuld meines Vaters, dass er und meine Mutter sich trennen wollten?«, fragte Konstantin leise.
    »Wenn dein Vater jetzt hier wäre«, sagte Pekkala, »würde er dir mit Sicherheit sagen, dass sie beide dafür die Verantwortung trugen.« Er legte dem Jungen die Hand auf die Schulter. »Du musst jetzt mit mir kommen.« Nach einem Blick zu Maximows Wagen sagte Pekkala: »Wir werden zu Fuß gehen müssen.«
    »Wie Sie meinen, Inspektor.« Er klang fast erleichtert.
    Pekkala kannte das. Für manche war das Warten auf die Festnahme schlimmer als alles, was hinterher auf sie zukam. Er hatte Männer gesehen, die mit festen Schritten ihrem Tod entgegengetreten und die Stufen zum Galgen hochgestiegen waren, weil sie es kaum erwarten konnten, diese Welt endlich verlassen zu dürfen.

E s war ein Januarmorgen. Eisschollen trieben auf der Newa durch Petrograd und hinaus in die Ostsee.
    Pekkala, der Zar und dessen Sohn, der Zarewitsch Alexej, fuhren auf einer kleinen Motorbarkasse zu den finsteren Mauern der als Gefängnis genutzten Peter-und-Paul-Festung inmitten des Flusses.
    Alle drei hüllten sich fest in ihren Mantel, während der Lotse um Miniatureisberge manövrierte, die gondelnd in der Strömung trieben. Alexej trug eine Militäruniform ohne Abzeichen sowie eine Pelzmütze, exakt die gleiche Kleidung wie sein Vater.
    Sie hatten sich noch vor Sonnenaufgang in Zarskoje Selo auf den Weg gemacht. Jetzt, mehrere Stunden später, stand die Sonne am Himmel und warf ihren blassen, milchigen Schein auf die riesigen Quader der Festungsmauern.
    »Ich möchte, dass Sie mitkommen«, hatte der Zar gesagt, als er Pekkala in sein Arbeitszimmer gerufen hatte.
    »Worum geht es bei dem Besuch, Exzellenz?«
    »Das sehen Sie, wenn wir da sind«, hatte der Zar darauf erwidert.
    Wie stumpfe Zähne ragten die Festungswälle vor ihnen auf, als sie auf der Insel anlandeten. Ledrige Tangstrünke klammerten sich an die Fundamentmauern, und die Wellen, die gegen die Quader schlugen, erschienen so dickflüssig und schwarz wie Teer.
    Alexej wurde aus dem Boot gehoben, und zu dritt stiegen sie die Rampe zum Haupteingang des Gefängnisses hoch.
    Drinnen begleitete ein Wachmann in knöchellangem grauen Mantel sie über Treppenfluchten in ein tiefgelegenes Kellergeschoss. Die Wände waren vom Frost überzogen, die feuchte Kälte drang durch ihre Kleidung. Pekkala kannte das Kellergeschoss, aber er war noch nie im Winter hier gewesen. Es schien ihm ausgeschlossen, dass hier jemand lange überleben konnte. Und im Frühling, wusste er, waren die Bedingungen noch schlimmer, dann standen die Zellen knietief unter Wasser.
    Die einzige Beleuchtung im steinernen Gewölbegang stammte von der Öllampe des Wachmanns, deren Licht auf die niedrigen Holztüren in der Wand fiel. Zitternd wankte der Schatten dem Wachmann hinterher.
    Er führte sie zu einer Zelle und öffnete die Tür. Dahinter befanden sich Gitterstäbe mit einer zweiten Tür, so dass man schon von außen sehen konnte, wer eingesperrt war, ohne dass man Gefahr lief, den Gefangenen entkommen zu lassen.
    Der Wachmann hob die Lampe. Hinter dem Gitter kauerte eine Gestalt sehr seltsam auf dem Boden. Nur die Ellbogen, Knie und Zehenspitzen berührten die Erde, der Kopf ruhte auf den Händen. Er schien zu schlafen.
    Alexej wandte sich an die Wache. »Warum diese Haltung?«
    »Der Gefangene bewahrt so seine Körperwärme, Exzellenz. Das ist die einzige Möglichkeit, um nicht zu erfrieren.«
    »Sagen Sie ihm, er soll sich erheben«, sagte der Zar.
    »Auf die Beine!«, herrschte der Wachmann ihn an.
    Der Mann rührte sich nicht. Erst als die Wache mit den Schlüsseln rasselte und damit drohte,

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