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Der rote Tod

Der rote Tod

Titel: Der rote Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat N. Elrod
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war mir unvertraut und wesentlich kleiner als unseres, aber die Gerüche und die Routine waren die gleichen. Ich öffnete vorsichtig die Tür und schlüpfte hinein; mit meinen Augen durchforstete ich begierig die Düsternis im Inneren.
    Eine Kutsche stand hier, eine hübsche Arbeit, die Mrs. Montagu ständig polieren ließ, damit sie für ihre Fahrten zur Kirche und ins Dorf immer wie neu aussah. Sie verfügte nur über einen einzigen Kutscher, der ebenfalls als Stallbursche diente, aber er schlief momentan sicherlich im Sklaven quartier. Die Pferde, ein Gespann aus zwei Braunen, die aus derselben Zucht wie mein eigener Rolly stammten, waren ungeschützt.
    Die Tiere spürten bereits meine Nähe und bewegten sich in ihren Boxen.
    Ich suchte mir den ruhigeren der beiden aus und gesellte mich zu ihm in die Box. Seine Ohren klappten zweifelnd, und er bewegte den Kopf ruckweise nach oben. Ich sprach beruhigend auf ihn ein und ließ ihn an mir schnuppern, bis er sich an mich gewöhnt hatte. Es war nicht einfach, dort zu stehen, um ihn zu beruhigen, während ich selbst so aufgewühlt war. Ich stand so kurz davor, den Schmerz in meinem Hals und meinem Bauch zu lindern, dass der natürliche Drang, mich zu beeilen, nur schwer zu unterdrücken war.
    Endlich stand er ganz still, und ich konnte weitermachen. Meine vorherige Erfahrung mit Rolly half mir dabei. Diesmal biss ich weniger tief zu und konnte den Blutstrom besser kontrollieren. Aber die Wirkung des Blutes entsprach der vorherigen, und ich trank dankbar, bis ich gesättigt war, indem ich die Wärme und den schweren Geschmack genoss. Es war besser als das süßeste Wasser, schmackhafter als der beste Wein, kräftigender als jede Speise.
    Und heilsam. Ein großer Teil des quälenden Schmerzes in meinem gebrochenen Arm verschwand. Der Arm war zwar weit davon entfernt, geheilt zu sein – die Schwellung blieb – aber es gab die Hoffnung auf Heilung. Ich konnte sogar die Finger wieder leicht bewegen.
    Die kleinen Wunden, die ich dem Pferd zugefügt hatte, bildeten eine Kruste. Die Blutflecken an meinem Mund und Kinn waren minimal. Ich konnte sie leicht säubern, wenn ich bloß ...
    Ich hatte die Stalltür offen gelassen, um bei meiner Arbeit Licht zu haben. Nun war der Türrahmen nicht länger leer. Die Söldner standen dort, ihre Laternen hoch erhoben. Ich duckte mich, aber die Bewegung verursachte ein Geräusch, und sie kamen herein.
    Verdammnis. Sie hatten sich davon, dass ich sie entlassen hatte, nicht abwimmeln lassen, sondern waren hartnäckig zurückgekehrt. Aus Neugierde? Oder aus einem hingebungsvollen Gefühl des Gehorsams gegenüber ihrem Kommandanten heraus, um dafür zu sorgen, dass seine Befehle korrekt ausgeführt würden?
    Ich wischte mir über den Mund. Nun hatte ich Blut an der Hand. Das verdammte Zeug war überall. Ich hatte keine Zeit, es wegzuwischen, denn sie kamen bereits her, um einen Blick in die Box zu werfen.
    Sie hielten abrupt an, als das Licht der Laternen auf mich fiel, indem ich mich ins Stroh duckte. Jeder von uns fuhr zusammen, sie vor Überraschung, ich mit plötzlicher Scham. Ich wandte mein Gesicht von ihnen ab, aber es war zu spät. Sie hatten das Blut bereits gesehen und meine Augen – die nach meiner Nahrungsaufnahme blutrot geworden waren. Das war bei Nora ebenfalls immer so gewesen.
    »Blutsauger!«, flüsterte einer von ihnen ehrfürchtig und erschrocken.
    Das Wort hatte für mich keine Bedeutung, aber ich wusste, wie sich Furcht anhört. Ich stand auf und drehte ihnen langsam mein Gesicht zu.
    Der Ältere der beiden wich zurück, wobei er mit der Hand erkennbar ein Hexenzeichen gegen mich machte. Er rief Gottes Namen in einem hastig gemurmelten Gebet an. Sein Kamerad stand noch zu sehr unter Schock, um sich zu bewegen.
    »Alles ist in Ordnung«, sagte ich, aber es war hoffungslos zu denken, dass ich sie beruhigen konnte, wie ich das Pferd beruhigt hatte. Ich hob besänftigend die Hand, eine verschwendete und törichte Geste. Es klebte Blut daran.
    Der Ältere schauderte zurück, schrie seinem Freund eine Warnung zu und floh dann. In seiner Eile stieß er gegen die Kante des Türrahmens, aber er hielt nicht an. Der Lärm brachte den anderen Kerl dazu, ebenfalls die Flucht zu ergreifen.
    Ich eilte zur Türöffnung und beobachtete ihren Rückzug über den Hof bis hin zum Feldweg. Sie würden wahrscheinlich schnurstracks zu ihrer Kompanie zurückrennen und dort Gott Weiß was für eine Geschichte erzählen. Es gab absolut nichts, was

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