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Der rote Tod

Der rote Tod

Titel: Der rote Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat N. Elrod
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dann wieder mitzunehmen. Es war sehr schlimm für uns, als wir dort standen, warteten und dich ansahen. Vater sagte, dass du keinen Herzschlag hättest, dass du nicht atmen würdest.«
    »Wie habt ihr das nur ertragen?«
    »Er bemerkte, dass du warm warst. Er nahm deine Hand und hielt sie, und dann sagte er zu mir, ich solle das auch tun, um sicher zu sein. Danach war das Warten ein wenig leichter, aber ich glaube nicht, dass er es vollkommen glaubte, bis du dich rührtest und deine Augen öffnetest.«
    »Und dein Glaube, Schwester?«
    »Wurde auf die Probe gestellt«, meinte sie schelmisch. »Ich bin da wie du; ich versuche immer noch, den Sinn dahinter zu verstehen, um es zu glauben. Ich hoffe, ich werde schnell darüber hinwegkommen, da ich es verdammt müde bin, so zu fühlen.«
    Wir blickten uns melancholisch an. Und dann verschwand die düstere Stimmung. Sie war die Erste, die in Gelächter ausbrach, dann stimmte ich ein und uns beide erfasste plötzlich ein Lachanfall. Er war leise und wurde von unseren Händen erstickt. Notwendigerweise, denn hätten wir dem Drang wirklich nach- gegeben, hätten wir das ganze Haus geweckt. Aber er war auch rasch wieder vorbei. Elizabeth kippte vor Erschöpfung fast um, und die Bewegung verschlimmerte den Schmerz in meinem Arm.
    Nun döste sie, und ich fragte mich, was Vater so lange aufhielt. Vielleicht versuchte er Beldon irgendwie vorzubereiten. Vielleicht hatte Beldon eine Dosis von seinem eigenen Laudanum genommen. Ich hoffte es nicht.
    Wenn das Trinken Noras Einfluss über Warburton in die Quere gekommen war, konnte man den logischen Schluss ziehen, dass ein Medikament den gleichen Effekt haben könnte. Falls ich nicht meine eigene Fähigkeit der Beeinflussung nutzen konnte, um Beldon in diesen ersten Schreckensmomenten zu beruhigen, könnte die Angelegenheit in der Tat noch sehr viel schwieriger werden.
    Einige übermäßig lange Minuten verstrichen. Elizabeth hielt die Augen geschlossen, aber ich konnte an ihrer Atemfrequenz erkennen, dass sie nicht wirklich schlief. Ich war sehr munter und vertrieb mir die Zeit, indem ich den normalen Geräuschen des Haushaltes zuhörte. Sie kamen aus ziemlich großer Entfernung, aber erschienen seltsam klar: das Geklapper eines Topfes in der weit entfernten Küche, die Schritte eines vorübergehenden Dieners. Ich ergötzte mich insgeheim daran, dass ich fähig war, jedes Geräusch zu identifizieren. Ich wählte mir ein Geräusch aus und konzentrierte mich dann auf ein anderes, ganz, wie es mir beliebte. An diese verbesserte Fähigkeit hatte ich mich ziemlich schnell gewöhnt. Ein Teil von mir genoss sie, während ein anderer Teil davor zurückschreckte, aus der Furcht vor dem Unheimlichen heraus, die wir alle teilen.
    Dann hörte ich, wie sie gemeinsam die Treppe herunterkamen und Vater etwas murmelte. Beldon war still, als Vater ihn zur Bibliothek bat.
    »Elizabeth.«
    Sie zuckte zusammen und war nun völlig wach.
    »Sie kommen. Stell dich mit dem Brandy bereit.« Sie stand auf und ging zum Tisch.
    »Du weißt, was ich tun muss?«
    »Ja. Was du getan hast, um Leutnant Nash zu beruhigen.« Ihr Tonfall zeigte an, dass sie immer noch nicht gerade begeistert davon war. »Ich habe Vater davon erzählt.«
    Gut, dann wäre er nicht allzu überrascht von dem, was ich tun würde. Ich nickte zum Zeichen meiner Dankbarkeit, und wir warteten. Das Sofa stand mit der Rückseite gegen die Tür. Beldon würde mich nicht sofort sehen, was gut war.
    Ich war nicht sicher, was ich von ihm zu erwarten hätte, und bemerkte, dass ich die gleiche Unruhe und Furcht empfand, die ich in zwischen grundsätzlich mit dieser Erfahrung verband. Die' Belohnung war groß, aber der tatsächliche Weg zu dieser Belohnung hin war mühsam.
    Vater spielte den Diener und hielt Beldon die Tür auf. Als sie hereingekommen waren, schloss er sie fest hinter sich.
    »Ihr Patient befindet sich hier, Doktor. Reden Sie einfach mit ihm, und alles wird sich klären«, sagte er.
    Beldon setzte seine Arzttasche ab und kam zum Sofa. Er hauchte Elizabeth einen stillen Gruß zu und drehte sich dann um, um seinen Patienten zu begrüßen.
    Mit offenem Mund hielt er mitten in der Umdrehung inne, um mich anzustarren, zu blinzeln und seinen Kopf zu schütteln und dann wieder zu starren: »Ich ... o mein Gott. O nein.«
    »Beldon«, begann ich, »es gibt nichts, wovor Sie Angst haben müssten. Bitte hören Sie mir zu.«
    Aber Beldon war unfähig, irgendetwas zu hören. Seine ohnehin

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