Der rote Tod
hervorquellenden Augen traten noch weiter aus den Höhlen, und seine Haut wurde so fahl, dass sie gespenstisch der Farbe seiner immer präsenten Perücke glich. Er tat mir Leid und ich griff mit der gesunden Hand nach ihm und sprach tröstende Worte, während ich versuchte, mich auf seinen Geist zu konzentrieren.
Ein vergeblicher Versuch. Vom Schock überwältigt, verwandelte Beldon das Drama in eine Farce, indem er auf die Nase fiel, hingestreckt von einer Ohnmacht.
Elizabeth sagte: »Oh«, Vater entwich ein saftiger Fluch, und gleichzeitig bückten sie sich nach der schlaffen Gestalt, die auf dem Boden zusammengesunken war. Vater drehte ihn um und überzeugte sich davon, dass der Sturz keine Verletzungen verursacht hatte. Elizabeth warf Vater einen Blick milder Enttäuschung zu und streckte Beldons Gliedmaßen.
Vater war ziemlich ratlos. »Ich schätze, ich hätte irgendeine bessere Methode finden können, um ihn auf diese Situation vorzubereiten, aber mir ist um alles in der Welt keine eingefallen.«
Elizabeth holte ein Kissen, auf das sie Beldons Kopf betteten. Als Anzeichen dafür zu sehen waren, dass er das Bewusstsein wiedererlangte, wurde der Brandy ins Spiel gebracht.
»Nicht zu viel«, warnte ich. Ich taumelte vom Sofa und kniete mich neben ihn. Es schien mir wichtig zu sein, dass ich der Erste war, den er sah, wenn er aufwachte.
»Ja«, meinte Vater, dem mein wirkliches Motiv, nämlich den nüchternen Zustand des Mannes zu erhalten, entging. »Wir wollen den Burschen doch nicht ersticken.«
Beldons Augenlider flatterten. Er war nun ruhig und des orientiert durch seinen Ohnmachtsanfall. Aber das war mir eine große Hilfe. Ich ergriff die Gelegenheit, seine Lage herzlos auszunutzen, und fixierte meinen Blick und meine Gedanken ganz auf ihn. Solchermaßen überrascht, hatte Beldon keine weitere Möglichkeit, seiner Furcht nachzugeben. Seine Miene wurde schlaff und teilnahmslos. Das Ergebnis – wenn auch verstörend für Elizabeth und erstaunlich für Vater – war für mich befriedigend. Aber der Moment war kurz, denn wieder musste ich mich der Aufgabe stellen, ausführlich und kompliziert meine Rückkehr aus dem Grab zu erklären.
Und in der Pause zwischen dem Moment, in dem ich Beldon seinen bewussten Willen genommen hatte, und meinem nächsten Atemzug wurde mir klar, dass ich es einfach nicht wieder tun konnte.
In diesem Augenblick wusste ich, dass es absolut keine Möglichkeit gab, bloß zu einer Illusion des Lebens, das ich zuvor gekannt hatte, zurückzukehren, wenn ich ihm und den anderen, die folgen würden, auch nur den geringsten Teil der Wahrheit mitteilen würde. Die Veränderungen in mir waren überwältigend genug; ich brauchte jetzt etwas Beständigkeit, der Balance meines Gemütes zuliebe.
Und die Lösung folgte dieser Erkenntnis gleich auf dem Fuße, so hübsch und einfach, dass ich mich selbst als Dummkopf tadelte, weil ich sie nicht schon früher bedacht hatte.
Vater und Elizabeth kannten die Wahrheit, denn es bedeutete mir viel, dass sie sie kannten. Nash war eine Lüge erzählt worden, denn er spielte überhaupt keine Rolle. Und was die anderen betraf, so standen sie dazwischen ...
Beldons Augen klärten sich, und seine Augenbrauen runzelten sich in wahrer Verwirrung. »Du meine Güte, was ist passiert?«
»Wir sind uns nicht sicher, Doktor«, antwortete ich. »Sie klagten über ein Schwindelgefühl, und im nächsten Moment fielen Sie um wie ein gefällter Baum. Geht es Ihnen gut? Haben Sie sich auch nicht verletzt?«
Verwirrt untersuchte er sich rasch selbst und verkündete, dass er in Ordnung sei. »Ich erinnere mich an nichts davon. Zuletzt war ich in meinem Zimmer ... Ich hatte den fürchterlichsten Traum über Sie, Mr. Barrett.«
»Was für eine Art Traum?«, fragte ich unschuldig.
»Das war ein zutiefst ...« Er schüttelte den Kopf. »Oh, schon gut. Ich sollte nicht darüber reden, damit es nicht wahr wird.«
Ich drängte ihn nicht, mehr Einzelheiten zu erzählen, da ich diese bereits kannte. Wenn es bei Beldon wirkte – und es hatte gewirkt – würde es bei jedem anderen auch wirken. Ich würde mit einem nach dem anderen sprechen und sie alle davon überzeugen, dass mein Tod und meine Beerdigung nicht mehr als ein unangenehmer Traum gewesen waren – nur ein Nachtmahr. In jedem Fall würden sie es nur sehr ungern ansprechen, auch wenn ich sie nicht instruieren würde, das nicht zu tun. Es hatte den Anschein, als könne ich, abgesehen von einigen un-
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