Der rote Tod
Beldons Meinung hörte ich nicht mehr. Auf der anderen Seite des Kessels nahm ich ein pickeliges Gesicht wahr, das plötzlich durch eine dicke Rauchwolke verborgen war. Roddy Finch, dachte ich. Natürlich. Er wäre derjenige, der...
Etwas traf meine Brus t. Ich war schockiert. Alles, an was ich denken konnte, war, dass aus irgendeinem wahnsinnigen Grund Beldon einen Stein aufgehoben und ihn mit all seiner Kraft gegen mich geschmettert habe.
Meine gesamte Atemluft entwich meinen Lungen, und ich taumelte zurück von dem Schlag.
Es war nicht Beldon gewesen. Seine Hände waren leer. Er sah mich nicht einmal an. Dann drehte er den Kopf, und seine Augen begegneten meinen.
Langsam. Langsam.
Seine normalerweise gelassene Miene wurde zögernd von Bestürzung abgelöst. Ich sah, wie seine Lippen meinen Namen formten, wie dieser nach und nach herausströmte, eine Silbe nach der anderen.
Meine Absätze verfingen sich in etwas. Meine Beine reagierten nicht.
Meine Arme ruderten durch leere Luft.
Beldon streckte seine Hände aus, war aber zu langsam, um mich aufzufangen. Ich verlor vollkommen die Balance und fiel bin. Ich schlug hart mit dem Rücken auf dem Boden auf, wobei der letzte Rest an Luft aus meinen Lungen getrieben wurde.
Ich war betäubt. Bei dem Fall hatte ich mir den Schädel angeschlagen.
Meine Zunge verstopfte mir den Hals. Ich versuchte meinen Kopf zu schütteln, um sie zu entfernen.
Ich konnte mich nicht bewegen.
Betäubt. Nur betäubt, das war alles. Es würde vergehen.
Stücke vom Himmel blitzten durch die Blätter weit über unseren Köpfen. Beldon kam in Sicht. Er brüllte etwas. Ich vermochte die Worte nicht zu verstehen, aber sie klangen zu laut. Ich zuckte zusammen und versuchte ihm zu sagen, dass er seine Stimme senken solle, dass ich in Ordnung sei.
Ein gurgelnder, pfeifender Laut. Von mir. Aus meiner Brust. Ein großes Gewicht hatte sich darauf niedergelassen.
Beldons Gesicht war verzerrt in einer schrecklichen Mischung aus Wut und Kummer und Schrecken und Hilflosigkeit. Was stimmte hier nicht? Was war passiert?
Das Gewicht, das auf mir lastete, drohte mich zu zerquetschen. Mein Gott, ich konnte nicht atmen.
Beldon legte seine Arme unter meine Schultern und zog mich ein wenig nach oben. Er versuchte mir beim Luftholen zu helfen. Aber nichts passierte. Ich griff nach meinem Hals. Griff mir an die Brust. Er schob meine Hände fort, aber sie hatten es schon gefunden. Sie klebten voller Blut. Viel zu viel Blut.
Ich hustete, versuchte zu sprechen. Das Zeug strömte meinen Hals herauf, als ob ich etwas Heißes erbrechen würde, und lief mir aus Nase und Mund. Ich ertrank darin. In meinem eigenen Blut.
Beldon sprach mit mir. Schrie vielleicht. Weinte? Warum ...? Großer Gott, nein. Das kann nicht sein.
Mein Körper zappelte, außer Kontrolle. Das Gewicht auf Deiner Brust breitete sich aus und drückte mich in die Erde. Ich musste es bekämpfen oder würde wie ein Wurm zu Brei gequetscht werden.
Der verdammte Beldon versuchte mich festzuhalten. Er verstand nicht.
Luft. Bitte, Gott. Nur ein wenig Luft...
Ich atmete stattdessen Blut ein. Sprudelte es wieder hervor. Beldon war damit bedeckt. Wie in diesem Traum von Nora ...
Die Erinnerung wurde aus meinen Gedanken gefegt. Ich zuckte und versuchte, meinen verstopften Hals freizubekommen.
Elizabeth. Vater ...
Nur ein wenig Luft. Nur ein wenig, damit ich sie noch einmal sehen könnte.
Bekämpfe es.
Aber meine Anstrengungen brachten nur einen gurgelnden Würgelaut hervor. Ich war bereits in Panik; zu hören und zu wissen, dass es aus mir kam ...
Bekämpfe es.
Der Schmerz, von dem mir nicht klar gewesen war, dass ich ihn fühlte, verebbte plötzlich. Das Gewicht auf mir wurde leichter.
Bekämpfe...
Meine Augenlider waren schwer. Aber ich vermochte nicht zu blinzeln. Ich konnte die Augen auf nichts fokussieren. Das Licht und die Blätter über mir verschwammen und vermischten sich und tanzten umeinander.
... es.
Ein zitternder Krampf erfasste mich. Beldon rief meinen Namen, eine Wehklage ohne Hoffnung.
Aber ich war nicht in der Lage zu antworten, als eine sanfte Stille sich über mir ausbreitete. Ich schwebte genau auf der Schwelle zwischen Wachen und Schlafen. Er schüttelte mich, versuchte mich wachzurütteln. Es hätte wirken sollen, aber alles in mir zog sich zurück. Es war, als drehe man sich in der kalten Morgenluft noch einmal um und ziehe die Decke dichter um sich, um noch ein paar Minuten glückseliger, warmer Ruhe für sich zu
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