Der rote Tod
ich dagegen tun konnte. Sie einzuholen und zu versuchen, sie zu beeinflussen, hatte wenig Sinn, denn was gesagt werden musste, um ihre Erinnerungen zu ändern, ging über mein begrenztes Deutschvokabular hinaus.
Eine schwarze Wolke senkte sich über mir herab, sank in mein Gehirn und tötete meine Gedanken, aber nicht meine Gefühle Die Unmöglichkeit meiner Situation war zu viel für mich. Ich konnte sie nicht ertragen. Während Elizabeth bei mir gewesen war, war ich durch sie zur Hoffnung fähig gewesen, aber jetzt schien es, als sei selbst ihre Unterstützung nicht mehr als eine Illusion gewesen ... ein Traum ... ein Schatten.
Ich lebe in den Schatten und erschaffe Schatten von mir selbst in den Gedanken von anderen. Schatten und Illusionen von Leben und Liebe, die meine Nächte erfüllen – bis etwas wie dies hier passiert und sie als das zeigt, was sie wirklich sind.
In diesem Augenblick, als ich mich erschöpft gegen die Wand des Stalles lehnte und ins Leere starrte, wusste ich, was Nora gemeint hatte. Die genaue Bedeutung ihrer Worte hatte mich beim Anblick dieser beiden entsetzten Männer mit fast der gleichen Gewalt durchdrungen wie die Musketenkugel. Mein sehnlicher Wunsch, in das Leben zurückzukehren, das ich gekannt hatte, würde niemals erfüllt werden. Ich wäre vielleicht in der Lage, mir eine Illusion von Frieden entstehen zu lassen, aber es würde nur das und nichts weiter sein. Früher oder später würden die unnatürlichen Aspekte meines Zustandes in diesen Frieden eindringen und ihn zerstören. Dieser Moment war sicherlich nur der erste von vielen anderen, die noch folgen würden. Die Schwere einer solchen Zukunft reichte aus, um mich wieder in den Boden zurückzuschmettern, zurück in das Grab, das mich verschmäht hatte.
Ohne einen Gedanken oder eine bestimmte Richtung verließ ich den Stall und wanderte hinaus in eine Nacht, die meine Illusion eines Tages war.
Ich wanderte und wanderte, wobei ich meinen verletzten Arm festhielt. Mein Weg führte mich durch Felder und über die Straße. Ich wusste nicht mehr, wie spät es war, und es kümmerte mich nicht. Ich traf niemanden und empfand eine vage Dankbarkeit dafür. Ich wollte nicht, dass jemand mich sah, nicht einmal Vater. Ich schämte mich zu sehr für das, was mit mir geschehen war, zu was ich geworden war.
Erst als der Himmel unangenehm hell wurde, erwachte ich ein wenig aus meinem Selbstmitleid, das mich so sehr in der Gewalt hatte. Ich schüttelte es nicht ganz ab, sondern schob es lediglich beiseite, aus Gründen der sachlichen Notwendigkeit. Mein unachtsamer Spaziergang hatte mich ungefähr in die richtige Richtung geführt. Ich befand mich auf meinem eigenen Land und nicht allzu weit von der alten Scheune entfernt. Vielleicht war sogar Elizabeth hier. Ich hatte ihr davon erzählt. Ja. Ich konnte es ertragen, sie wieder zu sehen, aber niemanden sonst.
Das Licht, das den Himmel überflutete, verstärkte sich und ermöglichte anderen dadurch eine klare Sicht, während es mich blendete. Meine Schritte wurden ungeschickt, unsicher. Ich stolperte eilig vorwärts, schirmte meine Augen ab und blickte nur auf, um auf dem Weg zu bleiben, über den ich taumelte. Mit einem erleichterten Schluchzen tauchte ich unter dem Efeu durch, das über dem Eingang hing, hinein in die tröstlichen Schatten, die dahinter lagen.
Offensichtlich war meine düstere Stimmung doch noch nicht weit genug fortgeschritten, dass ich dem Leben jetzt schön entsagen würde. Wäre ich draußen geblieben, hätte mich die Sonne bis auf die Knochen verbrannt, wie ich vermutete. Eine Musketenkugel war schlimm genug, aber es gab noch schlimmere Schicksale.
Ich hinterließ Spuren im Staub und schleppte mich zurück in den Schutz des dunklen Stalles. Die einzigen Spuren, die zu sehen waren, waren meine eigenen des gestrigen Tages. Wahrscheinlich war ich tagsüber hier sicher – zumindest, bis Elizabeth abends vorbeikommen würde. Es tat mir leid, dass sie nicht hier war, aber es war ohnehin nur eine schwache Hoffnung gewesen, und ich hatte den bitteren Unterschied zwischen dieser und der Wirklichkeit bereits kennen gelernt. Sie sprach wahrscheinlich noch mit Vater, das arme Mädchen.
Ich saß mit dem Rücken zur Wand, versuchte meinen Arm zu beruhigen und stöhnte über mein Elend. Diesmal würde ich den Schlaf begrüßen, den der Tag bringen würde ...
... der bald vorbeigerauscht war, ohne dass mir bewusst geworden wäre, dass ich tatsächlich geschlafen
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