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Der rote Tod

Der rote Tod

Titel: Der rote Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat N. Elrod
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Lehrer.
    Der Junge blickte finster drein. »Das haben Sie nich', ich hab's. Wenn Sie das getan hätten, un' es war' auf unserm Land gewesen, dann hätte Dad Sie fürs Einbrechen totgeschossen.«
    Roddy gab Nathan einen Schlag. »Mr. Rapelji hat nich' gesagt, dass er ›eingebrochen‹ ist, er hat dir gesagt, wie man richtig spricht.«
    Nathan machte ein düsteres Gesicht und knurrte vor Missfallen. Er war einer der schwierigeren Schüler und wäre glücklicher gewesen, auf den Feldern zu arbeiten oder zu jagen. Rapelji hatte das oft ermutigt, aber ihr Vater war fest entschlossen, sie das ABC lernen zu lassen, und bezahlte die Bemühungen grimmig. Roddy hatte mehr im Kopf und hätte wohl bessere Fortschritte gemacht, wenn er nicht ständig damit beschäftigt gewesen wäre, auf Nathan aufzupassen und ihn bei der Stange zu halten.
    Nachdem die morgendlichen Pflichten erledigt waren, kamen die anderen Jungen zum Frühstücken herein, gemeinsam mit einem halben Dutzend anderer aus Nachbarhäusern. Nathans Kaninchen war Mittelpunkt des allgemeinen Interesses und Gesprächs, und er wurde genötigt, seine Geschichte, wie er dem Tier den Hals umgedreht hatte, zu wiederholen. Glücklich demonstrierte er dies, zu jedermanns Befriedigung, aber seine Methode entfachte einen Disput über die verschiedenen Möglichkeiten, diversen Tierarten die Hälse umzudrehen. Elizabeth war nicht im Geringsten zimperlich, aber nach einigen Minuten fröhlicher Diskussion begann sie sichtlich zu erblassen. Rapelji bemerkte dies und schickte Nathan mit seinem ganzen Stolz in die Küche zur Arbeit, denn diese war Teil von Finchs Bezahlung für den Unterricht seiner Söhne.
    Später, bei Tee, frischem Brot und heißem Haferbrei, sprachen wir über alles Mögliche, das nichts mit Mutter zu tun hatte. Rapelji nutzte diese Zeiten, um den Jungen beizubringen, wie sie sich in zivilisierten Konversationen zu verhalten hatten, wie er es nannte. Er war allgemein beliebt, aber oft wurden die Jungen von ihrem natürlichen Schwung mitgerissen, und es herrschte ein Höllenlärm, wenn jeder einen Kommentar beisteuerte, der lauter war als der seines Nachbarn, und das zur gleichen Zeit. Wenn das passierte, stellte Rapelji die Ordnung üblicherweise mit den Schlag eines Hammers wieder her, der für diesen Zweck bereitlag.
    Als der Unterricht ernsthaft begann, machte sich Elizabeth nützlich, indem sie einige der jüngeren Knaben überwachte, während Rapelji sich einen Moment Zeit nahm, um meine Griechischübungen zu überprüfen. Er drückte seine Zufriedenheit aus, was mich überraschte, wenn man bedachte, unter welchen Unterbrechungen meine Arbeit gelitten hatte.
    »Demnächst versuchen wir es mit einer Originaldichtung«, verkündete er vergnügt, als ob das ein Ereignis wäre, das man feiern müsse. »Etwas Gereimtes. An den Universitäten werden oft Wettbewerbe darin abgehalten, und Sie möchten doch bestimmt Übung haben.«
    »Ja, Sir«, sagte ich, indem ich Elizabeth Mitleid heischend ansah, aber nur ein Grinsen für mein Elend erntete.
    Rapelji stellte meine Griechischübung für diesen Tag in groben Zügen dar; dann übertrug er mir das Privileg, den anderen bei ihrer Arbeit zu helfen. Unser Lehrer war der Ansicht, dass keine Lektion so fest haften blieb wie die, die man anderen beibrachte. Auch stellte er sorgfältig sicher, dass die Informationen, die wir weitergaben, korrekt waren. Bei einer denkwürdigen Gelegenheit hatte ein Junge »seinen Schülern« den Eindruck vermittelt, Kolumbus sei 1493 in Amerika gelandet, was der Grund für einige Verwirrung war und für wenigstens einen Faustkampf, als Rapelji ihnen den Rücken zudrehte.
    Die gesamte Gesellschaft um uns herum half uns wirklich, die Zeit zu vertreiben, wie Rapelji behauptete. Die Mädchen kamen aus der Küche, um anzukündigen, dass es Zeit für das Mittagessen war, was von ausnahmslos allen mit großer Begeisterung begrüßt wurde. Papiere und Bücher wurden weggeräumt, Kreide und Kohle von Händen abgewaschen, und die Teller wurden wieder hingestellt. Elizabeth und ich blieben bis weit in den Nachmittag hinein und genossen jede Minute. Es gab einen unbehaglichen Moment, als einer der jüngeren Schüler Elizabeth unerschrocken fragte, warum ihr Auge und ihre Wange blau seien. Sie machte ihm sanft klar, dass es unhöflich sei, solche Fragen zu stellen. Und sie erzählte ihm eine einfache Version der Wahrheit, dass ihre Mutter sie geschlagen hatte.
    Dies erregte nicht besonders viel Aufsehen,

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