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Der rote Tod

Der rote Tod

Titel: Der rote Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat N. Elrod
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eine Überraschung, dachte ich.
    »Ich möchte diese Gelegenheit nutzen, um Sie wissen zu lassen, dass ich Ihnen und Ihrem Haus völlig zur Verfügung stehe, sollte es erforderlich sein.«
    »Als Arzt?«, fragte ich, ein wenig unverschämt, nun, da er Mutters Schutz entbehrte.
    Als Mann von schneller Auffassungsgabe entschloss er sich, die leichte Beleidigung als Witz zu nehmen. »Ja, wie ich fürchte. Zweifellos könnte ich mich nützlich machen, indem ich auf den Feldern arbeiten würde, aber ich habe mehr Talent, als Arzt zu arbeiten, denn für Tierzucht oder Farmarbeit.«
    Ich hielt auf dem Treppenabsatz an und sah ihn direkt an. »Dann halten Sie sich selbst für einen guten Arzt?«
    »So gut wie die meisten. Ich studierte gemeinsam mit Dr. Richard Shippen aus Philadelphia«, fügte er mit einigem Stolz hinzu.
    »Wirklich? Mit dem Pockenmann?«
    Beldon war überrascht, dass ich von ihm gehört hatte, und sagte dies auch.
    »Vorjahren hatte Mutter Vater per Brief instruiert, Elizabeth und mich schleunigst zu diesem Mann zu bringen, damit wir eine Pockenimpfung erhielten. Ich habe davon immer noch eine Narbe. Ich kann damals nicht älter als neun gewesen sein, aber ich habe eine lebhafte Erinnerung daran. Das waren die schlimmsten sechs Wochen in meinem Leben. Was für eine furchtbare Sache, die man Kindern antun kann.«
    »Weniger furchtbar, als an Pocken zu sterben«, betonte er. Ich war nicht gewillt, meine feindselige Einstellung gegenüber diesem Mann aufzugeben.
    »Ich habe gelesen, dass man ihn vor drei Jahren wegen Leichenraubs vor den Kadi gebracht hat.«
    Aber Beldon war nicht aus der Reserve zu locken. Er schüttelte nur amüsiert den Kopf. »Das ist etwas, was jedem lehrenden Arzt zu passieren scheint. Er war angeklagt, die Leiche einer Frau für seine Sezierklasse entwendet zu haben, aber diese Leichname stammten stets nur vom Friedhof für Arme und Nichtidentifizierte, niemals von heiligem christlichem Boden. Die ganze Sache war einfach absurd. Sie sagten, er habe eine Frau im Winter seziert, die im Sommer am Faulfieber gestorben war. Absurd.« »O ja, sehr.«
    Er überging dies ebenfalls und zeigte auf eine Tür. »Ist dies mein Zimmer?«
    »Dieses hier«, entgegnete ich, indem ich ihn weiter die Halle entlangführte.
    »Ich habe gehört, dass Sie hier eine gute Bibliothek haben.« »Ja. Unten. Jeder Dienstbote kann Ihnen den Weg dorthin zeigen.«
    »Ich freue mich darauf. Ich konnte nicht viele Bücher mit bringen. Vielleicht würden Sie sich gerne einmal meine eigene kleine Sammlung ansehen?«
    »Ein anderes Mal, Dr. Beldon. Ich muss zu den Damen zurückkehren, wie Sie wissen.«
    Wieder dieses Lächeln, unerschütterlich, diesmal mit einem Anflug von Bedauern und Wohlwollen. »Ja. Die Damen können ziemlich fordernd sein. Also gute Nacht, Mr. Barrett. Vielen Dank noch einmal für Ihre Freundlichkeit.«
    Der Mann klang vollkommen ehrlich. Ein wenig verdutzt verschwand ich, bevor er mich in ein weiteres Gespräch verwickeln konnte.
    So verlockend es auch gewesen wäre, mich in mein Zimmer zurückzuziehen, fühlte ich mich doch verpflichtet, in den Salon zurückzugehen und mich um Elizabeth zu kümmern. Sie spielte immer noch verbissen. Ab und zu griff sie einen falschen Ton, wenn ihre Gedanken abschweiften. Mutter war mit ihrem Kratzstab beschäftigt. Mrs. Hardinbrook sah gelangweilt aus.
    Am Ende des Stücks applaudierte ich lauter als die anderen und trat auf das Spinett zu. »Exzellent, Elizabeth. Du wirst jeden Tag besser.«
    Sie wusste, was ich im Sinn hatte, und griff elegant mit beiden Händen nach der Gelegenheit. »Du bist so freundlich, Jonathan.« Sie stand auf, entfernte sich von ihrem Instrument und wandte sich an ihr Publikum. »Ach, auch ich bin erschöpft. Noch eine Minute, und ich schlafe im Stehen ein.«
    »Es war ein langer Tag für dich«, stimmte ich zu. »Mutter, dürfen wir gehen?
    Ich werde zusehen, dass Elizabeth die Treppe hinaufkommt, ohne zu stolpern.«
    »Armes Ding«, sagte Mrs. Hardinbrook, ganz Mitleid. Sie hob an zu einer zweifelsohne hübschen Rede, aber Mutter unterbrach sie, indem sie uns die Erlaubnis zum Gehen gab.
    Als wir draußen waren, streiften Elizabeth und ich unsere formellen Masken ab und marschierten als Gleichgesinnte auf die Treppe zu.
    »Danke für die Rettung«, sagte sie.
    »Immer zu deinen Diensten.«
    »Es sieht so aus, als ob wir sie auf dem Hals hätten, solange Mutter hier ist.«
    »Traurigerweise, ja.«
    »Oder wenigstens, bis Vater sie

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