Der rote Tod
bereit, auf die Knie zu fallen und ihr für das zu danken, was sie mit dir geteilt hat. Du bist zu uns zurückgekommen. Es ist mir egal, wie oder mit welchen Mitteln. Du bist zurück, das ist alles, was wichtig ist.«
Ich wollte etwas erwidern, stellte aber fest, dass meine Stimme vollkommen belegt klang, und musste erst einmal schlucken. Dann funktionierte es ein wenig besser. »Es ist nur so, dass mir dies immer noch unglaublich erscheint, Vater. Ich habe selbst Zweifel, so viele, dass ich sie kaum ertragen kann. Manchmal scheint es mir gut zu gehen, und dann überwältigt es mich, und ich weiß nicht, was ich tun soll.«
»Ich glaube, du warst zu lange mit dir selbst allein. Es wird Zeit, nach Hause zu kommen.«
»Aber ich habe Angst.«
Er blickte mich an und schien direkt in mein Herz zu sehen. »Ich weiß, Jonathan«, sagte er sanft.
Das half. Als ich die Augen schloss, konnte ich fast fühlen, wie seine Liebe und sein Verständnis mich überfluteten. Ich begrüßte sie wie die sanfte Wärme eines Feuers gegen die bittere Kälte einer Winternacht.
»Das Schlimmste hast du bereits hinter dir«, meinte er. »Glaubst du nicht, es wird Zeit, deine Furcht aufzugeben?«
Er hatte Recht, und ich war töricht. Ich öffnete meine Augen und nickte scheu. Da bot er mir seine Hand und half mir auf die Beine. Bei dieser Bewegung schoss mir ein scheußlich stechender Schmerz durch den Schädel wie von der Berührung mit einem heißen Schürhaken.
»Was ist los?«, verlangte er zu wissen, indem er mich stützte.
»Es ist schon wieder besser«, keuchte ich. »Aber es gibt für Beldon immer noch einiges zu tun.« Ich umfasste meinen verletzten Arm in der Schlinge. Gott, tat das weh. Es war in Ordnung gewesen, bis ich versucht hatte, ihn zu strecken.
Elizabeth hob ihre Laterne hoch, um besser zu sehen. »Was ist dir passiert?«
»Hat Leutnant Nash niemanden hergeschickt, um euch über die Neuigkeiten zu informieren?«
»Nein, das hat er nicht getan. Was für Neuigkeiten?«
»Ich habe ihn gefangen genommen. Ich habe Roddy Finch gefangen.«
Bei den Blicken, die ausgetauscht wurden, bemerkte ich einen erstaunlichen Grad an Familienähnlichkeit zwischen ihnen.
»Dabei bin ich verletzt worden«, fügte ich hinzu, was eigentlich nichts erklärte.
Natürlich führte das bei beiden zu sehr vielen Fragen über meine Aktivitäten der jüngsten Vergangenheit. Unser langsamer Spaziergang zurück zum Haus erfüllte mich vollauf mit der Mühe, Antworten zu liefern. Das half mir, mich von meinen Schmerzen abzulenken.
»Sie werde ihn erhängen, das ist sicher«, meinte Vater gedankenvoll, als ich geendet hatte.
»Ja. Davon bin auch ich überzeugt.«
Danach sagte er nichts mehr.
Während Vater und ich in der Nähe der Stallungen warteten, ging Elizabeth mit der Laterne voran, um sicherzustellen, dass der Weg frei war. Ihre Aufgabe war es, alle Dienstboten aus dem Flur zu vertreiben, der von der Seitentür zur Bibliothek führte. Die übrigen Mitglieder des Haushaltes, Beldon, seine Schwester und meine Mutter, hatten unter den gegenwärtigen Umständen allen gesellschaftlichen Aktivitäten abgeschworen, sodass damit gerechnet werden konnte, dass sie sich zu dieser Abendstunde in ihren Zimmern aufhielten.
Ich wusste, dass es Beldon besonders hart ankam, was mit mir geschehen war. Ich fragte nach ihm, und mir wurde erzählt, dass es ihm den Umständen entsprechend gut ging.
»Er liebt dich, weißt du«, sagte Vater zu mir, als wir warteten.
Ich nickte. »Ja, dessen bin ich mir bewusst, und es tut mir leid für ihn, dass es so ist, da ich es nicht so erwidern kann, wie er es sich sicher wünscht.«
»Er versteht das, da bin ich sicher.«
»Aber er ist ein feiner Kerl.«
»Das ist er. Es war für ihn als Arzt schlimm, dir nicht helfen zu können.«
»Er tat, was er konnte«, meinte ich. »An so viel erinnere ich mich.« Vater wurde ganz still. »Hat es ... war es ...?«
Ich erfasste augenblicklich, was er ausdrücken wollte, und dachte mir hastig eine Lüge aus, die einzige, die ich ihm je erzählt habe, aber eine, die sich einfach nicht vermeiden ließ-»Ich hatte keine Schmerzen. Es ging sehr schnell. Mach dir darüber keine Gedanken.«
Er entspannte sich. »Gott sei Dank.«
»Was ist mit dem armen Beldon?«, fragte ich weiter, in der Hoffnung, ihn auf andere Gedanken zu bringen.
Er erschauerte. »Vielleicht kann dir Elizabeth mehr darüber erzählen. Meine Erinnerung lässt mich da im Stich. Es war der schlimmste Tag
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