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Der rote Tod

Der rote Tod

Titel: Der rote Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat N. Elrod
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haben.
    Beldon hörte auf, mich zu schütteln. Ich schob den Schlaf noch für einen Moment beiseite und fragte mich, was ihn beunruhigte. Er war noch innerhalb meiner Sichtweite, aber sein Kopf war geneigt wie zum Beten.
    Der Schmerz war jetzt vollkommen verschwunden. Ich bekam immer noch keine Luft, aber ich schien auch keine zu brauchen. Das Gewicht war ebenfalls weg. Gut. Gut.
    Es gab nichts mehr zu tun, als dem Schlaf nachzugeben. Was ich auch tat.
    Ich wachte leicht und schnell auf, ohne die übliche Benommenheit, die diesen Vorgang sonst begleitete. Der Raum war schwarz wie Tinte. Es musste wohl schon deutlich nach Monduntergang sein. Das, oder Jericho hatte die Fensterläden geschlossen und die Vorhänge vorgezogen. Ich hätte eigentlich durch die in der Luft hängende Sommerhitze braten sollen, aber dem war nicht so. Ich empfand weder Wärme noch Kälte. Das einzige Gefühl, welches in mein allgemeines Bewusstsein eindrang, war die Empfindung, dass mein Bett ungemütlich hart war.
    Verdammnis. Ich musste betrunken auf dem Boden umgekippt sein. Es wäre nicht das erste Mal.
    Aber ... ich hatte mich nicht mehr richtig betrunken, seit ich Cambridge verlassen hatte. Ich war zu Hause. Jericho hätte sich sicherlich um mich gekümmert.
    Mein Hinterkopf rollte auf den Holzbohlen von einer Seite auf die andere, wobei durch meine Bewegung jede Unregelmäßigkeit des Knochens gegen den unnachgiebigen Untergrund genau zu spüren war. Dieser verdammte Kerl. Selbst wenn meine Trunkenheit ihn gekränkt hatte, so hätte er wenigstens ein Kissen für mich übrig haben können.
    Meine Schultern drückten ebenfalls schwer nach unten. Und mein Rücken. Und meine Fersen. Ich würde steif und starr werden, wenn ich so liegen bliebe.
    Er hatte daran gedacht, mir eine Decke zu geben, aber er hatte sie mir vollkommen über den Kopf gezogen. Ich hatte Schwierigkeiten, sie von meinem Gesicht zu ziehen ... Ich konnte S1e überhaupt nicht von meinem Gesicht ziehen. Als ich versuchte, meine Arme zu bewegen, stießen meine Ellbogen gegen – Was? Die Seiten einer Kiste? Wo war ich, in Gottes Namen?
    Meine Augen waren die ganze Zeit offen gewesen. Das glaubte ich zumindest. Es war schwer zu sagen, es war so dunkel. Nun standen sie definitiv offen. In dem beengten Raum bewegte ich eine Hand langsam nach oben und überprüfte es, um ganz sicher zu sein. Wange. Wimpern. Lider. Äußere Augenwinkel. Blinzeln.
    Nichts. Ich sah nichts. Das lag an der verdammten Decke. Ich zog daran, und mir wurde klar, dass sie um mich herum festgestopft und irgendwie über meinem Kopf zusammengebunden war wie ein ...
    Nein. Das war lächerlich.
    Lieber Gott, es war so ruhig. Ich konnte nur meine eigenen Bewegungen in dem, was ich nun als kleinen, engen Raum akzeptierte, hören – das Rascheln von Kleidung, das Kratzen von Absätzen, sogar das sanfte Knacken meiner Gelenke – aber absolut nichts anderes.
    Aber da musste doch irgendein Geräusch sein. Es gab immer irgendein Geräusch. Auch wenn man nicht hinhörte, gab es Hunderte von Dingen, die man hören konnte. Wind. Vogelgezwitscher. Das Rascheln von Blättern und Grashalmen. Den eigenen Puls, um Gottes willen.
    Stille. Vollkommen. Beharrlich.
    Sogar mein Herz?
    Nein. Das war unmöglich. Es war da – musste da sein. Ich war gerade nur zu beunruhigt, um es zu hören.
    Ich drückte gegen die Decke, oder was es auch war, das mich bedeckte, und berührte sofort den Deckel der Kiste, in der ich mich befand. Oliver und einige seiner Kumpane spielten ein Spiel mit mir. Sie hatten gewartet, bis ich betrunken war, und hatten mich dann hier hineingelegt. Es war ein schlechter Scherz.
    Aber ich war nicht in Cambridge. Mein Gehirn suchte nach jeder möglichen Antwort, außer nach der Wahrheit. Ich wusste es bereits, oder dachte, ich wusste es, aber der Wahrheit ins Gesicht zu sehen ...
    Meine Schultern strafften sich, und meine Muskeln spannten sich an, als ich mich gegen den Deckel der Kiste stemmte. Diese Bastarde hatten ihn festgenagelt. Dieses Ding würde sich nicht rühren. Ich wollte verdammt sein, bevor ich ihnen die Genugtuung gab, mich um Hilfe schreien zu hören. Ich kam zu dem Schluss, dass Oliver daran keinen Anteil hatte. Das war zu boshaft für ihn.
    Warburton vielleicht.
    Warburton, weiß um die Augen und betrunken aussehend. Aber er war nicht betrunken. Warburton, der sich auf dem Boden zusammenrollte und weinte.
    Nora, die auf ihn hinunterblickte. Nora, die mich anblickte.
    Nora, die mit mir sprach.

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